14.04.2013 Aufrufe

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

edarf zu geeigneten Instrumenten, um Ernährungsmuster<br />

entsprechend zu verändern. Neben „weichen“<br />

Maßnahmen (Bildung, Aufklärung, Kennzeichnungspflichten)<br />

sollten auch die Wirkungen<br />

stärker eingreifender Instrumente (z. B. Subventionen,<br />

Verbrauchsteuern) in die Forschung einbezogen<br />

werden. Ebenso muss die Forschung zu den gesellschaftlichen<br />

Perspektiven <strong>und</strong> (ethischen) Grenzen<br />

einer staatlichen Beeinflussung von Konsummustern<br />

vertieft werden. Für die Bewertung <strong>und</strong> Diskussion<br />

dieser Fragen muss auch weiterhin zu einer robusten<br />

Datenbasis <strong>und</strong> zu einem eindeutigen Zurechnungsverfahren<br />

von individuellem bzw. nationalem Flächenverbrauch<br />

geforscht werden.<br />

11.5<br />

Gestaltung internationaler <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

11.5.1<br />

Management der globalen <strong>Landnutzung</strong><br />

Es ist absehbar, dass sich die <strong>Landnutzung</strong>skonkurrenzen<br />

in globalem Maßstab verschärfen werden.<br />

Um die daraus erwachsenden Herausforderungen<br />

zu bewältigen, bedarf es belastbarer Informationen<br />

über die Entwicklung globaler <strong>Landnutzung</strong>smuster<br />

nicht nur in Abhängigkeit klimatischer, sondern<br />

auch sozioökonomischer <strong>und</strong> politischer Entwicklungen.<br />

Die interdisziplinäre Forschung zu globalen<br />

<strong>und</strong> regionalen <strong>Landnutzung</strong>smodellen <strong>und</strong> -szenarien<br />

sollte folglich intensiviert werden (Kap. 11.4.2).<br />

Momentan wird die globale <strong>Landnutzung</strong><br />

wesentlich durch den Markt <strong>und</strong> nationale Politiken<br />

bestimmt. Angesichts der zunehmenden <strong>Landnutzung</strong>skonkurrenzen<br />

empfiehlt der WBGU, verstärkt<br />

die Möglichkeiten einer Lenkung der <strong>Landnutzung</strong><br />

zu erforschen. Dabei geht es einerseits um<br />

indirekte Wirkungen, die durch zahlreiche internationale<br />

Vereinbarungen <strong>und</strong> Instrumente auf die<br />

globale Allokation von Boden ausgehen. Andererseits<br />

geht es um die Frage, ob Mechanismen <strong>und</strong><br />

Instrumente der lokalen <strong>und</strong> nationalen Raumplanung<br />

weiterentwickelt <strong>und</strong> auf die globale Ebene<br />

übertragen werden können <strong>und</strong> sollten. Internationale<br />

Kommunikations-, Berichts- <strong>und</strong> Monitoringpflichten<br />

sowie <strong>Landnutzung</strong>s prinzipen sind derzeit<br />

wesentliche Politikinstrumente. Vereinzelt existieren<br />

außerdem zwischenstaatliche Flächennutzungsvereinbarungen,<br />

wie z. B. die internationale Verpflichtung<br />

zur Einrichtung von Schutzgebieten im Bereich<br />

des Naturschutzes. Eine zentrale Forschungsfrage<br />

ist in diesem Zusammenhang, inwieweit Flächennutzungsvereinbarungen<br />

in darüber hinausgehenden<br />

<strong>Landnutzung</strong>ssektoren eine Rolle spielen könn-<br />

Gestaltung internationaler <strong>Bioenergie</strong>politik 11.5<br />

ten <strong>und</strong> wie eine konsistente Gesamtabstimmung<br />

sektorspezifischer Flächennutzungsvereinbarungen<br />

erfolgen kann. Dabei sind die Effektivität, Effizienz,<br />

Praktikabilität <strong>und</strong> Durchsetzbarkeit internationaler<br />

Raumplanungsinstrumente zu bewerten, ihre<br />

wirtschaftlichen Verteilungswirkungen abzuschätzen<br />

<strong>und</strong> ihr Einfluss auf die Strukturen der internationalen<br />

Arbeitsteilung zu analysieren. Entwicklungspolitische<br />

<strong>und</strong> geostrategische Aspekte wären dabei<br />

von der Forschung mit zu beachten.<br />

11.5.2<br />

Standardsetzung <strong>und</strong> WTO-rechtliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

Rahmen für Standardsetzung <strong>und</strong><br />

Nachhaltigkeitskriterien<br />

Aus rechtlicher Sicht besteht Klärungsbedarf zur<br />

Frage, welches völkerrechtliche Regime am besten<br />

geeignet ist, um Nachhaltigkeitskriterien in Bezug<br />

auf Produktion <strong>und</strong> Nutzung von <strong>Bioenergie</strong> aufzunehmen.<br />

Um hier zu präziseren Aussagen zu gelangen,<br />

sollte eine umfassende Abklärung der Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile verschiedener denkbarer Vorgehensweisen<br />

vorgenommen werden. Dabei ist der Ansatz eines<br />

eigenständigen multilateralen Abkommens ebenso<br />

in die Überlegungen einzubeziehen wie eine mögliche<br />

Angliederung an eine der bestehenden multilateralen<br />

Abkommen (insbesondere Biodiversitätskonvention<br />

<strong>und</strong> Klimaschutzkonvention, schwieriger<br />

Desertifikationskonvention). Weiter stellt sich in<br />

diesem Zusammenhang die Frage, welche Methoden<br />

der Formulierung von Nachhaltigkeitskriterien für<br />

<strong>Bioenergie</strong> im jeweiligen multilateralen Rahmen am<br />

geeignetsten sind. Durch die Entwicklung einer multilateralen<br />

„Musterkonvention“ in Bezug auf Nachhaltigkeitsstandards<br />

für <strong>Bioenergie</strong> ließe sich das<br />

Potenzial für entsprechende Regelungen überprüfen<br />

<strong>und</strong> deren Einbettung in den bestehenden Rechtsbestand<br />

– nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Vereinbarkeit<br />

mit dem WTO-Regime – durchspielen.<br />

Präzisierung <strong>und</strong> Konkretisierung des<br />

WTO‑rechtlichen Rahmens<br />

Das WTO-Regime befindet sich in fortlaufender<br />

Entwicklung (andauernde Verhandlungsr<strong>und</strong>e; Praxis<br />

der Streitschlichtungsorgane). Die Verhandlungsergebnisse<br />

sollten politik- <strong>und</strong> rechtswissenschaftlich<br />

mit dem Ziel begleitet werden, deren Auswirkungen<br />

auf die Verwirklichung <strong>nachhaltige</strong>r <strong>Bioenergie</strong>produktion<br />

laufend zu analysieren <strong>und</strong> entsprechenden<br />

Handlungsbedarf auf den verschiedenen Ebenen<br />

rechtlicher Regulierung (international, supranational,<br />

national) frühzeitig zu erkennen. Besondere<br />

Beachtung ist dabei der Entwicklung von Mindest-<br />

327

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!