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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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142 7 Anbau <strong>und</strong> energetische Nutzung von Biomasse<br />

Kasten 7.1-1<br />

Zuckerrohr (Saccharum officinarum L.)<br />

Zuckerrohr gehört zu den Süßgräsern, ist mehrjährig <strong>und</strong><br />

wächst bis zu 7 m hoch. Es stammt ursprünglich aus dem<br />

tropischen Südostasien <strong>und</strong> gelangte mit den europäischen<br />

Siedlern nach Amerika. Als Tropenpflanze erträgt<br />

Zuckerrohr keinen Frost <strong>und</strong> braucht für das Wachstum<br />

eine Jahres mitteltemperatur von mindestens 18°C <strong>und</strong> für<br />

Regenfeldbau ohne Bewässerung mehr als 1.000 mm Jahresniederschlag.<br />

Der 2–5 cm dicke Halm der Pflanze enthält<br />

ein weiches, Zucker speicherndes Mark. Die Pflanzen sind<br />

je nach Anbaugebiet nach 10–24 Monaten erntereif. Wenn<br />

die Stoppeln nach der Ernte nicht untergepflügt werden,<br />

können die wieder ausgetriebenen Pflanzen mit entsprechender<br />

Düngung insgesamt 4–8mal abgeerntet werden.<br />

Die Ernteerträge liegen bei 10–120 t Biomasse pro ha.<br />

Bei der Ernte werden die Halme geschnitten <strong>und</strong> von<br />

den Blättern befreit. Nach Zerkleinerung werden die<br />

Halmstücke zur Zuckergewinnung mehrfach gequetscht<br />

<strong>und</strong> ausgepresst. Der Zuckerrohsaft wird geklärt <strong>und</strong> durch<br />

Aufkochen kristallisiert. Der auskristallisierte Rohzucker<br />

wird bis zu einer Reinheit von 99,8 % Saccharose raffiniert.<br />

Der zurückbleibende Zuckersirup (Melasse) dient der<br />

che globale Biomasseertrag lag 2007 bei 70,9 t pro ha<br />

(FAOSTAT, 2007).<br />

Mit dem Zuckerrohranbau sind verschiedene<br />

negative Auswirkungen auf die Umwelt verb<strong>und</strong>en.<br />

Kaum eine andere Ackerfrucht führte durch<br />

die Umwandlung der Primärvegetation in Ackerflächen<br />

zu ähnlich großem Biodiversitätsverlust. Im<br />

brasilianischen B<strong>und</strong>esstaat Alagoas stehen heute<br />

nur noch 3 % des Primärwaldes, der Rest wurde zum<br />

Anbau von Zuckerrohr abgeholzt (WWF, 2005a).<br />

Aber auch Feuchtgebiete gehen <strong>und</strong> gingen durch<br />

die Zuckerrohrproduktion verloren, meist indem<br />

ihre nährstoffreichen Böden entwässert wurden. In<br />

Australien (Queensland) fielen bereits 60–80 % der<br />

Süßwasserfeuchtgebiete an der Küste der Zuckerproduktion<br />

zum Opfer (WWF, 2005b). Durch die<br />

schweren Erntemaschinen wird der Boden verdichtet.<br />

Die Kultivierung an Steilhängen <strong>und</strong> die künstliche<br />

Bewässerung führen zu Wassererosion <strong>und</strong> Versalzung<br />

des Bodens. In vielen Ländern werden die<br />

Zuckerrohrfelder abgebrannt, um die Ernte zu vereinfachen.<br />

Diese Praxis führt nicht nur zur Emission<br />

von Treibhausgasen <strong>und</strong> zur Bodendegradation <strong>und</strong><br />

damit zu zukünftigen Produktionseinbußen, sondern<br />

beeinträchtigt auch die Ges<strong>und</strong>heit der Bevölkerung<br />

(Ribeiro, 2008). Bei der Weiterverarbeitung<br />

der abgeernteten Biomasse zu Ethanol fällt kaliumreiche,<br />

saure Vinasse (fermentierte Melasse) an, die<br />

z. T. in Gewässer geleitet wird <strong>und</strong> diese aquatischen<br />

Ökosysteme gefährdet (Rosebala et al., 2007).<br />

Die Produktion von Zuckerrohr kann mit verschiedenen<br />

Maßnahmen optimiert werden. Der Einsatz<br />

von effizienten Bewässerungssystemen (Trop-<br />

Alkoholgewinnung durch Vergärung, als Futtermittel oder<br />

zur Hefezucht. Die fermentierte Melasse (Vinasse) wird oft<br />

zur Düngung zurück auf die Felder gebracht (Lieberei et<br />

al., 2007).<br />

Foto: Hannes Grobe, AWI<br />

fenbewässerung) <strong>und</strong> Mulch hilft, Wasser zu sparen.<br />

Um Wassererosion zu vermeiden, sollte die Steigung<br />

im Gelände für die Zuckerrohrproduktion 3 % nicht<br />

übersteigen (WWF, 2005a). Wenn die Blätter vor der<br />

Ernte abgeschnitten statt abgebrannt <strong>und</strong> als Mulch<br />

verwendet werden, wird der Gehalt an organischer<br />

Substanz im Boden erhöht, die Verdunstungsrate<br />

gesenkt <strong>und</strong> die Bodenerosion eingedämmt (WWF,<br />

2005b).<br />

Ölpalme<br />

Die Ölpalme gehört zu den traditionellen Öl- <strong>und</strong><br />

Energiepflanzen (Kasten 7.1-2), wobei das Produkt<br />

Palmöl gegenwärtig vor allem in der Nahrungsmittel-<br />

<strong>und</strong> Kosmetikindustrie eingesetzt wird. Hauptproduzenten<br />

<strong>und</strong> -exporteure für Palmöl sind Malaysia<br />

<strong>und</strong> Indonesien (Produktion 2007 global: 39,3<br />

Mio. t; FAOSTAT, 2007). Beide Länder streben an,<br />

40 % der Palmölexporte als Treibstoffe auszuführen.<br />

Die globale Fläche, auf der Ölpalmen angebaut werden,<br />

beträgt lediglich 10 % der Sojaanbauflächen,<br />

die globale Produktion ist aber für beide Feldfrüchte<br />

vergleichbar. Die FAO rechnet mit einer Verdopplung<br />

der Palmölproduktion gegenüber 1999/2001 bis<br />

2030 (FAO, 2006c).<br />

Mit den Ölpalmenkulturen entstehen – vor allem<br />

in Indonesien – große ökologische Schäden. Während<br />

in Malaysia neue Ölpalmenplantagen nur auf<br />

bereits bestehenden Acker- oder Brachflächen<br />

errichtet werden dürfen, fallen in Indonesien dem<br />

Plantagenanbau oft auf Moorböden stehende Primärwälder<br />

zum Opfer (Stone, 2007; Kasten 5.4-2).<br />

Über ein Viertel der indonesischen Konzessionen für

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