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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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210 8 Optimale Einbindung <strong>und</strong> Nutzung der <strong>Bioenergie</strong> in Energiesystemen<br />

gesetzt, die in Verbindung mit Biokraftstoffgeneratoren<br />

eine gesicherte Versorgung leisten. Der Ersatz<br />

klassischer Dieselgeneratoren durch biogen betriebene<br />

KWK-Anlagen erlaubt die Verwendung lokal<br />

erzeugter Biokraftstoffe bei gleichzeitiger Bereitstellung<br />

von Nutzwärme. In diesem Kapitel wird explizit<br />

auf die Rolle der Biomasse in Entwicklungsländern<br />

eingegangen <strong>und</strong> andere Energiequellen zur Überwindung<br />

der Energiearmut sind hingegen nicht im<br />

Fokus. Biomasse ist der Brennstoff, der zur Zeit in<br />

den meisten ländlichen Regionen als Hauptenergiequelle<br />

genutzt wird <strong>und</strong> dessen technische Handhabung<br />

<strong>und</strong> Anwendung gewährleistet ist. Im Gegensatz<br />

dazu zeigt die Erfahrung, dass neue Technologien<br />

wie Photovoltaik sich nur langsam verbreiten,<br />

da die Anlagen von den Nutzern selbst oft nicht<br />

gewartet werden können. Technologien, die auf den<br />

vertrauten Brennstoff Feuerholz zurückgreifen, können<br />

deshalb in der realen Anwendung leichter Fuß<br />

fassen.<br />

8.2.1<br />

Energierevolution in der traditionellen<br />

Biomassenutzung<br />

Der Großteil der traditionellen Biomassenutzung<br />

findet in ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer<br />

statt, die von Armut <strong>und</strong> einem niedrigen technischen<br />

Entwicklungsstand geprägt sind. Neue, effizientere<br />

Technologien zur Nutzung von <strong>Bioenergie</strong><br />

müssen daher in Installation, Gebrauch <strong>und</strong> Wartung<br />

einfach handhabbar sein <strong>und</strong> für die Bevölkerung<br />

bezahlbar bleiben. Eine moderne <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

bietet unter diesen Voraussetzungen die<br />

Chance, Beschäftigung im ländlichen Raum zu schaffen,<br />

den Grad der flächendeckenden Energieversorgung<br />

zu erhöhen, die Importabhängigkeit zu mindern<br />

<strong>und</strong> durch effizientere Technologien die Entwaldung<br />

<strong>und</strong> den energetisch bedingten Treibhausgasausstoß<br />

zu verringern. Durch den Ersatz von traditionellen<br />

Herden durch effiziente Holzherde kann der Treibhausgasausstoß<br />

bei gleichem Nutzen um ca. 60 %<br />

reduziert werden <strong>und</strong> beim Ersatz durch Kleinstbiogasanlagen<br />

sogar um 95 %. Diese Reduktionen gelingen<br />

durch eine effizientere Verbrennung, die weniger<br />

Methan <strong>und</strong> Lachgas verursacht oder durch eine vermiedene<br />

Entwaldung (Kap. 7.3). Um eine Verbreitung<br />

moderner <strong>Bioenergie</strong>nutzung zu fördern, müssen<br />

parallel zwei Strategien verfolgt werden: Zum<br />

einen müssen effiziente, kostengünstige Technologien<br />

bereitgestellt werden <strong>und</strong> zum anderen müssen<br />

die teilweise erheblichen soziokulturellen Hemmnisse<br />

beim Einsatz dieser Technologien überw<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

8.2.2<br />

Energieversorgung in ländlichen Gebieten mit<br />

Hilfe moderner Biomassenutzung<br />

Verbesserte Holzherde<br />

Die direkte Verwendung von Holz in verbesserten<br />

Holzherden ist effizienter als die Verkohlung zu<br />

Holzkohle mit anschließender Verbrennung in Holzkohleherden<br />

(Kap. 7.2). Die Kon struktion verbesserter<br />

Holzherde reicht von ganz einfachen, fast kostenlosen<br />

Lehmherden bis zur Metallbauweise. Sie sind<br />

so allen Bevölkerungsschichten prinzipiell zugänglich,<br />

sofern keine soziokulturellen Hemmnisse bestehen<br />

(Kap. 10.8). Die dadurch mögliche Reduktion des<br />

Feuerholzverbrauchs auf die Hälfte oder ein Viertel<br />

– je nach Herdbauweise – ist eine einfache <strong>und</strong> kostengünstige<br />

Möglichkeit, <strong>Bioenergie</strong> effizienter <strong>und</strong><br />

somit umweltfre<strong>und</strong>licher zu nutzen (Kap. 7.2 <strong>und</strong><br />

9.2.2; Kasten 8.2-1 <strong>und</strong> 8.2-2; Kumar et al., 1990).<br />

Kleinbiogasanlagen<br />

Kleinbiogasanlagen können ebenfalls den Feuerholzverbrauch<br />

reduzieren. Die zusätzlichen Vorteile<br />

von Biogasanlagen gegenüber verbesserten Holzherden<br />

sind verbesserte Innenraumluft, eine stärkere<br />

Reduktion der Treibhausgas emissionen (Kap. 7.3;<br />

Kästen 7.3-3 <strong>und</strong> 8.2-1) <strong>und</strong> verbesserter Dünger für<br />

die Landwirtschaft. Studien aus Nepal zeigen, dass<br />

Frauen bis zu drei St<strong>und</strong>en ihrer täglichen Arbeitszeit<br />

einsparen können, wenn sie mit Biogas kochen,<br />

da keine Zeit für das Sammeln des Brennstoffes<br />

anfällt <strong>und</strong> das Kochen selbst einfacher ist (ter<br />

Heegde, 2005). Die verbesserte Luftqualität senkt im<br />

Übrigen die Ausgaben für Medikamente <strong>und</strong> steigert<br />

die Lebenserwartung. Biogas kann auch zur Beleuchtung<br />

verwendet werden. Diese Technologie erzielt<br />

zwar nicht den höchsten Wirkungsgrad, ist aber ein<br />

guter Kompromiss zwischen einfacher Handhabung,<br />

Installation <strong>und</strong> Wartung, dem energetischen Nutzen<br />

<strong>und</strong> den Kosten der Energiedienstleistung. In Nepal<br />

<strong>und</strong> Vietnam sind bereits über 200.000 Kleinbiogasanlagen<br />

im Einsatz. In Indien wurden seit 1980 über<br />

4 Mio. Anlagen installiert, wovon noch über 70 %<br />

in Gebrauch sind. In Nepal konnten Haushalte im<br />

Schnitt jährlich 5 t Treibhausgasemissionen (CO 2 eq)<br />

vermeiden, indem sie Biogasanlagen einsetzten statt<br />

Biomasse traditionell zu nutzen (ter Heegde, 2005).<br />

Diese Emissionsreduktion resultiert aus den vermiedenen<br />

Methanemissionen von Dung, der für die<br />

Anlage verwendet wird sowie durch den Ersatz von<br />

Dünger <strong>und</strong> nicht nachhaltig geerntetem Feuerholz.<br />

Kleinbiogasanlagen sind besonders für Haushalte,<br />

Schulen <strong>und</strong> auch öffentliche Einrichtungen geeignet<br />

<strong>und</strong> reduziert die Abhängigkeit der Bevölkerung<br />

von Feuerholz.

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