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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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arrangierte. Die Originalarie war, dem einen oder<br />

anderen humorlosen Kritiker zum Trotz, der Rossinis<br />

Umgang mit sakralen Texten mißbilligte, schon immer<br />

populär. La charité ist zumindest als sakrales Chorwerk<br />

weniger bekannt; wenn uns dieses Werk dennoch<br />

vertraut vorkommt, liegt das an einer Version, die das<br />

gleiche Material in erheblich schnellerem Tempo (in<br />

Form einer Tarantella) darbringt, und insbesondere an<br />

Benjamin Brittens Orchesterfassung als Finale seiner<br />

Soirées musicales.<br />

Die Musik des Wiener Komponisten Adalbert von<br />

Goldschmidt (1848–1906) ist fast ganz in Vergessenheit<br />

geraten; zu seiner Zeit wurde er dagegen<br />

respektiert als wohlhabender Amateur, dessen<br />

Betätigung als Mäzen im Wiener Musikleben manch<br />

einem anderen Musiker geholfen hat. Er hing begeistert<br />

der neuen Musik der Weimarer Schule an, und sein<br />

einst berühmtes Oratorium Die sieben Todsünden, das<br />

1876 herauskam (kurz vor der Uraufführung des<br />

„Rings“, mit dem Goldschmidt gewiß vertraut war),<br />

weist viele Stilmerkmale Liszts und des späten Wagner<br />

auf. Der Kritiker Hanslick verabscheute es, was man im<br />

Lichte seiner Einstellung zu Goldschmidts Idolen als<br />

Kompliment auffassen darf. Allerdings ist anzumerken,<br />

daß Goldschmidts Stil hin und wieder den Amateur<br />

erkennen läßt und daß Liszts Transkription nichts<br />

unversucht läßt, das Niveau der Vorlage zu heben –<br />

typisch großzügige Hilfestellung für einen jüngeren<br />

Komponisten. Die Liebesszene erinnert oft an Tristan,<br />

während Fortunas Kugel dem Walkürenritt nahe<br />

verwandt zu sein scheint. Das unversöhnliche Ende,<br />

das auf einen bequemen Abschluß in C-Dur zugunsten<br />

oktavischer Cis-Klänge verzichtet, stammt von Liszt.<br />

Es gibt eine Unzahl romantischer Stücke für<br />

Männerchor, die heutzutage kaum noch aufgeführt<br />

werden, da sie seit langem aus der Mode sind. Viele<br />

schöne Kompositionen von Schubert, Weber, Mendelssohn,<br />

Liszt, Richard Strauss und vielen anderen sind<br />

nur noch unter einer dicken Staubschicht in Bibliotheken<br />

zu finden. Mendelssohns sechs Männerchöre a<br />

capella Op. 50 enthalten Musik, die mindestens so<br />

kunstvoll ist wie die seiner Lieder. Liszt faßt zwei davon<br />

zu einem Stück zusammen: Die Wasserfahrt ist<br />

empfindsam und abwechslungsreich und mit einer<br />

modulierenden Coda gesegnet, die in Der Jäger<br />

Abschied überleitet – ein ursprünglich von Blechbläsern<br />

begleitetes Werk – das in gebührend mitreißendem<br />

Stil abgehandelt wird.<br />

Webers schlichtes und ergreifendes Schlummerlied<br />

dient als Basis für eine Folge überaus zartfühlender<br />

Variationen. Es ist seltsam, daß Liszt so<br />

wenige Variationsfolgen geschrieben hat, da ihm doch<br />

das Metier der Variationsform derart geläufig war, und<br />

ähnlich erstaunlich ist, daß er, wenn er wie hier<br />

tatsächlich eine Folge von Variationen schreibt, davon<br />

absieht, sie auch so zu nennen. Viele seiner Transkriptionen,<br />

vor allem von Liedern, sind echte Variationsfolgen,<br />

und wenn sie als solche veröffentlicht worden<br />

wären, hätten sich die abfälligen Äußerungen, die sich<br />

lange Zeit gegen Transkriptionen aller Art richteten,<br />

möglicherweise vermeiden lassen. Die Transkription<br />

von Leyer und Schwert gehört einer anderen Gattung<br />

an: Liszt nimmt sich drei der sechs unbegleiteten Chöre<br />

von Weber vor und macht daraus eine Tondichtung im<br />

Kleinformat. Im neuen Gewand wird die Herode<br />

überragend heroisch in einem Stil, der manchmal<br />

sogar an Chopin gemahnt. Die Verzierung am Ende der<br />

Introduktion jedenfalls hat unbestreitbare Anklänge an<br />

Chopins Polonaise in fis-Moll. Liszt führt alle Ideen<br />

Webers weiter aus und verknüpft die Chorpassagen zu<br />

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