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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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Trotz aller Unzulänglichkeiten, die der Übertragung des<br />

Finales anhaften, wäre es doch furchtbar gewesen, hätte<br />

Liszt nicht einmal den Versuch unternommen und uns<br />

einen Torso aus drei Sätzen hinterlassen. Unter den<br />

gegebenen Umständen ist sein Bemühen um die<br />

Orchesterparts heroisch, aber qualvoll schwierig auszuführen.<br />

So fällt es, wenn diese kleine ketzerische<br />

Äußerung erlaubt sei, in der Tat ohne Ablenkung durch<br />

den Gesang teilweise leichter, den Kontrapunkt herauszuhören.<br />

Erst zu Beginn des langsameren Abschnitts (wo<br />

der Chor mit „Seid umschlungen, Millionen“ einsetzt)<br />

ergibt sich ohne die Chorparts tatsächlich ein<br />

abweichender Eindruck, und am Ende des Adagios bringt<br />

das Orchester fast vier lange Takte der gleichen<br />

wiederholten Harmonien dar, ohne die rhythmische<br />

Vielfalt, für die der Chor gesorgt hätte. Vom Allegro<br />

energico bis zum Ende der Sinfonie stellt sich selbst die<br />

einigermaßen sorgfältige und getreue Übertragung der<br />

Orchesterparts auf zwei Hände als furchterregende<br />

Aufgabe dar. Noch ein Interpretationsproblem: Die<br />

vorliegende Einspielung folgt Liszts Vorlage für Soloklavier<br />

bis fünf Takte vor dem Allegro non tanto, in dem er das<br />

bei Beethoven vorgefundene C der Holzbläser auf dem<br />

jeweils ersten Schlag in Cis umwandelt, so daß sie mit dem<br />

Chor und den Streichern übereinstimmen. In der Version<br />

für zwei Klaviere, wo er leichter aufzufangen ist, hat er den<br />

Mißklang belassen. Was Beethoven wollte, ist nicht<br />

festzustellen, da das Problem auf sein (an dieser Stelle!)<br />

sehr deutlich geschriebenes Manuskript zurückgeht. Die<br />

meisten Dirigenten haben sich am Taktanfang entweder<br />

durchweg C oder durchweg Cis zueigen gemacht. Der<br />

Mißklang könnte beabsichtigt gewesen sein und ist gewiß<br />

hörenswert, ohne liebenswert zu sein, aber auf einem<br />

Klavier wird man nicht recht damit fertig. Liszt hat keinen<br />

Dank zu erwarten für seine unbarmherzig in Terzen<br />

aufstrebenden Prestissimo-Tonleitern anstelle der letzten<br />

Chorpassage. Das Arrangement der Schlußcoda des<br />

Orchesters ist dagegen ein herausragend riskanter<br />

Abschluß nicht nur für dieses Werk, sondern auch für den<br />

Akt der Huldigung, den Liszt mit seinen Transkriptionen<br />

dieses bedeutendsten aller sinfonischen Oeuvres begeht.<br />

LESLIE HOWARD © 1993<br />

Übersetzung ANNE STEEB/BERND MÜLLER<br />

Recorded on 18, 19 December 1990 (Nos 5, 6), 16 March (No 1); 17 March (No 8); 28 April (No 3),<br />

28, 29, 30 April 1992 (Nos 2, 4, 7); 24, 25 August (No 9) 1992<br />

Recording Engineer & Producer TRYGGVI TRYGGVASON<br />

Editor MARION FREEMAN<br />

Piano STEINWAY, prepared by ULRICH GERHARTZ (Nos 1–4, 7–9), PHILIP SANDER (Nos 5, 6)<br />

Front Design TERRY SHANNON<br />

Executive Producers JOANNA GAMBLE, EDWARD PERRY<br />

P & C Hyperion Records Ltd, London, MCMXCIII<br />

Front illustration: Liszt spielt (detail) by Josef Danhauser (1840)<br />

All Hyperion and Helios compact discs may be purchased over the internet at<br />

www.hyperion-records.co.uk<br />

where you can also listen to extracts of all recordings and browse an up-to-date catalogue<br />

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