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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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zu welchen Kosten es ausgeschöpft werden kann.<br />

Auch hier ist die Unterscheidung des Potenzials in<br />

Energiepflanzen <strong>und</strong> Abfall- bzw. Reststoffe essentiell.<br />

Für die Ermittlung des Potenzials der Energiepflanzen<br />

müssen bestehende (agrar-)ökonomische<br />

Modelle weiterentwickelt <strong>und</strong> ihre Kopplung an<br />

Klima- <strong>und</strong> Vegetationsmodelle vorangetrieben werden<br />

(Kap. 11.4.2). Für das Potenzial der Reststoffe<br />

müssen globale Stoffströme der Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />

als auch der Abfallwirtschaft analysiert <strong>und</strong><br />

hinsichtlich geschlossener Nährstoffkreisläufe <strong>und</strong><br />

der Wirtschaftlichkeit der Bereitstellung von Energie<br />

aus Reststoffen bewertet werden. Als Erweiterung<br />

sollte in den ökonomischen Modellen technologischer<br />

Wandel berücksichtigt werden, um ein realistisches<br />

Bild von technologischen Weiterentwicklungen<br />

im Bereich <strong>Landnutzung</strong> <strong>und</strong> Energieeffizienz<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> sich verändernder wirtschaftlicher<br />

Rahmenbedingungen zu erhalten.<br />

Neben der Verbesserung der Modelle müsste<br />

auch die Verfügbarkeit flächenbezogener ökonomischer<br />

Daten erhöht werden. Dazu sollten langfristig<br />

angelegte Datenerhebungen (z. B. Befragungen)<br />

durchgeführt <strong>und</strong> die erfassten Daten zentral gespeichert<br />

werden. Diese sollten mit den räumlich aufgelösten<br />

naturwissenschaftlichen Modellen kompatibel<br />

sein <strong>und</strong> neben demographischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />

Daten insbesondere auch Informationen zu<br />

<strong>Landnutzung</strong>sentscheidungen <strong>und</strong> Lebensstilen enthalten.<br />

Nach Abschätzung des WBGU bewegt sich<br />

das <strong>nachhaltige</strong> Potenzial der Abfall- <strong>und</strong> Reststoffe<br />

in derselben Größenordnung wie dasjenige für Energiepflanzen.<br />

Weiterhin besteht Forschungsbedarf zu<br />

den institutionellen <strong>und</strong> strukturellen Voraussetzungen<br />

für die Ausschöpfung des ökonomisch <strong>und</strong> ökologisch<br />

<strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>potenzials. Dabei<br />

ist für einzelne Regionen mit hohem ökonomischen<br />

Energiepflanzenpotenzial zu untersuchen, welche<br />

Voraussetzungen bezüglich der Verteilung von Landrechten,<br />

Institutionen zur Durchsetzung von Eigentumsrechten<br />

sowie der Akteursstrukturen im Agrarsektor<br />

(z. B. Dominanz großer Konzerne oder zahlreiche<br />

kleine Anbieter) für die tatsächliche Realisierung<br />

des Potenzials vorteilhaft sind.<br />

Speziell für Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländer<br />

ist außerdem zu klären, inwiefern das Vorhandensein<br />

von Infrastrukturen für Lagerung, Verarbeitung,<br />

Distribution, Marketing <strong>und</strong> Export von <strong>Bioenergie</strong>trägern<br />

Voraussetzungen für die Ausschöpfung des<br />

<strong>nachhaltige</strong>n ökonomischen <strong>Bioenergie</strong>potenzials<br />

sind <strong>und</strong> wie diese Strukturen gestaltet sein müssen,<br />

um das Potenzial in wirtschaftlich <strong>und</strong> sozial <strong>nachhaltige</strong>r<br />

Weise zu nutzen (Rosegrant et al., 2008).<br />

Nachhaltige Potenziale von <strong>Bioenergie</strong> 11.2<br />

Kosten <strong>und</strong> Nutzen der <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

Damit die sozioökonomischen Auswirkungen <strong>und</strong><br />

die gesamtwirtschaftliche Rentabilität der <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

in einer Region bewertet werden können,<br />

müssen Studien zu den regionalen (<strong>und</strong> in<br />

einem nächsten Schritt auch zu den globalen) Kosten<br />

<strong>und</strong> Nutzen von <strong>Bioenergie</strong>produktion <strong>und</strong> -nutzung<br />

durchgeführt werden. Dabei sollten vor allem<br />

auch die Auswirkungen von Energiepflanzenproduktion<br />

<strong>und</strong> -nutzung auf die Rohstoff- <strong>und</strong> Nahrungsmittelpreise,<br />

die Ernährungs- <strong>und</strong> Energiesicherheit,<br />

mögliche Klimawirkungen, das wirtschaftliche<br />

Wachstum, die Handelsbilanz <strong>und</strong> die Abhängigkeit<br />

von Ölimporten untersucht werden. In diesem<br />

Zusammenhang sollten auch Verteilungsaspekte<br />

berücksichtigt werden, da Kosten <strong>und</strong> Nutzen unter<br />

den Akteuren sehr unterschiedlich verteilt sein können.<br />

Es sollten primär Fragen gestellt werden, wer<br />

die Gewinner <strong>und</strong> Verlierer verschiedener <strong>Bioenergie</strong>strategien<br />

(z. B. kleinskalige, dezentrale Produktion<br />

<strong>und</strong> Nutzung oder großskaliger, exportorientierter<br />

Energiepflanzenanbau) sind <strong>und</strong> unter welchen<br />

Umständen (bezüglich Produktion, Marketing,<br />

Distribution usw.) verschiedene Bevölkerungsgruppen<br />

(u. a. Großgr<strong>und</strong>besitzer, Kleinbauern, ländliche<br />

Arbeiter, urbane Bevölkerung) vom Energiepflanzenanbau<br />

profitieren oder verlieren können. Des<br />

Weiteren ist zu klären, in welchen Branchen Reststoffe<br />

sinnvoll für energetische Zwecke genutzt <strong>und</strong><br />

Produkte so gestaltet werden können, dass sie zuerst<br />

stofflich <strong>und</strong> anschließend energetisch verwendet<br />

werden können (Kaskadennutzung; Kap. 5.3.3). Auf<br />

dieser Gr<strong>und</strong>lage ist zu untersuchen, mit welchen<br />

Politikmaßnahmen ein Ausgleich zwischen Gewinnern<br />

<strong>und</strong> Verlierern von <strong>Bioenergie</strong>nutzung geschaffen<br />

werden kann.<br />

Einen ersten methodischen Ansatz zur Abschätzung<br />

von Kosten <strong>und</strong> Nutzen der Energiepflanzennutzung<br />

für einzelne Länder <strong>und</strong> Regionen bildet<br />

das “Bioenergy Assessment-Tool” von der FAO,<br />

dem Copernicus Institut der Universität Utrecht <strong>und</strong><br />

dem Ökoinstitut. Mit Hilfe dieses analytischen Rahmenwerkes,<br />

dem das partialanalytische ökonomische<br />

Modell COSIMO der FAO in Verbindung mit<br />

dem QUICKSCAN-Modell des Copernicus-Instituts<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt, wird eine Basis geschaffen, die<br />

Wirkungen von Energiepflanzennutzung auf makroökonomische<br />

Größen, auf die Einkommenssituation<br />

einzelner Haushalte, auf die Preisentwicklung sowie<br />

auf die Folgen für die Ernährungssicherheit umfassender<br />

zu bewerten. Die Methodik wird derzeit in<br />

Peru, Thailand <strong>und</strong> Tansania getestet (FAO, 2008e).<br />

Ähnliche Ansätze zur Gegenüberstellung von Kosten<br />

<strong>und</strong> Nutzen der <strong>Bioenergie</strong>nutzung sollten für<br />

Reststoffe entwickelt <strong>und</strong> für beide Formen, Energiepflanzen<br />

<strong>und</strong> Reststoffe, verfeinert werden, damit<br />

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