Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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292 10 Globale <strong>Bioenergie</strong>politik<br />
kann entweder die Erzeugung von Biomethan oder<br />
die Verwendung von Biomethan gefördert werden.<br />
Um die Förderpolitik möglichst transparent zu halten<br />
<strong>und</strong> um ihre Effektivität im Nachhinein besser<br />
abschätzen zu können, ist es sinnvoll, sich für einen<br />
der Hebel zu entscheiden. Aus Sicht des WBGU ist<br />
eine Förderung der Verwendung geeigneter, da so<br />
Biomethan nicht am Bedarf vorbei produziert wird<br />
<strong>und</strong> vor allem, weil dann die Konversionstechnologie<br />
bevorzugt werden kann, die den höchsten Beitrag<br />
zum Klimaschutz verspricht. Dies ist die Verwendung<br />
von Biomethan bei der Stromerzeugung in Ländern,<br />
in denen fossile Energieträger, insbesondere Kohle,<br />
bei der Stromgewinnung eine wesentliche Rolle<br />
spielen <strong>und</strong> durch Biomethan ersetzt würden. Folglich<br />
sollte in diesen Ländern die Förderung der Nutzung<br />
von Biomethan in der Stromerzeugung im Vordergr<strong>und</strong><br />
stehen. Die Klimaschutzwirkung ließe sich<br />
sogar noch deutlich steigern, wenn das CO 2, das bei<br />
der Methanerzeugung ohnehin abgetrennt werden<br />
muss, anschließend sicher eingelagert würde (Carbon<br />
Capture and Storage, CCS). Somit gewinnt das<br />
Vorantreiben von CCS auch aus bioenergiepolitischer<br />
Sicht an Bedeutung.<br />
Zugang des Biomethans zum Gasnetz<br />
Die Verwendung von Biomethan als gasförmiger<br />
Energieträger ist in industriellen Energiesystemen<br />
auf eine ausreichende <strong>und</strong> funktionsfähige Netzinfrastruktur<br />
sowie auf einen ungehinderten Zugang<br />
der Betreiber von Biogas- bzw. Biomassevergasungsanlagen<br />
zum (überregionalen) Gasnetz <strong>und</strong> den entsprechenden<br />
Anschluss der Kraftwerke angewiesen.<br />
Erfahrungen mit der Aufbereitung von Biogas<br />
<strong>und</strong> Einspeisung in (lokale) Gasnetze wurden in der<br />
Schweiz, Schweden <strong>und</strong> den Niederlanden gemacht<br />
(FNR; 2006e; van Burgel, 2006). In Deutschland gibt<br />
es etwa ein Dutzend Biogasanlagen, die aufbereitetes<br />
Biomethan in das Erdgasnetz einspeisen, ca. 20 weitere<br />
befinden sich in Planung. Europaweit werden<br />
ca. 80 Biogasaufbereitungsanlagen betrieben (Bensmann,<br />
2008; ISET, 2008). Die rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
der EU ergeben sich durch die Bestimmungen für<br />
den Erdgasbinnenmarkt <strong>und</strong> den dort festgelegten<br />
Vorgaben für einen nichtdiskriminierenden Zugang<br />
zum Gasnetz sowie den Qualitäts- <strong>und</strong> Sicherheitsanforderungen<br />
in den Mitgliedsstaaten (van Burgel,<br />
2006). In Deutschland erfolgt die Einspeiseförderung<br />
durch Regelungen zu Netzzugang, Abnahmeverpflichtung<br />
der Gasnetzbetreiber <strong>und</strong> Zahlungen<br />
für vermiedene Netzkosten, d. h. Aufteilung von Kostenersparnissen,<br />
die entstehen, wenn bei der lokalen<br />
Einspeisung die Transportdistanzen zwischen Gasproduktion<br />
<strong>und</strong> -verbrauch geringer sind (Leuschner,<br />
2008).<br />
Im Allgemeinen wäre der Netzausbau zu fördern.<br />
Zugleich wäre allen Netzbetreibern vorzuschreiben,<br />
erforderliche Investitionen für einen Netzzugang<br />
von Biomethananlagenbetreibern zu tätigen,<br />
z. B. in Pumpstationen. Diese Pumpstationen heben<br />
den Gasdruck des eingespeisten Biomethans auf das<br />
Druckniveau, das zur Einspeisung <strong>und</strong> Übertragung<br />
in Ferngasnetzen notwendig ist.<br />
Förderung der Einspeisung von Strom aus<br />
Biomethan<br />
Die in jüngerer Zeit deutlich gestiegenen Gaspreise<br />
dürften zwar dazu beitragen, die Einspeisung dezentral<br />
erzeugten Biomethans attraktiver zu gestalten<br />
<strong>und</strong> die noch stärker angestiegenen Kohlepreise dürften<br />
Biomethan auch für Stromerzeuger interessanter<br />
machen. Da aber die Emissionen fossiler Energieträger<br />
in den meisten Ländern nicht <strong>und</strong> auch in<br />
der EU bislang nicht hinreichend mit ihren externen<br />
Kosten belastet werden (Kap. 10.7.1), bedarf es<br />
expliziter Anreize für die Stromerzeugung aus Biomethan.<br />
Einspeisevergütungen haben sich zur Förderung<br />
erneuerbarer Energien vergleichsweise gut<br />
bewährt (UBA, 2006a). Gleichwohl sollten Staaten<br />
durch die EU <strong>und</strong> anderweitig denkbare Verpflichtungen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich nicht auf Einspeisevergütungen<br />
festgelegt werden, da andere Instrumente ebenfalls<br />
Vorteile haben (WBGU, 2003a; Ringel, 2004; UBA,<br />
2006b; Finon, 2007; Umsicht, 2007). Allerdings können<br />
speziell bei Energie aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
Quoten problematisch sein, da der Zwang,<br />
eine bestimmte Mindestmenge an Energiepflanzen<br />
oder Reststoffen zur Stromerzeugung zu nutzen, zu<br />
erheblichen Marktverzerrungen führen kann, die<br />
sich im Falle von Energiepflanzen wesentlich stärker<br />
auf <strong>Landnutzung</strong>skonkurrenzen <strong>und</strong> besonders<br />
Nahrungsmittelpreise auswirken können als im Falle<br />
anderer erneuerbarer Energien.<br />
In vielen Ländern wird die Stromerzeugung aus<br />
Biomasse gefördert: Zusätzlich zu einer generellen<br />
Vergütung pro kWh für die Einspeisung von<br />
Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen (z. B.<br />
Wind- <strong>und</strong> Solarenergie) ins Stromnetz wird eine<br />
ergänzende Vergütung gewährt für Elektrizität, die<br />
aus Biomasse bzw. nachwachsenden Rohstoffen<br />
(NaWaRo) erzeugt wird. In Deutschland geschieht<br />
dies durch den so genannten NaWaRo-Bonus. Dieser<br />
Bonus kann durch zusätzliche Boni für die Wärmenutzung<br />
aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen<br />
(Kap. 10.7.5.2), für den Einsatz neuer Technologien,<br />
sowie die Verwendung organischer Reststoffe aufgestockt<br />
werden (FNR, 2006e). In Schweden erfolgt die<br />
Förderung der Stromerzeugung durch handelbare<br />
Zertifikate für Elektrizität aus erneuerbaren Energien<br />
(SBGF et al., 2008). Der WBGU erachtet solche<br />
Förderungen als sinnvoll, solange sichergestellt ist,