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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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LISZT Deuxième Année de Pèlerinage – Italie<br />

D<br />

IE GENESE DES ERSTEN UND ZWEITEN BUCHES<br />

von Liszt unter dem Titel Années de Pèlerinage<br />

weist viele Parallelen auf: Die Mehrheit der<br />

Stücke beider Bücher wurde in den 30er Jahren des<br />

19. Jahrhunderts während Liszts gemeinsamen Reisen<br />

mit Marie d’Agoult in die Schweiz und nach Italien<br />

komponiert. Diese Zeit, in der die drei Kinder des<br />

Paares, nämlich Blandine, Cosima und Daniel, geboren<br />

wurden, war für Liszt nicht nur von großer persönlicher<br />

Bedeutung, sondern auch im musikalischen Bereich, wo<br />

intensives kompositorisches Schaffen von einer großen<br />

Anzahl an Konzertaufführungen begleitet wurde. In<br />

den frühen 50er Jahren jenes Jahrhunderts—Liszts<br />

musikalisch fruchtbarster Zeit als Komponist und<br />

Kapellmeister am Hof von Weimar—wurden die beiden<br />

Bücher dann schließlich in ihrer endgültigen Version zur<br />

Veröffentlichung freigegeben. Eine ähnliche Entstehungsgeschichte<br />

haben auch auf die Transzendenten Etüden<br />

und die Ungarischen Rhapsodien, die etwa zur gleichen<br />

Zeit ihre endgültige Form erhielten. Mit Ausnahme eines<br />

einzigen Stückes stammten alle Kompositionen des<br />

schweizer Buches aus Liszts zuvor veröffentlichten Werk<br />

Album d’un voyageur, während der italienische Band nur<br />

drei Stücke aufweist, die bereits zuvor in anderer Fassung<br />

erschienen waren, nämlich die Petrarca-Sonetten. Die<br />

restlichen Kompositionen waren jedoch—bis auf eine—<br />

alle in den späten 1830er Jahren geschrieben worden.<br />

Der zusätzliche Band Venezia e Napoli, der etwa im<br />

Jahre 1840 für die Veröffentlichung bereit gewesen war,<br />

wurde von Liszt jedoch im Korrekturstadium zurückgezogen.<br />

Aus der späteren Version dieser Sammlung<br />

gleichen Titels waren zwei der alten Stücke entfernt,<br />

zwei weitere überarbeitet und eine neue Komposition<br />

dazwischen eingeschoben worden. Die beiden Bücher<br />

unterscheiden sich jedoch ganz wesentlich hinsichtlich<br />

ihrer Inspirationsquellen: Obgleich dem schweizer<br />

Band zahlreiche literarische Bezüge unterliegen, ist er<br />

doch hauptsächlich durch die schweizer Landschaft<br />

selbst inspiriert. Das zweite Années-Buch schöpft<br />

hingegen ganz und gar aus der italienischen Kunst und<br />

Literatur.<br />

Der erste Entwurf von Sposalizio entstand etwa um<br />

1838/9. Das Manuskript weist jedoch Spuren von zwei,<br />

wenn nicht sogar noch weiteren Überarbeitungen auf,<br />

bevor das Werk schließlich veröffentlicht wurde. (Die<br />

einzig vollständige und aufführbare frühere Version dieses<br />

Stückes wird in Band 48 dieser Serie zusammen mit den<br />

früheren Versionen der Dante-Sonate erscheinen.) Liszt<br />

komponierte dieses Werk als eine Hommage an Raffaels<br />

gleichnamiges Gemälde von der Verlobung der Jungfrau<br />

Maria mit dem heiligen Josef (das in der Mailänder Brera-<br />

Kapelle bewundert werden kann). Aufgrund von Liszts<br />

späterem Gebrauch des zweiten Themas (G-Dur, Lento) in<br />

seinem Werk für Chor und Orgel Zur Trauung und dessen<br />

Katalogisierung als Ave Maria III ist bekannt, daß diese<br />

Melodie der heiligen Maria gewidmet ist. Dies bleibt jedoch<br />

Liszts einziger Hinweis auf den Charakter des Stückes. Der<br />

Vorgriff auf Debussys spätere Erste Arabesque, der auf so<br />

unheimliche Weise in den Abschlußphrasen von Liszts<br />

Werk zutage tritt, hat häufig Erwähnung gefunden.<br />

Michelangelos Skulptur Il penseroso schmückt das<br />

Grab von Lorenzo de Medici in der Kirche von San<br />

Lonrenzo in Florenz. Die von ihr inspirierte Musik zählt zu<br />

den einfachsten und schlichtesten von Liszts reifen<br />

Werken seiner frühen Schaffensphase. Das ursprünglich<br />

um 1838/9 geschriebene Stück wurde später überarbeitet<br />

und erweitert und als zweite Ode in die Trois Odes<br />

funèbres aufgenommen: „La notte“ (in Band 3) und die<br />

beiden anderen Stücke sind mit Michelangelos Vierzeiler<br />

versehen:<br />

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