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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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daß sie im alleruntersten Stimmbereich des Klaviers<br />

gespielt werden.<br />

Für das Finale liegen viele verschiedene virtuose<br />

Alternativpassagen vor, die leicht von Beethovens Vorlage<br />

abweichen, aber auf jeden Fall die wesensmäßige<br />

Schwäche des Klaviers gegenüber dem vollen Orchester<br />

ausgleichen—in das Beethoven zum ersten Mal Posaunen<br />

und Pikkoloflöten eingliedert. Gleich zu Anfang bietet Liszt<br />

an, der erhöhten Gewichtigkeit entsprechend den Part der<br />

linken Hand auszufüllen. Die vorliegende Einspielung<br />

weicht ab dem 58. Takt von seiner alternativen Lesart ab,<br />

denn dort entfernen sich Oktavtriolen allzu unangenehm<br />

weit von Beethovens Melodielinie. Dagegen wird Liszts<br />

Forderung, Beethovens Exposition zu wiederholen, mit<br />

Freuden aufgegriffen, genau wie die originelle Leitstimme,<br />

die ab dem 290. Takt Beethovens Tremoli durch Oktaven<br />

con strepito ersetzt. Mit der Untermauerung auf einer<br />

tieferen Oktave, die Liszt dem Pikkolopart der Coda<br />

zugedacht hat, läßt es sich leben, weniger dagegen mit der<br />

Ausführung des Pikkolotrillers und des ersten Violinparts<br />

durch eine Hand. Zum Ausklang stehen Liszts pianistische<br />

Rhetorik und Beethovens Orchesterrhetorik erneut in<br />

Einklang miteinander.<br />

Sinfonie Nr. 6 in F-Dur Op.68—„Sinfonie Pastorale“<br />

Liszt hatte von Anfang an großen Erfolg mit seiner<br />

Übertragung der Pastorale. Sie war vermutlich die erste<br />

der Beethoven-Sinfonien, deren Transkription er in Angriff<br />

nahm, und er hat zumindest die letzten drei Sätze immer<br />

wieder bei öffentlichen Konzerten gespielt. Beethoven<br />

vollendete das Werk ungefähr um die gleiche Zeit wie die<br />

vorangegangene Sinfonie, also 1808. Die entstehungsgeschichtlichen<br />

Einzelheiten von Liszts Transkription<br />

decken sich im wesentlichen mit jenen seiner<br />

Übertragung der 5. Sinfonie. Davon ausgenommen ist eine<br />

acht Takte umfassende Passage im fünften Satz (die letzte<br />

34<br />

Darbietung des Hauptthemas, angefangen beim 133.<br />

Takt), die er für die Breitkopf-Ausgabe von 1840<br />

vereinfacht hat. Die Endfassung ist noch einfacher, stellt<br />

aber wohl eher einen Kompromiß gegenüber Beethovens<br />

Vorlage dar, in der—das muß einmal gesagt sein—viel<br />

zuviele Linien um die Oberhand ringen, um jemals von<br />

einem einzelnen Pianisten dargeboten zu werden. (Daß<br />

die Neue Liszt-Ausgabe diese Endfassung allein aufgrund<br />

von acht geänderten Takten als „dritte“ Version bezeichnet,<br />

scheint in einem ohnehin sehr verworrenen Katalog<br />

unnötige Verwirrung zu stiften.)<br />

Das größte Problem, das sich dem Interpreten von<br />

Liszts Transkription stellt, ist der Erhalt der äußerlichen<br />

Ruhe, während er sich zugleich die Hände verrenken und<br />

häufig in aller Stille Undezimen greifen muß. Davon<br />

abgesehen ist und bleibt die Sechste aus pianistischer<br />

Sicht die wohl angenehmste aller Sinfonien. Das<br />

„Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem<br />

Lande“ läßt wonnevoll darin schwelgen, daß alle<br />

Beethoven sehen Klanggebilde so getreu und dankbar<br />

nachempfunden sind. Und von der „Szene am Bach“<br />

gehen kein Plätschern und kein Vogelruf verloren—das<br />

geht soweit, daß einige gefahrlich weite Griffe für die linke<br />

Hand gleichzeitig mit kombiniertem Triller- und<br />

Melodiespiel der rechten Hand auftreten. Gelassene<br />

Athletik, so und nicht anderes sind die Anforderungen zu<br />

beschreiben, die für die Reprise mit ihren zusätzlichen<br />

Klarinettenklängen und Violinarpeggien gelten.<br />

Liszt hat offenbar einst Berlioz anvertraut, daß er die<br />

zweiten acht Takte des „Lustigen Zusammenseins der<br />

Landleute“ etwas langsamer spiele, da es dort um alte<br />

Bauern ginge—im Gegensatz zu den jungen Bauern am<br />

Anfang. Nur wenige Dirigenten würden mit derlei<br />

Aufführungspraktiken ihr Ansehen aufs Spiel setzen, aber<br />

es ist gewiß eine ausgezeichnete Idee, bei der<br />

Interpretation des Stücks daran zu denken. Zu den

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