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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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entsprechend den vorhandenen mit neuen umfassenden<br />

Titeln herausgegeben und als Fortsetzung der Mercadante-<br />

Serie numeriert. Die drei Stücke von Liszt behandeln<br />

sommerliche Nächte in Posilippo—das heutzutage nicht<br />

mehr mit dem angenehmen Badeort von einst zu<br />

vergleichen ist und von den Vororten Neapels verschluckt<br />

zu werden droht. Auch sie decken größere Vielfalt auf in<br />

diesen grundsätzlich schlichten Porträts italienischer<br />

Gegebenheiten: beim Bootsführer, im Atem der Geliebten<br />

und beim Turm von Biasone (Donizettis Vorlage endet mit<br />

einer besonders entwaffnend eingängigen Melodie). Und<br />

selbst wenn wir uns nicht ganz dem Urteil Sir Sacheverell<br />

Sitwells anschließen, wonach sie ähnlich kostbare Juwelen<br />

in der Krone Liszts seien wie die Sonate und die Faust-<br />

Sinfonie, sind sie doch gewiß mehr wert, als ihre<br />

gegenwärtige Vernachlässigung vermuten läßt.<br />

Drei Sonette aus Petrarcas Zyklus, mit dem der<br />

Dichter seine Liebe zu der göttlichen Laura besungen hat,<br />

beschäftigten viele Jahrzehnte lang Liszts Gedanken. Das<br />

bekannteste Werk, das aus dieser Beschäftigung<br />

hervorging, ist das zweite der drei Klavierstücke aus dem<br />

Deuxième Année de pèlerinage, die Petrarcas Namen<br />

tragen. Die drei Sonette wurden erstmals 1838/39 als<br />

Lieder für hohe Gesangsstimme und Klavier vertont.<br />

(Eigentlich verlangt ihre Interpretation einen lyrischen<br />

Tenor, der furchtlos mit den Ossia-Passagen umgehen<br />

kann und ein hohes Des zustandebringt—der Verfasser<br />

dieser Zeilen wird nie den gewaltigen Eindruck vergessen,<br />

den diese Lieder hinterließen, als sie von Adrian<br />

Thompson bei der Hugo-Wolf-Akademie in Stuttgart<br />

gesungen wurden.) Die Klaviertranskriptionen, welche die<br />

Reihenfolge des ersten und zweiten Liedes umkehren,<br />

sind wahrscheinlich kurz danach entstanden, lagen aber<br />

auf jeden Fall 1846 fertig vor und kamen im selben<br />

Jahr heraus. 1855 wurden die Transkriptionen für das<br />

Deuxième Année überarbeitet, 1861 (unter Beibehaltung<br />

14<br />

der Reihenfolge der Klavierfassung) die Lieder durchweg<br />

für tiefe Gesangsstimme umgeschrieben—wodurch sie<br />

einen extrem traurigen Tonfall bekamen. Da wir mit den<br />

späteren Klavierfassungen vertraut sind, werden die<br />

Divergenzen zwischen ihnen und den frühen Klavierversionen<br />

deutlich herauszuhören sein, insbesondere die<br />

lange Einleitung zum zweiten Stück in der ersten Fassung.<br />

Da wie bei den Liebesträumen das Gefühl, es mit Poesie<br />

zu tun zu haben, entscheidend zum Verständnis der Musik<br />

beiträgt, sind Petrarcas Originalsonette auf Seite 6<br />

abgedruckt.<br />

Um 1840 hatte Liszt die erste Sammlung von Klavierstücken<br />

mit dem Titel Venezia e Napoli bereits in Druck<br />

gegeben, und ein Fahnenabzug war an ihn abgeschickt<br />

worden, als er offenbar den Entschluß faßte, sie nicht zu<br />

veröffentlichen—warum, wissen wir nicht. 1859 überarbeitete<br />

er die letzten beiden Stücke der Serie und fügte<br />

ein kurzes neues Stück ein, das die zweite Sammlung<br />

unter dem gleichen Titel vervollständigte. Sie wurde als<br />

Anhang zum Deuxième Année herausgegeben und war<br />

immer ungeheuer populär. Die Originalversionen hören<br />

sich ausgesprochen interessant an, obwohl man<br />

argumentieren könnte, daß in Dezimen eingebaute Triller<br />

das Steuern einer Gondel erschweren oder daß diese<br />

Tarantella pro Takt fast zuviele Tanzschritte aufweist. Das<br />

zweite Stück ist ungewöhnlich. Seine zwei unabhängigen<br />

Themen sind wahrscheinlich volkstümlichen Ursprungs,<br />

doch ist keines von beiden so charakteristisch, daß es für<br />

den Verfasser dieser Zeilen identifizierbar wäre. Da geht es<br />

im ersten Stück schon wesentlich geordneter zu.<br />

Möglicherweise hatte Liszt bereits sein Potential als<br />

Orchesterwerk erkannt, als er das Klavierstück zurückzog.<br />

All jene, die um die Tondichtung Tasso—Lamento e<br />

Trionfo wissen, die 1854 endgültig vollendet wurde,<br />

werden jedenfalls keine Schwierigkeiten haben, dieses<br />

Lied eines Gondoliers wiederzuerkennen. Doch auch das

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