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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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EINLEITUNG<br />

Die gesamten Liszt-Klavierwerke<br />

Ferenc (Franz) Liszt (22. Oktober 1811 – 31. Juli 1886)—<br />

ungarischer Komponist, Dirigent, Pianist und Lehrer—wurde in Raiding (im heutigen<br />

Österreich) als Sohn von Adam Liszt, ein niederer Angestellter des Esterházy Anwesens,<br />

und seiner Frau Anna (geb. Lager) geboren. Sein Talent machte sich schon sehr früh<br />

bemerkbar und seine kurze formale Ausbildung fand ihren Höhepunkt in Wien,<br />

hauptsächlich als Schüler von Czerny und Reicha. 1822 lernte er Beethoven kennen, der<br />

ihm seine Anerkennung aussprach, was eine besonders prägende musikalische Erfahrung<br />

für den jungen Liszt war. Im Alter von 14 Jahren reiste er mit seinem Vater nach Paris und<br />

bemächtigte sich der französischen Sprache derartig, dass sie sozusagen seine<br />

Muttersprache wurde und es bis zum Ende seines Lebens blieb. (Später lernte er auch<br />

etwas Englisch und Italienisch, frischte sein Deutsch auf und probierte auch etwas<br />

Ungarisch, doch wie viele angesehene Ungarn seiner Zeit sprach er die Sprache seines<br />

Heimatlandes nie fließend.) Seine restliche Ausbildung eignete er sich sozusagen zwischen<br />

Tür und Angel an, wenn er sich in den wichtigsten gesellschaftlichen und künstlerischen<br />

Zirkeln in Paris bewegte und unersättlich las und übte. Seine einzige Oper, Don Sanche,<br />

wurde 1826 uraufgeführt und in demselben Jahr reiste er auch zum ersten Mal nach<br />

England und gab eine Reihe von frühen Klavierwerken heraus, vornehmlich die Étude en<br />

quarante-huit exercices (wovon er nur 12 schrieb und die das thematische Material für<br />

seine späteren Études d’exécution transcendante lieferten). Er war ein auffallend<br />

gutaussehender junger Mann und bei Damen allen Alters sehr begehrt, was zu vielen<br />

Legenden sexueller Eroberungen führte, sowie zu einem Berühmtheitsgrad, der in der<br />

Welt der Kunstmusik weder davor noch danach jemals erreicht worden ist. In diesen<br />

Jahren begann jedoch auch Liszts lebenslange Hingebung zum Christentum und sein<br />

Interesse an den progressiveren religiösen Philosophien der Zeit, insbesondere denen von<br />

Lamartine und Lammenais, die er persönlich kannte. Er lernte fast alle wichtigen<br />

künstlerischen Persönlichkeiten im Paris der frühen 30er Jahre des 19. Jahrhunderts<br />

kennen und freundete sich auch mit vielen an, darunter Paganini, Berlioz, Chopin,<br />

Mendelssohn, Alkan, Hiller, Auber, Bellini, Meyerbeer, Delacroix, Ingres, Hugo, Heine,<br />

Balzac, George Sand und Dumas père. Als er 1835 mit der Comtesse Marie d’Agoult in die<br />

Schweiz und von dort aus nach Italien durchbrannte, war sein Ruf als Interpret<br />

beispiellos, sein Werk als Komponist hingegen relativ unbekannt. Doch hatte er bereits<br />

mehrere wichtige Werke komponiert, wie etwa die Apparitions, das Einzelstück mit dem<br />

Titel Harmonies poétiques et religieuses sowie das riesige Werk für Klavier und Orchester,<br />

De profundis.<br />

Liszts Album d’un voyageur und eine Reihe von Opernfantasien entstanden, als er en<br />

famille lebte—die Comtesse gebar ihm drei Kinder: Blandine im Jahr 1835, Cosima im<br />

Jahr 1837 und Daniel im Jahr 1839. Von Zeit zu Zeit setzte er sich ab, um Konzerte zu<br />

spielen und gab schließlich Solo-Klavierabende und prägte den Begriff „Recital“ dafür.<br />

Liszt reiste viel und bot ungewöhnliche Musikzusammenstellungen dar, um sein<br />

Publikum in seinen Bann zu ziehen, bevor er es sich wagte, ernsteres Repertoire zu<br />

spielen. Er fertigte das in der Musikgeschichte größte Korpus von Transkriptionen und<br />

Fantasien über Werke anderer Komponisten an, zumeist im Geiste bekehrender<br />

Anhängerschaft. Er arbeitete ebenfalls an originalen Instrumental- und<br />

Vokalkompositionen sowie einer großen Sammlung von Klavierstücken über ungarische<br />

Zigeunerweisen. Dazwischen skizzierte er mehrere Klavierkonzerte und brachte fast die<br />

gesamte Geldsumme zusammen, die für das Beethovendenkmal in Bonn benötigt<br />

wurde—anlässlich der Enthüllung dieser Statue komponierte er eine hervorragende<br />

Kantate für Solisten, Chor und Orchester. Doch war sich Liszt auch darüber bewusst, dass<br />

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