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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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<strong>Bioenergie</strong> im Clean Development<br />

Mechanism differenziert betrachten<br />

Der Clean Development Mechanism (CDM) hat derzeit<br />

nur einen geringen Einfluss auf die <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

in Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungsländern insgesamt.<br />

Einer Ausweitung von CDM-Projekten zum<br />

Anbau von Energiepflanzen ist mit Skepsis zu begegnen,<br />

solange nicht ausgeschlossen werden kann, dass<br />

es in Folge der <strong>Landnutzung</strong> zu Verdrängungseffekten<br />

(Leakage) kommt <strong>und</strong> andernorts terrestrisch<br />

gespeicherter Kohlenstoff freigesetzt wird. Von<br />

besonderer Bedeutung für die <strong>Bioenergie</strong> im CDM<br />

sind potenzielle Neuregelungen im Sektor <strong>Landnutzung</strong>,<br />

<strong>Landnutzung</strong>sänderungen <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />

(LULUCF) im Rahmen eines Post-2012-Regime.<br />

Daraus werden auch Anpassungen im CDM notwendig<br />

werden. Leakage <strong>und</strong> das Problem der Gewährleistung<br />

der Dauerhaftigkeit der Klimaschutzwirkung<br />

(Permanenz) des CDM können mit Hilfe pauschalierter<br />

Abschläge auf die zertifizierten Emissionsreduktionseinheiten<br />

zu einem gewissen Grad<br />

begrenzt werden. Insgesamt erscheinen diese Probleme<br />

aber für die ökologische Integrität zu bedeutend<br />

<strong>und</strong> zu wenig kontrollierbar, so dass dem CDM<br />

keine tragende Rolle bei der Emissionsreduktion im<br />

LULUCF-Sektor zukommen sollte.<br />

CDM-Projekte zur Verbesserung oder Substitution<br />

von ineffizienter traditioneller Biomassenutzung<br />

sollten dagegen genutzt werden, um zur Verbreitung<br />

effizienter Technologien in ärmeren Entwicklungsländern<br />

<strong>und</strong> in ländlichen Räumen beizutragen.<br />

Aktuelle Entwicklungen in der UNFCCC,<br />

vereinfachte Methoden für kleinskalige CDM-Projekte<br />

zu erlauben, die einen Übergang zu einer <strong>nachhaltige</strong>n,<br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzung z. B. über hocheffiziente<br />

Öfen ermöglichen, gehen in die richtige Richtung.<br />

Dabei muss gleichzeitig die Integrität des CDM<br />

gewährleistet sein, d. h. nur tatsächliche <strong>und</strong> dauerhafte<br />

Emissionsreduktionen aus der Biomassenutzung<br />

sollten honoriert werden.<br />

Emissionen aus Entwaldung in<br />

Entwicklungsländern begrenzen<br />

Da die gegenwärtige Ausweitung des Anbaus von<br />

Energiepflanzen zu einer Zunahme tropischer Entwaldung<br />

beitragen kann (Kap. 5.5), ist ein effektives<br />

Regime zur Verminderung der Emissionen aus<br />

Entwaldung <strong>und</strong> Walddegradation (REDD) im<br />

Rahmen der UNFCCC von hoher Bedeutung. Ein<br />

geeignetes REDD-Regime sollte einerseits wirksame<br />

Anreize setzen, rasche reale Emissionsminderungen<br />

durch eine Reduzierung der Entwaldung<br />

zu erreichen. Diese Emissionsminderungen sollten<br />

jeweils auf nationaler Ebene sichergestellt werden,<br />

um Leakage-Effekte zu vermeiden. Darüber hinaus<br />

sollten Anreize geschaffen werden, die natürli-<br />

<strong>Bioenergie</strong> konsistent in die internationale Klimaschutzpolitik einbinden 12.1<br />

chen Kohlenstoffspeicher wie tropische Primärwälder<br />

dauerhaft vor Entwaldung <strong>und</strong> Degradation zu<br />

schützen <strong>und</strong> die Emissionen aus Graslandumbruch<br />

zu begrenzen. Für eine effektive Anreizsetzung muss<br />

das Regime internationale Finanztransfers in ausreichender<br />

Höhe mobilisieren. Um diesen Anforderungen<br />

gerecht zu werden, sollte das Regime aus einer<br />

Kombination nationaler Emissionsbegrenzungsziele<br />

<strong>und</strong> projektbasierter Vorgehensweise bestehen (Kap.<br />

10.2.2). Dabei wäre das REDD-Regime zu integrieren,<br />

so dass es idealerweise Bestandteil einer umfassenden<br />

Vereinbarung zum Erhalt der Kohlenstoffvorräte<br />

terrestrischer Ökosysteme innerhalb der<br />

UNFCCC wäre.<br />

Umfassende Vereinbarung zum Schutz<br />

terrestrischer Kohlenstoffspeicher<br />

vorantreiben<br />

Die CO 2-Emissionen aus dem LULUCF-Bereich<br />

sollten systematisch <strong>und</strong> vollständig in das Post-2012-<br />

Regime einbezogen werden, damit der Anreiz, den<br />

die UNFCCC zur <strong>Bioenergie</strong>nutzung gibt, sich an<br />

ihrem tatsächlichen Klimaschutzbeitrag orientiert.<br />

Die CO 2 -Aufnahme <strong>und</strong> -Abgabe der Biosphäre<br />

unterscheiden sich nicht zuletzt in vielen gr<strong>und</strong>legenden<br />

Aspekten – etwa Messbarkeit, Reversibilität,<br />

langfristige Kontrollierbarkeit, zwischenjährliche<br />

Schwankungen – von den Emissionen aus fossilen<br />

Energieträgern (Kap. 5.5).<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser sehr unterschiedlichen Charakteristika<br />

der Sektoren, <strong>und</strong> den daraus folgenden<br />

Unterschieden in der Zeitdynamik <strong>und</strong> der Planbarkeit<br />

von Klimaschutzmaßnahmen, erscheinen separate<br />

Minderungsziele im Hinblick auf die Einhaltung<br />

der 2°C-Leitplanke zielführender als ein übergreifendes<br />

Minderungsziel. Der WBGU rät daher dazu,<br />

zukünftig nicht eine nationale Obergrenze für alle<br />

Emissionen zu vereinbaren, sondern für den Bereich<br />

des LULUCF gesonderte Verpflichtungen vorzusehen.<br />

Er schlägt vor, eine umfassende Vereinbarung<br />

zum Erhalt der Kohlenstoffvorräte terrestrischer<br />

Ökosysteme zu verhandeln. Diese sollte erstens die<br />

Debatte zu REDD einbeziehen, zweitens die bestehenden<br />

Regelungen zur Anrechnung von Senken<br />

(auch durch CDM) auf die Minderungspflichten in<br />

den in Annex-A des Kioto-Protokolls aufgeführten<br />

Sektoren ersetzen <strong>und</strong> drittens alle CO 2 -Emissionen<br />

aus <strong>Landnutzung</strong>, <strong>Landnutzung</strong>sänderungen <strong>und</strong><br />

Forstwirtschaft vollständig umfassen. Trotz getrennter<br />

Zielvereinbarungen hält es der WBGU aus der<br />

Perspektive ökonomischer Effizienz für angebracht,<br />

eine gewisse Austauschbarkeit anzustreben, die<br />

jedoch aufgr<strong>und</strong> der Messschwierigkeiten <strong>und</strong> anderer<br />

Unsicherheiten von LULUCF-Emissionen deutlich<br />

begrenzt <strong>und</strong> mit Abschlägen verb<strong>und</strong>en sein<br />

sollte.<br />

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