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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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Präambel eingeschlossen. Lina Ramann bewahrte Liszts<br />

späte alternative Koda im Liszt-Pädagogium, und diese ist<br />

hier übernommen worden. Liszt erhält die medianten<br />

Progressionen der Durchgangspassagen der etude in der<br />

aufsteigenden rechten Hand aufrecht und stellt gleichzeitig<br />

einen absteigende Ganztonleiter der linken vor.<br />

Waldesrauschen und Gnomenreigen wurden Liszts<br />

Schüler und leidenschaftlichem Apologet Dionys Pruckner<br />

gewidmet und sind musikalische Gedichte großer<br />

Imagination, deren technisches Vortragen recht sekundär<br />

erscheint. Das erste ist eine Studie der Gleichmäßigkeit<br />

wiederholter, eine fließende Melodie begleitende Muster<br />

(von Liszt „Vivace“ markiert und oft auf unerklärliche<br />

Weise als langsam aufgefaßt. Der Test besteht zweifellos<br />

darin, sie mit Finesse in einem solchen Tempo zu spielen,<br />

das ihr das Bewahren von Lebhaftigkeit und Anmut<br />

gewährt?), von seiner Essenz her ist sie jedoch ein Gedicht<br />

des Geistes und der Farbe, und der Wald, den sie heraufbeschwört,<br />

befindet sich auf einem eher himmlischen<br />

Niveau (Liszts bevorzugter sechster Akkord, dessen<br />

Herumschwirren er in vielen religiösen Stücken erlaubt:<br />

zum Beispiel in Bénédiction de Dieu dans la solitude)<br />

als jenem in Wagners Siegfried und dem Waldvogel. Die<br />

Fülle von Anweisungen, sehr schnell zu spielen und in<br />

Gnomenreigen noch schneller, erinnert an Schumann,<br />

und gleich Schumann traut der Künstler sich nicht,<br />

diesen Anweisungen zu wörtlich zu folgen. Diese auf<br />

immer beliebte Studie schwebt zwischen zwei Themen—<br />

einem „Presto Scherzando“ in Fis-Moll mit halb angehobenen<br />

Notenzusammenschlägen, als würde im<br />

Geheimen gespielt werden und einer brillianten Tokkata,<br />

„Un poco più animato“—als würden versteckte Geister<br />

entlarvt—in A-Dur erscheinend. Die erste Passage kehrt<br />

unverändert zurück, die zweite ist dann um einen halben<br />

Ton auf B-Dur transponiert und führt zu einer<br />

Entwicklung der ersten Passage in g-Moll, in der die<br />

13<br />

Melodie mit latentem Mysterium verschlossen bleibt. Die<br />

Musik gleitet plötzlich über ein Cis-Pedal in Fis-Moll über,<br />

um der finalen triumphierenden Enthüllung der zweiten<br />

Melodie zu weichen, bevor die wesentliche Entrücktheit<br />

der ersten Melodie die Koda fordert. Der Geist der Arbeit<br />

ist sehr nach der gutmütigen Art eines Mephisto-<br />

Walzers—diese Gnome sind gute Geister, was dadurch<br />

bewiesen wird, daß Liszt sie in einer Tonart heim geleitet,<br />

die er immer der Beschreibung der Freude über das<br />

kommende Leben vorbehält.<br />

Die Faust-Legende beschäftigte Liszt sein Leben lang,<br />

und Goethes Wiedergabe dieser inspirierte sein orchestrales<br />

Meisterstück, die Faust Sinfonie. Seine anderen<br />

Arbeiten zu diesem Thema stellten hauptsächlich eine<br />

Antwort auf Lenaus Gedicht zum Thema dar, obwohl die<br />

späteren Mefisto-Walzer 2–4, der Bagatelle sans tonalité<br />

und Mephisto-Polka ihre besondere poetische Inspirationsquelle<br />

nicht spezifizieren. Die Zwei Episoden aus<br />

Lenaus Faust für Orchester wurden 1861 vollendet, aber<br />

Liszts Klavier-Version von Der Tanz in der Dorfschenke—<br />

[Erster Mephisto]-Walzer für Klavier, die der orchestralen<br />

Version vorausging, war jedoch schon erschienen. Bei der<br />

Veröffentlichung der orchestralen Werke 1866 wurden<br />

vom Komponisten übertragene Versionen beider Werke<br />

für Klavier-Solo und Piano-Duett angekündigt. Es scheint,<br />

als hätte ein Schüler Liszts, Robert Freund, die Soloversion<br />

des ersten Stücks vorbereitet: Der nächtliche Zug<br />

unter der Anweisung Liszts, wonach dieser selbst die<br />

Arbeit übernahm; an jedem Taktstrich im Manuskript<br />

Freunds hinterließ er seine Spuren und fügte zahlreiche<br />

Änderungen durch Einkleben hinzu. Das Stück erschien<br />

unter dem Titel „Für das Pianoforte bertragen vom<br />

Componisten“, mit „übertragen von R. Freund“ über die<br />

erste Zeile der Musik geschrieben, obwohl der letztendliche<br />

Text zweifellos von Liszt stammt. Dieses ist ein Werk<br />

beängstigenden Ernstes, der Begegnung Fausts mit den

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