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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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wird sofort h-Moll etabliert. In rascher Folge werden nun zwei weitere Themen eingeführt –<br />

eines in Oktaven, charakterisiert durch das abfallende Intervall einer verminderten Septime, und<br />

des weiteren ein rhythmisches Motiv im Baß, das leicht an seinen wiederholten Noten zu<br />

erkennen ist. Das zweite und dritte Thema bestimmen die folgenden Abschnitte, bis das erste<br />

Thema zurückkehrt, um das vierte anzukündigen, das die Bezeichnung Grandioso 3 trägt und<br />

die Musik nach D-Dur überführt. Außerdem leitet es im klassischen Sinne in den Seitensatz<br />

über, der die thematische Umformung des vorangegangenen Materials in der neuen Tonart<br />

fortsetzt. Besonders schön ist die zarte, aus dem dritten Thema abgeleitete Melodie 4, mit nun<br />

gar nicht mehr bedrohlichen wiederholten Noten. Frenetische Entwicklungsarbeit führt zu einer<br />

Passage (ab Takt 225), die der klassischen Codetta entspricht 5, und (bei Takt 277) zur<br />

Durchführung 6, die mit der Transformation der allerersten Takte des Werks einsetzt. Ein<br />

beinahe opernhaft wirkender Dialog bringt uns zum Andante sostenuto 7 in Fis-Dur, dessen<br />

neues Thema, das fünfte, mit dem vierten alterniert, um einen überaus leidenschaftlichen<br />

langsamen Satz hervorzubringen. Eine Rückkehr zum einleitenden Material eröffnet das Fugato<br />

im vorherrschend schnellen Tempo 8, das voller Witz und kantiger Dissonanzen ist, ehe die<br />

Reprise 9 (ab Takt 531) einem großartigen Höhepunkt zustrebt (ab dem Più mosso bl bei Takt<br />

555). Danach kehrt das Material des Seitensatzes in H-Dur zurück bm. (Es ist interessant,<br />

festzustellen, daß die Melodie nun viel zurückhaltender wirkt als bei ihrem Erscheinen in<br />

D-Dur, und daß Liszt hier, trotz der eigenwilligen Veränderungen manch eines Pianisten,<br />

keineswegs die Hinzufügung des H in der unteren Okave angegeben hat, genauso wenig wie<br />

sonst irgendwo in der Sonate, bis auf den allerletzten Ton. Von allen Werken Liszts ist dies mit<br />

Sicherheit dasjenige, das am ehesten absolute Texttreue erfordert.)<br />

Die Presto und Prestissimo geführte trügerische Oktavenstretta bn der Coda mündet nicht in ein<br />

grandioses Finale (obwohl das Manuskript beweist, daß Liszt kurz mit diesem Gedanken<br />

spielte), sondern in eine meisterliche abschließende Zusammenfassung des gesamten Materials,<br />

einschließlich des Themas aus dem langsamen Satz bo, in einer Stimmung stiller Zuversicht.<br />

Diese wird erzielt durch die verdeckte Schlußkadenz vom F-Dur-Dreiklang zum sanft<br />

wiederholten H-Dur-Akkord in seiner aufstrebenden zweiten Inversion, bis endlich die letzte<br />

Note alle Spannung auflöst.<br />

Es ist wohl allgemein bekannt, daß Liszt die Sonate Schumann widmete, zum Dank dafür, daß<br />

Schumann ihm seine großartige Fantasie op. 17 zugeeignet hatte – eine Widmung, die Clara<br />

Schumann in ihrer Ausgabe der Werke ihres verstorbenen Mannes boshaft tilgte!<br />

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