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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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134 6 Modellierung des globalen Potenzials von Energiepflanzen<br />

gungen zugeschrieben. Dies gilt etwa für die Inselreiche<br />

Indonesien (FSI-Wert 83,3; GCI-Wert 4,24)<br />

<strong>und</strong> die Philippinen (83,4; 3,99) oder auch für Thailand<br />

(75,6; 4,70). Über die besten Rahmenbedingungen<br />

für einen weiteren <strong>Bioenergie</strong>ausbau in der<br />

Region verfügt indes Malaysia (FSI-Wert 67,2), dessen<br />

autoritäre Wahlmonarchie stabil <strong>und</strong> handlungsfähig<br />

ist <strong>und</strong> dessen globale Wettbewerbsfähigkeit<br />

mit einem GCI-Wert von 5,10 annähernd so stark<br />

eingeschätzt wird, wie die Australiens (5,17). Schon<br />

heute treibt die malaysische Regierung den Ausbau<br />

der Palmölindustrie aktiv voran, um die Weltmarktführerschaft<br />

auszubauen <strong>und</strong> den Wertschöpfungsgrad<br />

in der Weiterverarbeitung zu verbessern (FWA,<br />

2007). Negative Effekte hinsichtlich des Klimaschutzes,<br />

der Artenvielfalt oder der Preisentwicklung des<br />

Gr<strong>und</strong>nahrungsmittels Palmfett spielen dabei praktisch<br />

keine Rolle. Eine <strong>nachhaltige</strong> Realisierung der<br />

<strong>Bioenergie</strong>potenziale in Malaysia, aber auch in Indonesien<br />

(Kasten 5.4-2) <strong>und</strong> anderen südostasiatischen<br />

Ländern, würde erhebliche politische Korrekturen<br />

erfordern, die gegenwärtig nicht absehbar sind.<br />

6.7.4<br />

Südasien<br />

Die theoretische Größenordnung der <strong>nachhaltige</strong>n<br />

<strong>Bioenergie</strong>potenziale Südasiens reicht von 2 EJ jährlich<br />

im ungünstigsten Fall (Szenario 1 unbewässert)<br />

bis zu 4 EJ jährlich (Szenario 4 bewässert) <strong>und</strong> entspricht<br />

damit etwa 3–6 % des modellierten globalen<br />

Potenzials. Dabei entfällt jeweils der weitaus größte<br />

Anteil mit 2 EJ pro Jahr (Szenario 1 unbewässert)<br />

bzw. 3 EJ pro Jahr (Szenario 4 bewässert) auf Indien,<br />

was 9–18 % des indischen Primärenergiebedarfs von<br />

22,5 EJ im Jahr 2008 entspricht (IEA, 2007d).<br />

Allein Indien mit seiner Gesamtfläche von r<strong>und</strong><br />

3,3 Mio. km 2 bietet große, zum Teil marginale Flächen,<br />

die gr<strong>und</strong>sätzlich zur <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>produktion<br />

geeignet sind (Kasten 6.7-2). Politisch<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlich gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede<br />

zwischen den indischen B<strong>und</strong>esstaaten, die<br />

in manchen Landesteilen zu Einschränkungen bei<br />

der Realisierbarkeit dieser Potenziale führen <strong>und</strong><br />

in anderen Landesteilen rasche Fortschritte ermöglichen<br />

könnten. Dies gilt insbesondere dort, wo die<br />

Produktion von Energiepflanzen schon heute gezielt<br />

auf Ebene der B<strong>und</strong>esstaaten gefördert wird (Kasten<br />

10.8-1).<br />

Insgesamt wird die Republik Indien mit einem<br />

FSI-Wert von 72,9 bewertet. Im globalen Vergleich<br />

der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit liegt<br />

sie mit einem GCI-Wert von 4,33 in etwa gleichauf<br />

mit anderen Schwellenländern wie Südafrika (4,42)<br />

<strong>und</strong> Mexiko (4,26). Indien verfügt damit gr<strong>und</strong>sätz-<br />

lich über relativ günstige Ausgangsbedingungen zur<br />

Mobilisierung seines <strong>Bioenergie</strong>potenzials, auch<br />

wenn dieses bescheidener ausfallen dürfte, als die<br />

Ergebnisse der Modellierung des technischen <strong>Bioenergie</strong>potenzials<br />

oder die Planungen der indischen<br />

Regierung (Kasten 6.7-2). Ob eine <strong>nachhaltige</strong> <strong>Bioenergie</strong>strategie<br />

gelingt, ist vor allem von dem politischen<br />

Willen abhängig, Nachhaltigkeitsstandards zu<br />

berücksichtigen <strong>und</strong> parallel zur Entwicklung einer<br />

<strong>Bioenergie</strong>strategie Anstrengungen zur Ernährungssicherung<br />

weiterzuverfolgen. Zudem gilt es, die<br />

Rechte armer Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen,<br />

die auf vielen marginalen Flächen leben, um<br />

Landkonflikte zu vermeiden.<br />

6.7.5<br />

Afrika südlich der Sahara<br />

Die theoretische Größenordnung der <strong>nachhaltige</strong>n<br />

<strong>Bioenergie</strong>potenziale Afrikas südlich der Sahara<br />

reicht von 5 EJ jährlich im ungünstigsten Fall (Szenario<br />

1 unbewässert) bis zu 14 EJ jährlich (Szenario<br />

4 bewässert) <strong>und</strong> beträgt damit 12–15 % des globalen<br />

Potenzials. Die naturräumlichen Unterschiede innerhalb<br />

dieser Makroregion sind erheblich, wie ein Vergleich<br />

z. B. des tropisch feuchten Kongobeckens mit<br />

den ariden <strong>und</strong> semi-ariden Territorien der südafrikanischen<br />

Staaten veranschaulicht. Zudem nimmt<br />

die Republik Südafrika als regionale Vormacht <strong>und</strong><br />

größte Volkswirtschaft des Kontinents eine Sonderstellung<br />

ein. Die größten Potenziale für die <strong>Bioenergie</strong>produktion<br />

werden im Sahelgürtel, insbesondere<br />

in Nigeria, Mali <strong>und</strong> im Sudan, sowie in Teilen Ost-<br />

<strong>und</strong> Südostafrikas gesehen.<br />

Stellt man diesen Potenzialberechnungen die<br />

gegenwärtigen politischen, institutionellen <strong>und</strong><br />

sozioökonomischen Rahmenbedingungen in der<br />

Region gegenüber, so ist kaum zu erwarten, dass die<br />

theoretischen Potenziale mittelfristig auch nur annähernd<br />

realisierbar sind. Elf der zwanzig von Foreign<br />

Policy als besonders kritisch eingestuften Staaten liegen<br />

in Afrika südlich der Sahara, darunter mit dem<br />

Sudan (FSI-Wert 113,0), dem Tschad (110,9) <strong>und</strong> der<br />

Demokratischen Republik Kongo (106,7) auch die<br />

drei größten Flächenstaaten der Region mit zusammen<br />

mehr als 6 Mio. km 2 . Die Stabilität weiterer fünfzehn<br />

Staaten südlich der Sahara gilt als akut gefährdet,<br />

darunter landwirtschaftlich bedeutsame Staaten<br />

wie Kenia (93,4) <strong>und</strong> Kamerun (91,2). Die Perspektiven<br />

für eine politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Konsolidierung<br />

der Region sind insgesamt eher skeptisch<br />

einzuschätzen beziehungsweise verharren auf niedrigem<br />

Niveau (Grimm <strong>und</strong> Klingebiel, 2007). Für Subregionen<br />

wie den Sahelraum, das Horn von Afrika<br />

<strong>und</strong> das südliche Afrika kommt hinzu, dass diese

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