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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Abbildung 5.2-2<br />

Entwicklung der<br />

Getreidepreise (2003–2008).<br />

Quelle: von Braun, 2008b<br />

unter Verwendung von<br />

FAO, 2008f<br />

rungslage“, 2008; von Braun, 2008a). Weitere Gründe<br />

sind die weltweit wachsende Nachfrage nach Nahrungsmitteln,<br />

die sich ändernden Ernährungsgewohnheiten<br />

in den aufstrebenden Schwellenländern<br />

<strong>und</strong> das Wachstum der Weltbevölkerung (Kap. 5.2.2).<br />

Auf der Angebotsseite haben die Produktionskosten<br />

bedingt durch höhere Inputpreise für Energie, Transport<br />

<strong>und</strong> Düngemittel, Wetterextreme wie Dürren<br />

<strong>und</strong> Überflutungen, den niedrigen Dollar, zu geringe<br />

Investitionen in die ländliche Infrastruktur <strong>und</strong> in<br />

die Landwirtschaft besonders in Entwicklungsländern<br />

<strong>und</strong> den Rückgang der Lagerhaltung bei den<br />

Nahrungsmitteln zugenommen. Auch Spekulation<br />

an den internationalen Rohstoffmärkten <strong>und</strong> die<br />

Abschottung von Märkten in Produzentenländern<br />

durch Exportzölle <strong>und</strong> Ausfuhrverbote, wie z. B. in<br />

Argentinien, Vietnam, China, Kambodscha kürzlich<br />

beobachtet, waren für die jüngsten Preisanstiege-<br />

<strong>und</strong> -fluktuationen verantwortlich. Abbildung 5.2-2<br />

bietet einen Überblick über die Preisentwicklung bei<br />

Weizen, Reis <strong>und</strong> Mais 2003 bis Oktober 2008.<br />

Wie hoch der Einfluss des Booms bei den Biokraftstoffen<br />

auf die Nahrungsmittelpreise ist, wird<br />

von verschiedenen Studien sehr unterschiedlich eingeschätzt:<br />

Während das US-Landwirtschaftsministerium<br />

beispielsweise lediglich von einem Einfluss von<br />

2–3 % ausgeht (USDA, 2008), kommt ein – ebenso<br />

umstrittener – Bericht der Weltbank zu dem Schluss,<br />

dass Biokraftstoffe für 75 % der jüngsten Preisanstiege<br />

verantwortlich sind (Mitchell, 2008). IFPRI<br />

(2008) beziffert den Einfluss der gestiegenen Nachfrage<br />

nach Biokraftstoffen auf die durchschnittlichen<br />

Getreidepreise in den Jahren von 2000 bis 2007<br />

auf 30 %, die OECD schätzt den Einfluss auf 5 % für<br />

Weizen, 7 % für Mais <strong>und</strong> 19 % für pflanzliche Öle<br />

(OECD, 2008). Auf dieser unsicheren Gr<strong>und</strong>lage<br />

sind zukünftige Entwicklungen schwer abzuschätzen.<br />

Bei einem Ausbau der <strong>Bioenergie</strong>produktion<br />

Getreidepreis [US-$/ t]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Nutzungskonkurrenzen mit der Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermittelproduktion 5.2<br />

Reis<br />

Weizen<br />

Mais<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 Okt. 2008<br />

ist jedoch mit einem zunehmend steigenden Einfluss<br />

auf die Nahrungsmittelpreise zu rechnen. Auch der<br />

künftige Ölpreis wird einen starken Einfluss auf die<br />

Preisänderungen haben, da er die Nachfrage nach<br />

Biokraftstoffen erhöhen wird <strong>und</strong> damit die Nahrungsmittelversorgung<br />

weiter belastet (IFPRI, 2008).<br />

Zum Einfluss der <strong>Bioenergie</strong>nutzung auf die Nahrungsmittelpreise<br />

besteht weiterhin Forschungsbedarf<br />

(Kap. 11.4.4).<br />

Der starke Anstieg der Preise ist eine kurzfristige<br />

Reaktion. Mittelfristig werden die Märkte mit einer<br />

Ausweitung des Nahrungsmittelangebots reagieren,<br />

<strong>und</strong> die momentan hohen Preise werden voraussichtlich<br />

wieder sinken. Jedoch werden die Preise mittelfristig<br />

kaum auf das niedrige Niveau zu Beginn dieses<br />

Jahrtausends zurückkehren (Ressortarbeitsgruppe<br />

„Welternährungslage“, 2008). OECD <strong>und</strong><br />

FAO schätzen, dass die Preise für landwirtschaftliche<br />

Güter nach den jetzt erreichten Rekordhöhen<br />

wieder sinken, jedoch in den nächsten 10 Jahren<br />

oberhalb des Durchschnittsniveaus der vergangenen<br />

Dekade liegen sowie sehr volatil bleiben werden<br />

(OECD <strong>und</strong> FAO, 2008). Aus Sicht des WBGU<br />

legen die beschriebenen globalen Trends (Kap. 5.2.2–<br />

5.2.4) nahe, dass diese Dynamik langfristig Bestand<br />

haben wird.<br />

Auswirkungen des Preisanstiegs<br />

Höhere Agrarpreise gelten langfristig als notwendig<br />

für die Armutsbekämpfung <strong>und</strong> Entwicklung besonders<br />

der ärmsten Entwicklungsländer (Constantin,<br />

2008). Die Weltbank schätzt, dass im Jahr 2008<br />

900 Mio. Menschen im ländlichen Raum der Entwicklungsländer<br />

von weniger als einem US-$ pro<br />

Tag leben, ein Großteil von ihnen ist in der Landwirtschaft<br />

tätig <strong>und</strong> könnte von steigenden Preisen<br />

profitieren (World Bank, 2008c). Bei den Auswirkungen<br />

des Preisanstiegs bei den Nahrungsmitteln muss<br />

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