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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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hat schließlich die Guarneri del Gesù Violine Davids geerbt und mit ihr Aufnahmen gemacht.<br />

Die Arbeit Davids mag nicht auf der gleichen Stufe stehen, wie die seiner zwei berühmten<br />

Zeitgenossen, Mendelssohn und Schumann, denen er am ähnlichsten ist, und die neuen<br />

Richtungen von Berlioz, Liszt und Wagner waren nicht seine Sache. Wenn die Bunte Reihe<br />

aber für ihn typisch ist, dann gibt es in stiller Weise viel zu bewundern. Der Stil ist gewandt und<br />

kultiviert, und die Charakterisierungen sind geschickt veranschaulicht. Der ganze Zyklus hegt<br />

ungefähr im gleichen Bereich wie Mendelssohns Lieder ohne Worte und Schumanns<br />

Kinderszenen, mit dem Grad von Sentimentalität und Nostalgie des ersteren und der<br />

aufrichtigen Schlichtheit des letzteren. Die größte Anzahl der Stücke sprechen für sich selbst,<br />

aber die Übertragung der Violintechnik zum Klavier verursacht eine Menge interessanter, nicht<br />

zu sagen haarsträubender Probleme. Wiederholte Noten sind immer leichter mit dem Bogen,<br />

und umgekehrt stellen repetiert angeschlagene Akkorde bei der Klaviatur keine ernstlichen<br />

Probleme mit Hinsicht auf die Intonation dar, ungeachtet des Temperaments. Es ist Liszt<br />

gelungen, die ursprüngliche Violinpartie und die ziemlich elementare Klavierbegleitung derartig<br />

zusammenzustellen, daß auch nicht der geringste Zweifel aufkommen könnte, die Werke hätten<br />

für irgendein anderes Medium als Soloklavier bestimmt sein können. Liszt bleibt Davids Text<br />

völlig treu und erlaubt sich keinerlei harmonische oder virtuosische Ausfeilung. Die einzige<br />

Ausnahme ist Liszts zweite Fassung des Stücks Ungarisch, die ein neues Tempo anschlägt —<br />

'Allegro marziale' an Stelle von 'Allegretto moderato' — eine neue Einleitung hinzufügt und<br />

Davids einleitendes Thema auf eine ganz andere Art und Weise entwickelt, die den<br />

ursprünglichen Mittelteil völlig fallen läßt und sich zu einem recht wilden Schluß steigert.<br />

Bedauerlicherweise für Ferdinand David, sind nicht nur seine Originale sondern selbst Liszts<br />

Transkriptionen seit Jahren nicht mehr im Druck erhältlich gewesen, und es wird noch einige<br />

Jahre dauern, bis eine Neuauflage von Liszts Fassungen in der Neuen Liszt Ausgabe erscheint.<br />

Es ist schade, denn hier ist viel attraktives Material vorhanden, welches die Eintönigkeit vieler<br />

tödlicher Konzertprogramme beleben würde.<br />

LESLIE HOWARD<br />

Übersetzung ISOLDE HEDEGAARD<br />

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