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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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weise nur Pflanzenteile wie Raps samen oder Jatropha-Nüsse.<br />

Eine Ausnahme stellt auch Altfett als<br />

Rohstoff dar, das sehr effizient in Biodiesel gewandelt<br />

werden kann, da Altfett ein bereits gewandeltes<br />

Pflanzenprodukt ist <strong>und</strong> dieser Konversionsschritt<br />

daher nicht mehr zu Buche schlägt.<br />

Bei der Herstellung von Fischer-Tropsch-Diesel<br />

kann zusätzlich eine geringe Menge Strom bereitgestellt<br />

werden. Obwohl es sich bei den drei betrachteten<br />

theoretischen BtL-Konzepten um eine sehr<br />

große Anlagengröße mit ca. 500 MW thermischer<br />

Feuerungsleistung handelt, ist der Wirkungsgrad<br />

der BtL-Herstellung <strong>und</strong> Nutzung mit einer Bandbreite<br />

von 14 % bis 16 % vergleichbar mit anderen<br />

Mobilitätspfaden, denen weit kleinskaligere Anlagen<br />

zugr<strong>und</strong>e liegen. Im Bereich Biomethan zeigen KUP<br />

<strong>und</strong> Restholz die höchsten Wirkungsgrade, da in der<br />

Vergasung von diesen Rohstoffen Kraftstoff, Strom<br />

<strong>und</strong> Wärme im Polygenerationkonzept bereitgestellt<br />

werden kann (Fürnsinn, 2007). Die Vergasung von<br />

Restholz zu Wasserstoff bei einer Anlagengröße von<br />

250 MW thermischer Feuerungsleistung <strong>und</strong> dessen<br />

Einsatz in modernen Brennstoffzellenfahrzeugen<br />

sind kaum effizienter als konventionelle Biokraftstoffe<br />

in Verbrennungsmotoren.<br />

Die Anlagengröße hat besonders in den untersuchten<br />

Mobilitätspfaden deutliche Auswirkungen<br />

auf die Wirkungsgrade. Für die Stromerzeugung zur<br />

Nutzung bei der Elektromobilität wurde beispielsweise<br />

mit 1,6 MW eine relativ kleine Leistungsklasse<br />

betrachtet. Wird Biomasse in größeren Kraftwerken<br />

verstromt <strong>und</strong> auch hier die Abwärme sinnvoll<br />

genutzt, liegt die Effizienz des Elektromobilitätspfades<br />

noch höher als dargestellt.<br />

Vergleichende Bewertung<br />

Insgesamt zeigt sich, dass sich bei der reinen Wärmebereitstellung<br />

zwar die höchsten energetischen<br />

Wirkungsgrade erzielen lassen, die Exergie, also<br />

das mechanische bzw. elektrische Äquivalent dieser<br />

Wärme, jedoch deutlich unter den Werten der Kraft-<br />

Wärme-Kopplung oder auch unter den Werten der<br />

reinen Stromerzeugung im Kraftwerk liegt. Bei exergetischer<br />

Betrachtung sind also die Stromerzeugung<br />

<strong>und</strong> Kraft-Wärme-Kopplung effizienter als die reine<br />

Wärmebereitstellung.<br />

Die geringste exergetische Wertigkeit wird beim<br />

Einsatz von Biokraftstoffen in Kraftfahrzeugverbrennungsmotoren<br />

erreicht, die in den meisten Fällen<br />

nur etwa dem halben Äquivalent der Verbrennung<br />

für die reine Wärmeerzeugung oder gar einem<br />

Drittel der erreichbaren Werte beim KWK-Kraftwerk<br />

bzw. der reinen Stromerzeugung entspricht.<br />

Eine effizientere Nutzung als im Verkehr ist durch<br />

die Nutzung von Biokraftstoffen erreichbar, wenn<br />

sie in der kombinierten Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeu-<br />

Technisch-ökonomische Analyse <strong>und</strong> Bewertung von <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfaden 7.2<br />

gung verwendet werden wie beispielsweise Bioethanol<br />

in GuD-Kraftwerken oder Pflanzenöl in BHKW.<br />

Eine Ausnahme stellt die Elektromobilität dar, bei<br />

der nicht nur die Konversion in die Antriebsenergie<br />

effizienter ist als beim Verbrennungsmotor, sondern<br />

auch zusätzlich ein exergetischer Anteil aus<br />

der Abwärme bei der KWK entsteht. Allerdings ist<br />

die Elektromobilität eine Anwendung des bereitgestellten<br />

Stroms <strong>und</strong> somit in der Darstellung nur<br />

innerhalb der Mobilitätspfade, jedoch nicht mit den<br />

Strompfaden zu vergleichen.<br />

Ein vollständiger sektorenübergreifender Vergleich<br />

ist nur mit Betrachtung der Exergie möglich.<br />

Die Verwendung von <strong>Bioenergie</strong> ist allerdings<br />

auch abhängig von der Nachfrage in den jeweiligen<br />

Sektoren <strong>und</strong> dem je nach Land unterschiedlichen<br />

Energiesystem. Hinsichtlich der technischen Effizienz<br />

<strong>und</strong> der exergetischen Bewertung sind die KWK<br />

<strong>und</strong> reine Stromerzeugung eindeutig zu bevorzugen.<br />

Falls jedoch beispielsweise der Strombedarf zukünftig<br />

durch andere erneuerbare Energien gedeckt ist,<br />

ist auch in Einzelfällen die Biomassenutzung in reinen<br />

Wärmeanwendungen wie Pelletheizungen oder<br />

Hackschnitzelheizwerken vorstellbar.<br />

Beim Vergleich von Pfaden, die ähnliche technische<br />

Konversionsverfahren haben, sich aber durch<br />

die eingesetzte Biomasse unterscheiden, zeigen sich<br />

keine systematischen Effizienzunterschiede zwischen<br />

Reststoffen <strong>und</strong> Energiepflanzen. In der Regel<br />

streuen die Werte bei Reststoffen allerdings stärker,<br />

was am Vergleich der Pfade mit Restholz, Altfett,<br />

Ernterückständen/Gülle <strong>und</strong> Bioabfall deutlich<br />

wird.<br />

7.2.4<br />

Effizienz verschiedener traditioneller<br />

Konversionsverfahren<br />

Traditionelle Biomassenutzung findet vorwiegend in<br />

Entwicklungsländern statt. Für die Bereiche Mobilität<br />

<strong>und</strong> Stromerzeugung gelten sehr ähnliche Wirkungsgrade<br />

wie in Industrieländern, deshalb werden<br />

sie hier nicht spezifisch erläutert. Der interessante<br />

Bereich der <strong>Bioenergie</strong>nutzung in den Entwicklungsländern<br />

in Bezug auf die Effizienz sind dagegen<br />

die Wärmeanwendungen, besonders die Wärmebereitstellung<br />

zum Kochen.<br />

Holzherde<br />

Der global größte Verbrauch von Biomasse findet<br />

in Entwicklungsländern zum Kochen, Heizen <strong>und</strong><br />

Beleuchten statt. Traditionell wird mit gesammeltem<br />

Feuerholz auf dem Drei-Steine-Herd gekocht,<br />

der wegen der schlechten Verbrennung <strong>und</strong> Wärmenutzung<br />

nur einen Wirkungsgrad von 5–15 % besitzt<br />

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