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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Stufen der Wertschöpfungskette (Biomasseproduktion<br />

<strong>und</strong> -ernte, Verarbeitung, Verbrauch <strong>und</strong> Entsorgung;<br />

EEA, 2006; Sims et al., 2007).<br />

Mobilisierung biogener Abfälle <strong>und</strong><br />

Reststoffe für die energetische Nutzung<br />

Der energetischen Nutzung biogener Abfälle <strong>und</strong><br />

Reststoffe sollte aufgr<strong>und</strong> ihrer vorteilhaften Klimaschutzwirkung<br />

(Kap. 7.3) im Vergleich zum Energiepflanzenanbau<br />

eine prioritäre Rolle in der <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

zukommen (Kap. 9.1.1). Ein Engpassfaktor<br />

kann dabei die Rohstoffverfügbarkeit sein.<br />

Handlungsbedarf besteht erstens, wenn <strong>nachhaltige</strong><br />

Potenziale bisher nicht ausgeschöpft wurden, weil die<br />

erforderlichen Infrastrukturen vor allem zur Abfall-<br />

<strong>und</strong> Reststofftrennung sowie (Zwischen-)Lagerung<br />

fehlen. Zweitens gibt es Handlungsbedarf, wenn<br />

Informationsdefizite bestehen oder drittens die energetische<br />

Nutzung bisher nicht wirtschaftlich betrieben<br />

werden konnte, weil z. B. der Abfall- oder Reststofftransport<br />

zu den Konversionsanlagen zu hohe Kosten<br />

verursacht. Zwar dürfte die absehbare Verteuerung<br />

fossiler Energieträger (Öl, Gas) die Wirtschaftlichkeit<br />

biogener Abfälle <strong>und</strong> Reststoffe langfristig<br />

verbessern <strong>und</strong> so zur Mobilisierung bisher genutzter<br />

Potenziale beitragen. Angesichts der Dringlichkeit<br />

des Klimaschutzes empfiehlt der WBGU jedoch<br />

außer durch die Interna lisierung der Kosten fossiler<br />

Energieträger die Mobilisierung biogener Abfälle<br />

<strong>und</strong> Reststoffe gezielt zu fördern, damit dieser Substitutionsprozess<br />

beschleunigt wird.<br />

Verfügbarkeit geeigneter<br />

Konversionstechnologien<br />

Die erforderlichen Konversionstechnologien, wie<br />

z. B. Biogasanlagen für Ernte rückstände, Grünschnitt,<br />

Gülle <strong>und</strong> Lebensmittelabfälle sowie Biodieselanlagen<br />

für Alt- <strong>und</strong> Tierfett sind ebenso verfügbar<br />

wie Biomasseheizkraftwerke oder Pelletheizungen<br />

für holz- oder halmartige Abfälle <strong>und</strong> Reststoffe<br />

einschließlich des zu ihrem Betrieb erforderlichen<br />

Knowhow. Somit bedürfen diese Konversionstechnologien<br />

zumindest in Industrieländern keiner direkten<br />

Förderung über Subventionen, staatliche Markteinführungsprogramme<br />

oder ähnliches. Eine direkte<br />

Förderung dieser Anlagen würde außerdem nicht<br />

allein die Nachfrage nach biogenen Abfall- <strong>und</strong> Reststoffen<br />

stärken, sondern käme – je nach Technologie<br />

– unbeabsichtigt auch anderen Energieträgern, wie<br />

Energiepflanzen (Kap. 10.7.3) zu Gute. Eine Lenkung<br />

der biogenen Abfall- <strong>und</strong> Reststoffströme in<br />

die Stromerzeugung <strong>und</strong> Kohlesubstitution, wodurch<br />

sich die höchsten Treibhausgasminderungen erzielen<br />

lassen (Kap. 7.3 <strong>und</strong> 9.2.1), wird in Kapitel 10.7.5<br />

näher begründet.<br />

Staatliche Förderung der <strong>Bioenergie</strong>: Agrar- <strong>und</strong> industriepolitische Maßnahmen 10.7<br />

Förderung zur Ausschöpfung ungenutzter<br />

<strong>nachhaltige</strong>r Potenziale<br />

Für biogene Abfall- <strong>und</strong> Reststoffe existieren nur<br />

wenige globale Potenzialabschätz ungen, die zum Teil<br />

mit hoher Unsicherheit behaftet sind (Kap. 6.1.2). Vorliegende<br />

Studien weisen tendenziell deutlich höhere<br />

Abfall- <strong>und</strong> Reststoffpotenziale im Agrar- <strong>und</strong> Forstsektor<br />

aus als in den übrigen Sektoren (Tab. 6.1-1).<br />

Untersuchungen für EU-Mitgliedsstaaten (EU-25)<br />

weisen im Durchschnitt ebenfalls auf das Potenzial<br />

dieser Sektoren hin, wenn auch die sektorale Aufteilung<br />

<strong>und</strong> vor allem die Größenordnungen zwischen<br />

den einzelnen Ländern deutlich divergieren (EEA,<br />

2006). Eine Förderung sollte dort ansetzen, wo signifikante<br />

ungenutzte, <strong>nachhaltige</strong> Potenziale vorhanden<br />

sind. Dieses Erschließungspotenzial stellt<br />

sich je nach wirtschaftlicher Bedeutung der biomasseintensiven<br />

Sektoren sowie dem Organisationsgrad<br />

der Abfallwirtschaft (funktionsfähige Infrastrukturen,<br />

Kapazitäten für Weiterverwertung, Recycling,<br />

energetische Verwertung oder Deponierung) in den<br />

Ländern unterschiedlich dar. Zum Beispiel werden<br />

in Deutschland die Potenziale in der Forst-, Holz-<br />

<strong>und</strong> Papierwirtschaft sowie Industrie- <strong>und</strong> Abfallwirtschaft<br />

nahezu vollständig genutzt. Eine Potenzialausschöpfung<br />

im Agrarbereich, z. B. bei Stroh, ist<br />

dadurch beschränkt, dass eine erhöhte Entnahme<br />

von Reststoffen die Bodenfruchtbarkeit (Humusgehalt)<br />

einschränken würde. In welchem Maße Stroh<br />

auf dem Acker verbleiben soll, hängt wesentlich von<br />

Standort, Fruchtfolge <strong>und</strong> Gabe sonstiger organischer<br />

Dünger ab. Erfahrungswerte für den Strohbedarf<br />

auf dem Acker liegen bei 67–80 % (Fritsche et<br />

al., 2004; Knappe et al., 2007; Vogt et al., 2008). Ähnliche<br />

Beschränkungen gelten für die Entnahme aus<br />

Wäldern <strong>und</strong> sollten unbedingt berücksichtigt werden.<br />

Betrachtet man das gesamte Energiepotenzial<br />

von Restholz in europäischen Wäldern, dann empfiehlt<br />

EEA (2007a), dass unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten<br />

40 % dieses Nutzungspotenzials in<br />

den Wäldern verbleiben sollen. Wenn diese Restriktionen<br />

im Zuge des gr<strong>und</strong>sätzlich gewollten Anstiegs<br />

der Reststoffnutzung seitens der Land- bzw. Forstwirte<br />

nicht hinreichend berücksichtigt werden, sollte<br />

auf Auflagen zurückgegriffen werden.<br />

Die bislang ungenutzten, <strong>nachhaltige</strong>n Abfall-<br />

<strong>und</strong> Reststoffpotenziale können für die energetische<br />

Nutzung wirtschaftlich attraktiv gemacht werden,<br />

indem ihnen durch staatliche Fördermaßnahmen<br />

ein (zusätzlicher) ökonomischer Wert verliehen<br />

wird. Im Vordergr<strong>und</strong> der Politik zur (indirekten)<br />

Förderung der energetischen Nutzung von biogenen<br />

Abfällen <strong>und</strong> Reststoffen steht in den meisten Ländern<br />

die allgemeine Förderung erneuerbarer Energien<br />

in der Stromerzeugung, teils kombiniert mit<br />

Fördermaßnahmen im Bereich der lokalen Wärme-<br />

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