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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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O<br />

Schubert-Transkriptionen – I<br />

BWOHL der junge Liszt sich während der frühen 1820er Jahre in Wien aufhielt, und obwohl er<br />

dort Beethoven kennenlernte und von ihm ermutigt wurde, scheint er nicht dem anderen Meister<br />

begegnet zu sein, der den größten Einfluß auf seinen musikalischen Stil haben sollte. Die<br />

einzige Wiener Verbindung zwischen Schubert und Liszt, die auch Beethoven einschließt, besteht darin,<br />

daß ihnen beiden von Diabelli der Auftrag gegeben wurde, eine Variation zu seinem „Schusterflicken“-<br />

Walzer beizusteuern – für seine große Publikation, die Variationen von allen nur aufzutreibenden<br />

Koryphäen jener Zeit enthielt.<br />

Aber Liszt nahm es als Pianist sofort mit Schubert dem Komponisten auf, indem er die „Wanderer-<br />

Fantasie“ (welche Schubert als unspielbar betrachtet hatte) zusammen mit anderen wichtigen Klavierund<br />

Kammermusikwerken vortrug. Liszts eifriger Einsatz für die Musik Schuberts ließ nie nach, und<br />

seine Transkriptionen ziehen sich über eine Spanne von ungefähr fünfzig Jahren hin. Liszt sollte auch<br />

die Erstaufführung von Schuberts Oper Alfonso und Estrella dirigieren, er dirigierte außerdem die<br />

„Große“ Sinfonie in C-Dur (ohne die Kürzungen, die Schubert als notwendig erachtet hatte), und er<br />

versuchte sogar, Stoff für eine Schubert-Biographie zu sammeln, die er jedoch nie vollenden sollte.<br />

Er veröffentlichte aufschlußreiche Ausgaben von Schuberts Sonaten, Fantasien, Impromptus, Moments<br />

musicaux und Tänzen sowie seiner Klaviermusik zu vier Händen, und er brachte eine sehr akzeptable<br />

Fassung der „Wanderer-Fantasie“ für Klavier und Orchester heraus. Er schuf eine Version für<br />

Solostimme, Chor und Orchester von dem Lied Die Allmacht, und veröffentlichte orchestrale<br />

Begleitungen für Die junge Nonne, Gretchen am Spinnrade, das Lied der Mignon und den Erlkönig.<br />

(Außerdem kündigte er die zukünftige Publikation von Fassungen der Lieder Der Doppelgänger und<br />

Abschied für Orchester an, doch bis heute war lediglich ein Manuskript für die erste von diesen zu<br />

finden.) Und er brachte einen ausgezeichneten Satz von vier Märschen für Orchester oder für<br />

vierhändiges Klavier heraus, die sämtlich Neubearbeitungen und Neuzusammensetzungen verschiedener<br />

vierhändiger Klavierstücke von Schubert waren. Liszts größte Würdigung Schuberts ist jedoch sein<br />

umfangreicher Katalog von Transkriptionen für Soloklavier von Liedern und vierhändigen<br />

Klavierstücken.<br />

Es scheint fast unvorstellbar, daß ein so hochgeschätzter Komponist wie Schubert Schwierigkeiten<br />

gehabt haben sollte, sich zu seinen Lebzeiten Ansehen zu erwerben, und daß die allgemeine<br />

Öffentlichkeit ihm erst geraume Zeit nach seinem Tode posthumen Ruhm zugestehen sollte. Zum<br />

Beispiel berichtet Alfred Brendel in seinem Buch Musical Thoughts and Afterthoughts von<br />

Rachmaninovs Beteuerung – die, wenn sie stimmt, erstaunlich ist – daß er nicht wußte, daß Schubert<br />

Klaviersonaten geschrieben hatte (er nahm jedoch mit Fritz Kreisler die große Duosonate auf). Im<br />

frühen neunzehnten Jahrhundert wurde das Lied als ein im wesentlichen häusliches Erzeugnis<br />

betrachtet. Es waren vor allem Liszts Transkriptionen, die dieser Musik Einlaß in den Konzertsaal<br />

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