14.04.2013 Aufrufe

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kasten 7.3-1<br />

Umgang mit Koppelprodukten – Die<br />

Allokationsmethode<br />

Treibhausgasbilanzen <strong>und</strong> Ökobilanzen werden für<br />

bestimmte Prozesse oder Produkte erstellt. In der Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> bei technischen Prozessen entstehen aber<br />

oft neben dem Hauptprodukt ein oder mehrere Nebenprodukte<br />

(Koppelprodukte). Bei der Bilanzierung müssen<br />

dann die eingesetzten Ressourcen wie Energie, Fläche oder<br />

Wasser <strong>und</strong> die entstandenen Emissionen auf die entstandenen<br />

Produkte verteilt werden.<br />

Die Ökobilanznorm ISO 14040 ff. schlägt dafür verschiedene<br />

Modelle in der nachfolgenden Priorisierung vor:<br />

(1) die Vermeidung von Allokation durch Systemgrenzenerweiterung,<br />

(2) die Einführung von Gutschriften (für die<br />

jeweiligen Koppelprodukte) oder (3) die Allokation nach<br />

Kriterien wie Energiegehalt, Masse oder Preis.<br />

Beim Vergleich vieler unterschiedlicher Optionen (wie<br />

im vorliegenden Fall mehrerer Dutzend <strong>Bioenergie</strong>pfade)<br />

sind die ansonsten zu priorisierenden Modelle Systemgrenzenerweiterung<br />

oder Gutschriften nach einheitlichem<br />

Modus wenig praktikabel, so dass meistens Allokationen<br />

durchgeführt werden. Bei der Behandlung von <strong>Bioenergie</strong>pfaden<br />

bietet es sich an, die Allokation auf Basis der<br />

Energie vorzunehmen. Entsprechend wurde in den letz-<br />

cheninanspruchnahme) unterschiedlich ausfallen<br />

können.<br />

• Wurden direkte <strong>Landnutzung</strong>sänderungen einbezogen?<br />

• Wurden indirekte <strong>Landnutzung</strong>sänderungen einbezogen?<br />

• Wie wurden die Umweltaspekte wie Flächeninanspruchnahme,<br />

Energieaufwand oder Treibhausgasemissionen<br />

bei Koppelprodukten aufgeteilt<br />

(Kasten 7.3-1)?<br />

Durchschnittsdaten <strong>und</strong> Optimierungen<br />

Bei den in Kapitel 7.3.2 dargestellten Treibhausgasbilanzen<br />

des Anbaus <strong>und</strong> der industriellen Verarbeitung<br />

von Biomasse für mehrere Dutzend <strong>Bioenergie</strong>pfade<br />

<strong>und</strong> bei den jeweiligen Vermeidungskosten<br />

wurde von Durchschnittswerten oder typischen<br />

Werten ausgegangen. Je nach Eingangsparameter<br />

können die Werte erheblich schwanken. Die Flächenerträge<br />

können je nach Klima, Boden, Düngung,<br />

Bewässerung <strong>und</strong> Anbauform unterschiedlich<br />

hoch sein, ebenso gibt es bei der Verarbeitung unterschiedliche<br />

Prozesse <strong>und</strong> vor allem auch unterschiedliche<br />

Anlagengrößen. All dies kann Einfluss auf das<br />

Ergebnis haben.<br />

Umgekehrt heißt dies, dass durch gezielte Auswahl<br />

von Anbauflächen <strong>und</strong> -systemen sowie Auswahl <strong>und</strong><br />

Optimierung von Prozessen die Treibhausgasemissionen<br />

gegenüber dem ermittelten Durchschnittswert<br />

noch deutlich reduziert werden können.<br />

Treibhausgasbilanzen 7.3<br />

ten Monaten im Zuge der rechtlichen Ausgestaltung von<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen für Biokraft stoffe sowie in<br />

Arbeiten für das Umweltb<strong>und</strong>esamt zur Allokationsfrage<br />

bei der Kraft-Wärme-Kopplung verfahren. Die Nachhaltigkeitsverordnung<br />

zum Biokraftstoffquotengesetz <strong>und</strong><br />

ver gleichbare Vorschlägen der EU-Kommission legen als<br />

Allokationsmethode die heiz wertbezogene Aufteilung der<br />

Umweltlasten zwischen Haupt- <strong>und</strong> Nebenprodukten fest<br />

(IFEU, 2007).<br />

Bei der Auswertung der Ergebnisse muss die vorgenommene<br />

Allokation berücksichtigt werden. Beispielsweise<br />

wird für den Anbau einer definierten Menge von Raps<br />

eine durchschnittlich erforderliche Anbaufläche festgelegt.<br />

Da beim Anbau <strong>und</strong> der Verarbeitung aber Co-Produkte<br />

entstehen, z. B. Rapsöl <strong>und</strong> Rapsschrott (das als Tierfutter<br />

dient), wird die real eingesetzte Anbaufläche zwischen diesen<br />

Produkten aufgeteilt <strong>und</strong> beiden Produkten wird eine<br />

Teilfläche zugeordnet. Wenn man nun für einen bestimmten<br />

Prozess (z. B. Strom aus Rapsöl) die zugehörige Fläche<br />

ausweist (Abb. 7.3-3), wird – wegen der erfolgten Allokation<br />

– nur die Teilfläche ausgewiesen. Die real genutzte<br />

Anbaufläche für den Rapsanbau ist aber größer. Die Allokation<br />

bzw. in diesem Fall der „Abzug“ der Teilfläche für<br />

den Rapsschrot ist inhaltlich auch dadurch gerechtfertigt,<br />

dass für die Produktion von Tierfutter sonst eine andere<br />

Agrarfläche benötigt würde.<br />

Beispielsweise werden beim Produktionsprozess<br />

von biogenem Methan hohe Treibhausgasemissionen<br />

frei. Ursachen hierfür sind die Methan- <strong>und</strong> Lachgasemissionen<br />

bei der Nachgärung des Gärrückstandes.<br />

In der Schweizer EMPA-Studie (Zah et al.,<br />

2007) wird gezeigt, dass durch gezielte Maßnahmen<br />

wie Abdeckung des Nachgärbehälters die Emissionen<br />

zum Großteil reduziert werden können, die CO 2 -<br />

Einsparung verbessert sich dadurch von ca. 35 % auf<br />

über 90 %. Diese Abdeckung entspricht 2007 bereits<br />

dem Stand der Technik. Sie ist in Deutschland gesetzlich<br />

vorgeschrieben, in Entwicklungsländern dagegen<br />

wenig verbreitet.<br />

7.3.2<br />

Treibhausgasbilanzen ausgewählter<br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade<br />

Zu Treibhausgasbilanzen von <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

gibt es eine Reihe von Studien, die sich zum überwiegenden<br />

Teil auf Flüssigkraftstoffe beziehen. Für<br />

das vorliegende Gutachten wurden THG- <strong>und</strong> Energiebilanzen<br />

nicht nur für den Verkehr, sondern auch<br />

für andere Einsatzzwecke wie Wärme <strong>und</strong> Strom<br />

erstellt. Dafür wurde eine Auswahl exemplarischer<br />

Nutzungspfade getroffen (Kap. 7.2.3.1). In die Bilanzierungen<br />

wurden die Emissionen aus direkten<br />

<strong>und</strong> indirekten <strong>Landnutzung</strong>sänderungen einbezogen.<br />

Dazu wurden vom WBGU Expertisen in Auf-<br />

179

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!