Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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266 10 Globale <strong>Bioenergie</strong>politik<br />
Befristung. Um den konformen Einsatz zu kontrollieren<br />
<strong>und</strong> unverhältnismäßige Nebenwirkungen zu<br />
verhindern, sind Anwendungskriterien wie z. B. Auslöseschwellenwerte<br />
zur Berücksichtigung der Wirkungen<br />
auf die Ernährungssicherheit in anderen<br />
Ländern relevant (Rudloff, 2008).<br />
10.4.2.5<br />
Abbau weiterer Handelsverzerrungen auf den<br />
Weltagrarmärkten<br />
Agrarsubventionen, Mindestpreise <strong>und</strong> Importbeschränkungen<br />
werden bevorzugt in Industrie- <strong>und</strong><br />
Schwellenländern angewendet <strong>und</strong> zur Einkommenssicherung<br />
der Landwirte eingesetzt. 2006 wurden<br />
in den OECD-Staaten 268 Mrd. US-$ Finanzhilfen<br />
an landwirtschaftliche Produzenten geleistet.<br />
Die gesamten Agrarsubventionen machen ca. 1,1 %<br />
des BIP der OECD-Staaten aus (OECD, 2007a).<br />
Ähnlich sieht es in mehreren Schwellenländern aus:<br />
China gab dafür im Jahr 2005 mehr als 2,4 % des BIP<br />
aus, Russland ca. 1 %, Brasilien ca. 0,8 % <strong>und</strong> Südafrika<br />
ca. 0,7 % (OECD, 2007b). Viele ärmere Entwicklungsländer<br />
hingegen haben kaum Kapazitäten<br />
zur Förderung des Agrarsektors, weil die staatlichen<br />
Strukturen zu schwach <strong>und</strong> die finanziellen Mittel<br />
zu begrenzt sind. Häufig wird dieser Sektor sogar<br />
zu einer übermäßigen Besteuerung herangezogen<br />
(World Bank, 2008c).<br />
Die genannten handelsverzerrenden Maßnahmen<br />
stehen in der Kritik, weil sie einheimische Anbieter<br />
protegieren <strong>und</strong> so den Marktzugang für wettbewerbsfähige<br />
Anbieter, u. a. aus Entwicklungsländern,<br />
verhindern. Subventionen können sich zwar anders<br />
als Importbeschränkungen auch positiv auf die globale<br />
Ernährungssicherheit auswirken, da sie dämpfend<br />
auf die Weltagrarpreise wirken. Zugleich resultieren<br />
für die Landwirte, die mit den subventionierten<br />
Agrargütern konkurrieren, <strong>und</strong> damit letztlich auch<br />
für die dortige Ernährungssituation negative Folgen.<br />
Durch einen multilateral abgestimmten Abbau solcher<br />
verzerrenden Maßnahmen würden sich Wachstums-<br />
<strong>und</strong> Exportchancen für den Agrarsektor in<br />
Entwicklungsländern ergeben. Damit verb<strong>und</strong>ene<br />
Produktionszuwächse würden so auch zur Versorgungssicherheit<br />
beitragen. Die Doha-Verhandlungsr<strong>und</strong>e<br />
der WTO bietet nach wie vor die Gelegenheit,<br />
um Rahmenbedingungen unter der Welthandelsordnung<br />
anzupassen <strong>und</strong> weiterzuentwickeln: Kurzfristig<br />
geht es darum, Verzerrungen zurückzuführen,<br />
indem die genannten Hemmnisse abgebaut werden.<br />
Auf lange Sicht sollte durch eine weitergehende<br />
Liberalisierung des Weltagrarhandels die Funktionsfähigkeit<br />
der Agrarmärkte unterstützt werden. Hierbei<br />
sind allerdings die unterschiedlichen Vorausset-<br />
zungen <strong>und</strong> Bedürfnisse der Entwicklungsländer zu<br />
berücksichtigen.<br />
10.4.2.6<br />
Finanzielle Hilfe, Nothilfe <strong>und</strong> Reform der<br />
Nahrungsmittelkonvention<br />
Finanzielle Hilfen<br />
Steigende Nahrungsmittelpreise sind ein erhebliches<br />
Problem vor allem für Entwicklungsländer, die auf<br />
Nahrungsimporte angewiesen sind <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
über geringe finanzielle Mittel verfügen, um verteuerte<br />
Importe zu finanzieren. Angesichts des rasanten<br />
Anstiegs der Getreidepreise in der jüngeren Vergangenheit<br />
ist die Ernährungssicherheit in den Entwicklungsregionen,<br />
insbesondere in den LIFDC Afrikas<br />
<strong>und</strong> Asiens, gefährdet (Abb. 10.4-1). So haben<br />
sich nach Angaben der FAO die durchschnittlichen<br />
Kosten für Getreideimporte im Zeitraum 2007/2008<br />
um 56 % verteuert, gegenüber 37 % im Zeitraum<br />
2006/2007 <strong>und</strong> zuvor relativ stabilen Preisen zwischen<br />
2000 <strong>und</strong> 2005 (FAO, 2008a). Die Weltbank <strong>und</strong> der<br />
IWF haben bereits kurzfristig auf die Krise reagiert<br />
<strong>und</strong> den Ländern, die aufgr<strong>und</strong> der hohen Nahrungsmittelpreise<br />
in Zahlungsbilanzschwierigkeiten geraten<br />
sind, Finanzhilfen zur Verfügung gestellt. Diese<br />
Programme sollten möglichst flexibel sein, um sich<br />
schnell dynamischen Entwicklungen anpassen zu<br />
können.<br />
Nothilfe<br />
In kritischen Situationen mit akutem Nahrungsmittelmangel<br />
werden international koordinierte Nothilfeaktivitäten<br />
durchgeführt (World Bank, 2008c).<br />
Der wichtigste internationale Akteur ist das UN-<br />
Welternährungsprogramm (WFP), dessen finanzieller<br />
Rahmen 2,8 Mrd. US-$ beträgt. Angesichts steigender<br />
Nahrungsmittelpreise <strong>und</strong> einer wachsenden<br />
Zahl von Bedürftigen wird das Programm absehbar<br />
zusätzliche finanzielle Ressourcen benötigen, um<br />
seine Aufgaben erfüllen zu können. Weltbank <strong>und</strong><br />
IWF haben den kurzfristigen Bedarf auf 500 Mio.<br />
US-$ zusätzlich beziffert (gemeinsame Frühjahrstagung<br />
von Weltbank <strong>und</strong> IWF, 2008). Um für eine dauerhafte<br />
<strong>und</strong> ausreichende Ausstattung des WFP zu<br />
sorgen, kann es angebracht sein, eigenständige Finanzierungsquellen<br />
für das WFP zu etablieren. Im Kontext<br />
global wachsender <strong>Landnutzung</strong>skonkurrenzen<br />
kämen etwa in Anlehnung an das Verursacherprinzip<br />
Abgaben auf <strong>Landnutzung</strong>en in Betracht, die weder<br />
der Nahrungsmittelproduktion noch dem Biodiversitätsschutz<br />
dienen, also z. B. der Anbau von Energiepflanzen.