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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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und mit demselben blauen Stift hat er die 6 / 3-Akkorde in D-Dur, welche die letzten vier Takte<br />

einnehmen, mehrfach durchgestrichen. Dann hat er, aufgeklebt auf die Rückseite des letzten<br />

Blatts des Druckexemplars, zwei ihrerseits aneinandergeklebte Seiten Manuskript hinzugefügt.<br />

Diese Blätter sind in Liszts Handschrift mit Tinte beschrieben und eindeutig zu einem anderen<br />

Zeitpunkt und mit einem anderen Stift abgefaßt als die zusätzlichen Takte, die mit Tinte in das<br />

Druckexemplar eingefügt sind. Die Seitenzahl 10 in Liszts Handschrift entspricht der<br />

Numerierung der gedruckten Partitur, an die das Manuskript angehängt ist. Zunächst einmal<br />

werden die vier Takte D-Dur durch vier Takte ersetzt, die laut Angabe zweimal zu spielen sind<br />

und aus abwärts gerichteten Quinten über düsteren Tremolos bestehen, die zwischen cis-Moll<br />

und Cis-Dur oszillieren. Im Anschluß an diese neuen Takte zieht Liszt einen abschließenden<br />

doppelten Taktstrich, vielleicht um darauf hinzuweisen, daß das Stück, wollte man es getrennt<br />

aufführen, an dieser Stelle enden könnte. Dann jedoch fängt er von vorn an und füllt ein neues<br />

Liniensystem mit zweiundvierzig Takten neuen Materials, das die schnellere Musik des Zyklus in<br />

Erinnerung ruft und wiederum von den abwärts gerichteten Quinten Gebrauch macht. Er hat das<br />

zweite Blatt (eine andere Sorte Manuskriptpapier) an das erste angeklebt, um den langen Zusatz<br />

unterzubringen. Der Abschnitt ist mit den Angaben Animato (Lebendig) (der erste Gedanke,<br />

nämlich Allegro trionfale, ist ausgestrichen) und acht Takte später Più mosso versehen.<br />

Die sich stellenden Fragen sind schwer kategorisch zu beantworten, aber es hat erstens den<br />

Anschein, als seien dies vermutlich Liszts letzte schriftlich niedergelegte Gedanken zu dem<br />

Stück. (Tatsächlich weiß man zum gegenwärtigen Zeitpunkt von keiner anderen holographischen<br />

Fassung des Werks.) Zweitens bleibt die Möglichkeit, einen langsamen oder schnellen Schluß zu<br />

wählen, nach wie vor offen. Und drittens ist die abschließende Tonalität der neuen Coda, die den<br />

Zyklus nicht in der Tonart enden läßt, in der sie begonnen hat, sondern in der parallelen<br />

Molltonart - will sagen, sie endet nun in h-Moll statt in D-Dur - vielleicht nicht von höchster<br />

Wichtigkeit, da Széchenyi zwar scheinbar in d-Moll, aber hörbar in Es-Dur anfängt, und das D-<br />

Dur nur kurz gegen Ende des Stücks erreicht wird, ehe es in einem von Liszts typischen<br />

Abstechern in eine beunruhigende Leittonkadenz zunichte gemacht wird. Des weiteren sind die<br />

Tonalitäten im Zyklus insgesamt breit gestreut, und es ist zweifelhaft, daß jemand, der nicht das<br />

absolute Gehör besitzt, dem tonalen Verlauf so eindeutig folgen könnte, daß er sich benachteiligt<br />

fühlen würde, wenn der Zyklus nicht in der Tonart endet, in der er begonnen hat. Mosonyi selbst<br />

befindet sich tonai im Fluß, auch wenn d-Moll und D-Dur eine wichtige Rolle spielen. Und zu<br />

guter letzt lassen die nackten Oktaven der neuen Coda die Schlußtakte des ersten, zweiten, dritten<br />

und fünften Stücks aus dem Zyklus anklingen.<br />

LESLIE HOWARD © 1999<br />

Übersetzung Anne Steeb/Bernd Müller<br />

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