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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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Klavierkomposition und die Sauberkeit seines formalen<br />

Verständnisses wird das Ganze zu einem ansehnlichen<br />

Paradestück.<br />

Das Opus 3 Impromptu brillant ist in ähnlicher Weise<br />

als leichte Unterhaltung gedacht und die formale Struktur<br />

notgedrungenermaßen ziemlich willkürlich, da soviel<br />

externes Material eingesetzt wird. La donna del lago und<br />

Armida von Rossini liefern die Themen für den ersten Teil<br />

des Werkes, der Mittelteil zieht Olympie und Fernand<br />

Cortez von Spontini heran, und die Rossini-Themen<br />

erscheinen erneut in einer Art Wiederaufnahme. Der für<br />

Lisztianer auffallendste Aspekt des Stückes ist jedoch<br />

Liszts originelle Einleitung, die er für die Exposition der<br />

Studie in Es-Dur aus dem Zyklus von 1838 neu verwertete<br />

und diese dann schließlich ihrerseits in die Eroica der<br />

Transzendentalen Etüden umwandelte.<br />

Die zwei von Liszt veröffentlichten Konzerte waren in<br />

ihrem Entwurfsstadium ursprünglich von einem dritten<br />

begleitet, obwohl dessen Entstehung etwas weiter<br />

zurückliegt. Liszt führte wiederholt kleine Verbesserungen<br />

der Entwürfe durch, doch ließ dann zu einem<br />

unbekannten Zeitpunkt und aus einem ebenso<br />

unbekannten Grunde eines der Werke fallen, das—wie<br />

das berühmte Werk Nr 1—in Es-Dur geschrieben ist. Er<br />

brachte dann allmählich die beiden verbleibenden Stücke<br />

auf ihren derzeitigen Stand. Das fallengelassene Konzert<br />

ist durchaus spielbar, und zwar dank der sorgfältigen<br />

Forschung von Jay Rosenblatt, der das Werk erneut<br />

zusammenstellte, nachdem es über ganz Europa verstreut<br />

worden war—in der fahrlässigen Annahme, daß es sich<br />

dabei um eine Reihe fallengelassener Skizzen für das<br />

Konzert Nr. 1 handle. Die Partitur bietet Einblick in das<br />

Phänomen, auf das man bei den Transzendentalen<br />

Etüden stößt: Liszts Rückkehr zu seinen jugendlichen<br />

Werken zur Schaffung eines Sprungbretts für eine neue<br />

Musik. Neben dem Thema der Opus 1 Variationen<br />

12<br />

verwendet das Konzert das erste Thema des Allegro di<br />

bravura in verschiedensten Verkleidungen, und ein Motiv<br />

des Rondo di bravura dient als eines der Hauptthemen.<br />

Dabei muß jedoch zugegeben werden, daß diese frühen<br />

Paradestücke, aus denen sich Liszts Opus 4<br />

zusammensetzt, in ihrer Form ziemlich experimentell und<br />

in einigen ihrer technischen Anforderungen fast<br />

unbeholfen sind. Der Stil erinnert an Hummel und<br />

Czerny—zwei Einflüsse, die sich auch in Liszts früher<br />

Oper und den folgenden Studien niederschlagen. Einen<br />

Versuch, das Allegro zu orchestrieren, ließ Liszt fallen,<br />

obwohl er innerhalb eines Jahres seine Oper ohne<br />

Schwierigkeiten orchestrierte.<br />

Ebenso wie es heute fast unmöglich ist, das erste<br />

Präludium von Bachs „48“ zu hören, ohne daß sich dabei<br />

Gounods Ave Maria ungefragt in das Gehirn einschleicht,<br />

überschatten die Transzendentalen Etüden unser<br />

Hörempfinden bei Liszts Opus 6. Dabei wird jedoch unser<br />

Ohr nicht beleidigt und wir staunen abwechselnd über die<br />

Frühreife, mit der der Junge solch wunderbare Musik wie<br />

die neunte Etüde dieses Zyklus komponieren konnte, und<br />

darüber, wie er es je fertiggebracht hat, die gewaltige<br />

Melodie der Mazeppa über dem dekorativen Muster der<br />

vierten Etüde zu schreiben. Alle diese frühen Stücke—mit<br />

Ausnahme von einem—wurden in den letzteren Zyklus<br />

abgewandelt. (Warum Liszt die Nr. 11 nicht verwendet hat,<br />

bleibt ein Geheimnis. Das Thema von Nr. 7 wurde zu Des-<br />

Dur transponiert und zu Nr. 11 verschoben, während die<br />

Einführung zu Opus 3 Impromptu einem neuen Werk—<br />

dem späteren Nr 7—angegliedert wurde.) Der<br />

ursprüngliche Plan—zweifelsohne in Huldigung an Bachs<br />

„48“, das Liszt schon als Schuljunge kannte—bestand<br />

darin, 48 Studien zu schreiben (die Originalausgabe<br />

wurde als Étude en quarante-huit exercises<br />

angekündigt), die zweimal alle Tonarten durchlaufen. Wie<br />

aus den vollendeten Stücken klar hervorgeht, hatte Liszt

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