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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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20<br />

Wasserbahn“ verstärkt den Bezug des Liedes zur verlorenen<br />

Geliebten. Das Fischermädchen ist eine einfache<br />

Transkription, die eine zusätzliche Schlußstrophe enthält,<br />

in welcher die „Ebb’ und Flut“ des Textes mit einem<br />

zarten Flattern zwischen Dur und Moll widergespiegelt<br />

werden; der Aufenthalt des schmerzertüllten Dichters<br />

kann nur der dahinschnellende Strom, der rauschende<br />

Wald oder der starre Felsen sein—und Liszts Behandung<br />

der Vorlage besitzt ein Obennaß an kunstvoller Klangmalerei.<br />

Am Meer erzählt im Zwielicht an der See von<br />

verlorener Liebe; der Dichter fühlt sich durch die Tränen,<br />

die er von der Hand der unseligen Geliebten getrunken<br />

hat, vergiftet. Liszts Tremoli entsprechen genau denen<br />

Schuberts, und er beschwört genau die richtige Stimmung<br />

herauf. Abschied ist ein herrliches Stück von gezwungener<br />

Fröhlichkeit bei der Trennung der Liebenden, das<br />

Schubert auf brillante Art vertont hatte. Liszt fängt seine<br />

Stimmung gut ein, und gibt seinen üblichen musikalischen<br />

Kommentar zum Text, nämlich einen lebhaften<br />

Satz von Variationen, in dem viel in Triolen umhergesprungen<br />

wird. In der Ferne beschreibt den öden,<br />

unseligen Zustand derer, die Dinge und Menschen, die sie<br />

lieben, verlassen, um sich unerfüllt auf die Wanderschaft<br />

zu begeben. Erst am Schluß wird enthüllt, daß es der<br />

Dichter selbst ist, der seiner Geliebten, die sein Herz<br />

gebrochen hat, von seinem Entschluß zu fliehen<br />

berichtet. Liszts gewaltige Transkription mit dem Titel<br />

„Lamentation“ durchbohrt das Herz der Worte und der<br />

Musik; im Ständchen gestattet sich Liszt den Luxus, die<br />

ganzen dritten und vierten Strophen der Musik sowie die<br />

rechte Hand der Begleitung im Kanon zu setzen, ohne<br />

dadurch irgendeinen Schaden anzurichten.<br />

Liszt entfernt den letzten Akkord in der ansonsten sehr<br />

geradlinigen Transkription von Ihr Bild—einem Traum,<br />

in dem das Bildnis der verlorenen Geliebten des Dichters<br />

zum Leben erweckt wurde—um direkt zur Frühlingssehnsucht<br />

überzugehen, in der Liszt des Dichters<br />

ungeduldige Erwartung von Frühlingsliebe mit gewagten<br />

Handübersetzungen und Sprüngen über die Tastatur<br />

widerspiegelt; Liebesbotschaft hingegen ist eines der<br />

unbeschwerteren Lieder des Zyklus. Liszt schafft es hier,<br />

Schuberts fortlaufende Zweiunddreißigstelnoten einzubeziehen,<br />

die das rauschende Bächlein, das Grüße zur<br />

Liebsten des Dichters bringt, darstellen. Liszt bewegt die<br />

Vokallinie zwischen den Strophen (in Dezimen) vom<br />

Tenor zum Sopran. In Der Atlas vergleicht der Dichter die<br />

Bürde des Liebeskummers mit der von Atlas getragenen<br />

Last der Welt, und tadelt die Triebe seines Herzens dafür.<br />

Liszt variiert Schuberts Tremolo-Begleitung zu Beginn mit<br />

Figuren von sechs Sechzehntelnoten. Dies wirkt aufgrund<br />

seiner Ungewohntheit zuerst beunruhigend, ist jedoch<br />

wirkungsvoller, als die Sechzehntelnoten bis zum Ende<br />

aufzusparen. Im Doppelgänger erblickt der Dichter sein<br />

eigenes Ebenbild vor dem Haus, in dem seine Geliebte<br />

einst wohnte. Schuberts erschreckendes Lied besitzt eine<br />

so schmucklos einfache Struktur, daß Liszt es scheut,<br />

irgend etwas anderes zu tun, als die Akkorde zu erweitern,<br />

um für die Abwesenheit der Gesangsstimme zu kompensieren;<br />

die Taubenpost bildet einen freudigen Gegensatz<br />

zum einsamen Elend des vorigen Stückes. Des Dichters<br />

gelungenes Konzetto vergleicht seine Sehnsucht mit einer<br />

verläßlichen Brieftaube, die eine Liebesbotschaft nie dem<br />

falschen Empfänger übermitteln wird, und Liszt verziert<br />

den Text mit sprühenden Einfallen. Kriegers Ahnung<br />

führt uns zur Angst zurück, von der Geliebten getrennt zu<br />

werden: ein Soldat am Lagerfeuer sorgt sich um die<br />

Zukunft seines Lebens und seiner Liebe. Liszt gestaltet<br />

das Gedicht fast zu einem sinfonischen Gedicht um,<br />

indem er Strukturen benutzt, die genau den Zustand<br />

eines sorgenvollen Herzens zeigen, bevor endlich der<br />

Schlaf, und mit ihm erfreulichere Gedanken an die ferne<br />

Geliebte, zu ihm kommen.

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