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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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die vielen bisherigen Ausgaben der Symphonien mit<br />

einer neuen, in gewohnter Weise bearbeiteten<br />

vermehren; aber ich halte meine Zeit für gut<br />

angewendet, wenn es mir gelungen ist, nicht bloß die<br />

großen Umrisse der Beethovenschen Komposition,<br />

sondern auch alle jenen Feinheiten und kleineren Züge<br />

auf das Pianoforte zu übertragen, welche so bedeutend<br />

zur Vollendung des Ganzen mitwirken. Mein Ziel ist<br />

erreicht, wenn ich es dem verständigen Kupferstecher,<br />

dem gewissenhaften Übersetzer gleichgetan habe,<br />

welche den Geist eines Werkes auffassen und so zur<br />

Erkenntnis der großen Meister und zur Bildung des<br />

Sinnes für das Schöne beitragen.<br />

(Der deutsche Text unterscheidet sich in vielen Einzelheiten vom<br />

französischen und stammt möglicherweise nicht von Liszt selbst,<br />

obwohl in der Ausgabe von 1865 kein Übersetzer genannt ist.)<br />

Der unverhohlene Wunsch, mit Hilfe der Transkriptionen<br />

das Interesse an Beethoven wachzuhalten, mag dadurch<br />

überflüssig geworden sein, daß die Sinfonien durch<br />

Konzerte und Aufzeichnungen heute bestens bekannt<br />

sind, doch es wäre traurig, wollte man die vorliegenden<br />

Werke aus diesem Grund außer Acht lassen. Für unsere<br />

Einschätzung beider Komponisten ist es von erheblichem<br />

Wert, uns anzusehen, wie der jüngere Meister an den<br />

älteren herangegangen ist. Möglicherweise lernen wir<br />

dadurch auch ein wenig den Geist verstehen, in dem<br />

Orchesterkonzerte Mitte des 19. Jahrhunderts stattfanden.<br />

Jedenfalls widmet Liszt gewissen Details besondere<br />

Aufmerksamkeit, die unseren heutigen Ohren weniger<br />

bemerkenswert erscheinen. Dabei haben Liszts Werke<br />

durchaus das Recht auf ein eigenes Dasein als<br />

„Übersonaten“ für Klavier, die höchst erfinderisch die<br />

Möglichkeiten des Instruments ausnutzen. Für all jene,<br />

die mit Beethovens Partituren gründlich vertraut sind, gibt<br />

es häufig Grund zu freudigem Erstaunen, wenn sie<br />

erkennen, daß Liszt Beethovens Vorlage durch Material<br />

28<br />

ersetzt hat, das auf dem Blatt ganz anders aussieht, aber<br />

direkt die Klang welt der ursprünglichen Orchestrierung<br />

heraufbeschwört.<br />

Während heutzutage jeder die Beethoven-Sinfonien<br />

kennt, hielt Liszt es noch für nötig, im einzelnen auf die<br />

Originalinstrumentierung einzugehen, nicht nur als<br />

Orientierungshilfe beim Studium des Orchestergefüges,<br />

sondern auch als Hinweis auf die vom Pianisten verlangte<br />

klangfarbliche Gestaltung. So ist seinen Partituren<br />

eindeutig zu entnehmen, wann sich ein Porte für das<br />

ganze Orchester beispielsweise von einem Porte der Solo-<br />

Oboe zu unterscheiden hat.<br />

Liszt überträgt sämtliche Metronomangaben der<br />

Breitkopf-Ausgabe aus den sechziger Jahren des 19.<br />

Jahrhunderts, die bekanntlich auf Beethoven selbst<br />

zurückgehen. Allerdings ist zweifelhaft, ob Liszt ihre<br />

unbedingte Beachtung vorgesehen hatte. In die älteren<br />

Ausgaben hat Liszt sie erst gar nicht einbezogen. Außer<br />

dort, wo Liszts Umsetzung der Beethovenschen Vorlage es<br />

ausschließt, sie zu befolgen (zum Beispiel könnte kein<br />

Klavier, das zwischen Liszts Ära und der Gegenwart gebaut<br />

worden ist, mit der Geschwindigkeit mithalten, die für die<br />

wiederholten Noten im Finale der 8. Sinfonie vorgeschrieben<br />

sind), wurde bei diesen Einspielungen möglichst eine<br />

Annäherung an die angegebenen Tempi versucht.<br />

Unter den bedauerlich wenigen Pianisten, die sich<br />

regelmäßig die Mühe machen, Liszts Transkriptionen auf<br />

dem Konzertpodium oder auf Tonträger zu spielen, sind<br />

einige für die neueste Mode verantwortlich, Liszts Vorlage<br />

zu „verbessern“, indem man Einzelheiten aus Beethovens<br />

Partituren hinzufügt, die Liszt ausgelassen hat, meist aus<br />

Gründen der Klarheit, oder um zuviel Oktavverdoppelung<br />

zu vermeiden. Dadurch werden „neue“ Transkriptionen<br />

geschaffen, die weder nach Beethoven noch nach Liszt<br />

klingen. Dieses Vorgehen ist sinnlos. Die vorliegenden<br />

Einspielungen bemühen sich darum, sämtliche Tran-

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