14.04.2013 Aufrufe

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

294 10 Globale <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

stabilisieren <strong>und</strong> die technische Versorgungssicherheit<br />

erhöhen (Kap. 8.1.2.3). GuD-Kraftwerke werden<br />

in der Regel großskalig gebaut. Die Vorteile dieser<br />

Anlagentechnik sind eine hocheffiziente <strong>und</strong> steuerbare<br />

Stromerzeugung sowie ihre Wirtschaftlichkeit.<br />

In Industrieländern ist das für die Kraftwerksinvestition<br />

notwendig Kapital verfügbar <strong>und</strong> es herrscht<br />

weitestgehende Investitionssicherheit. Daher bedarf<br />

es nach Auffassung des WBGU keiner besonderen<br />

Förderung dieser Technik. Das Augenmerk sollte<br />

auf ein konsistentes Emissionshandels- oder -abgabensystem<br />

gelenkt werden, wodurch wirksame<br />

Anreize für die Anwendung effizienter <strong>und</strong> emissionsarmer<br />

Anlagentechniken, wie bei GuD-Kraftwerken,<br />

gesetzt werden. Anders ist dies in den Entwicklungsländern,<br />

die keine wirksamen Anreizmechanismen<br />

zur Emissionsvermeidung vorsehen, über<br />

wenig Kapital verfügen <strong>und</strong> in denen sich potenzielle<br />

Investoren aufgr<strong>und</strong> mangelnder Investitionssicherheit<br />

zurückhalten.<br />

10.7.5.3<br />

Direkte Verbrennung fester Biomasse zur<br />

Wärmerzeugung in privaten Haushalten<br />

Die Direktverbrennung von Biomasse in Kohle- bzw.<br />

Heizkraftwerken <strong>und</strong> die Nutzung von Bio- bzw.<br />

Rohgas bei der kombinierten Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung<br />

wird in vielen Ländern bereits gefördert<br />

<strong>und</strong> sollte unter Beachtung von Nachhaltigkeitsstandards<br />

vor allem in Ländern mit hohem Kohleanteil<br />

in der Stromerzeugung fort- bzw. eingeführt werden.<br />

Die direkte Verbrennung von Biomasse zur Wärmebereitstellung<br />

ist hingegen nur teilweise förderungswürdig.<br />

Zwar kann die Verwendung fester <strong>Bioenergie</strong>träger,<br />

wie z. B. pelletierte Energiepflanzen oder<br />

Reststoffe, im Wärmesektor zu signifikanten Treibhausgasminderungen<br />

beitragen, indem sie Öl als fossilen<br />

Energieträger substituieren (Kap. 7.3), aber<br />

es zeigt sich, dass <strong>Bioenergie</strong> <strong>und</strong> damit auch feste<br />

Biomasse eine größere Klimaschutzwirkung in der<br />

Stromerzeugung entfaltet, wenn sie Kohle ersetzt.<br />

Nach Ansicht des WBGU kann die für Haushalte<br />

erforderliche Wärme am effizientesten in Kombination<br />

mit der Stromerzeugung in Form von<br />

Abwärme aus der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK;<br />

Kap. 10.7.5.2) sowie langfristig mit aus regenerativem<br />

Strom betriebenen Wärmepumpen unter Nutzung<br />

von Umgebungswärme erzeugt werden. Allerdings<br />

dürfte es u. a. wegen der hohen erforderlichen<br />

Infrastrukturinvestitionen besonders im ländlichen<br />

Raum relativ lange dauern, bis KWK einen großen<br />

Anteil des Wärmebedarfs deckt <strong>und</strong> noch länger, bis<br />

regenerativ betriebene Wärmepumpen die Regel<br />

sind, wobei bisher besonders die Umstellung auf eine<br />

umfängliche regenerative Stromerzeugung ein Problem<br />

darstellt. Somit kann die Nutzung von Holz-,<br />

Hackschnitzel- <strong>und</strong> Pelletheizungen eher als zweitbeste<br />

Lösung für den Übergang eingestuft werden,<br />

die vor allem dort sinnvoll ist, wo nicht mit dem Ausbau<br />

von Nah- <strong>und</strong> Fernwärmenetzen zu rechnen ist<br />

(Kap. 8.1.1.1 <strong>und</strong> 8.1.1.2).<br />

Gerade im Bereich der privaten Haushalte <strong>und</strong><br />

auch in öffentlichen Einrichtungen kann eine Übergangsförderung<br />

sinnvoll werden, da nicht damit<br />

gerechnet werden kann, dass eine zügige Substitution<br />

von fossilen auf biogene Brennstoffe stattfindet. Oftmals<br />

setzen Haushalte nicht die effizientesten Technologien<br />

ein, wodurch sowohl vorhandene Treibhausgasminderungspotenziale<br />

als auch wirtschaftliche<br />

Einsparpotenziale nicht ausgeschöpft werden.<br />

Gründe sind u. a. die im Wärmebereich besonders<br />

ausgeprägten Beharrungswiderstände auch gegenüber<br />

wirtschaftlich lohnenden Technologien. Hohe,<br />

aber langfristig wirtschaftliche Investitionen erscheinen<br />

Gebäudeeigentümern oft unattraktiv. Gründe<br />

sind Finanzierungsprobleme sowie eine allgemeine<br />

Minderschätzung künftiger Ersparnisse gegenüber<br />

heutigen, vor allem, wenn im Mieter-Vermieter-Verhältnis<br />

die Investitionen vordergründig dem Mieter<br />

zugute kommen (Levine et al., 2007; Schleich <strong>und</strong><br />

Gruber, 2008). In diesem Bereich kann folglich für<br />

eine Übergangszeit von ca. 10–15 Jahren eine Förderung<br />

in Form von Subventionen sinnvoll sein, etwa<br />

verbilligte Darlehen oder andere Investitionszulagen<br />

für Haushalte <strong>und</strong> Unternehmen bei der Umstellung<br />

auf das Heizen mit Biomasse (Levine et al., 2007;<br />

BMU, 2008c). Angesichts der Beharrungsproblematik<br />

findet darüber hinaus das Ordnungsrecht Anwendung.<br />

So sind z. B. in Deutschland Gebäudeeigentümer<br />

bei Neubauten verpflichtet, den Wärmebedarf<br />

anteilig aus erneuerbaren Energien zu decken.<br />

Bei einer derartigen Förderpolitik empfiehlt es<br />

sich, die Förderungen auf das Heizen mit Pellets<br />

zu konzentrieren. Nachteilig ist jedoch, dass bei der<br />

Anlagenförderung keine differenzierte Förderung<br />

nach Energiepflanzen oder Abfall- <strong>und</strong> Reststoffen<br />

möglich ist. Soweit die Staaten noch keine strengen<br />

Emissionsauflagen erlassen <strong>und</strong> durchgesetzt<br />

haben, sind solche parallel zur Förderung erforderlich,<br />

da die Verfeuerung andernfalls zu steigenden<br />

Schadstoff- <strong>und</strong> Feinstaubemissionen führt. Auch für<br />

Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungsländer sind Fördermaßnahmen<br />

einschließlich Emissions vorschriften geeignet,<br />

besonders in Bezug auf wohlhabendere städtische<br />

Haushalte, wenngleich es in diesen Ländern vor<br />

allem um die Effizienzsteigerung traditioneller Biomassenutzung<br />

im ländlichen Raum <strong>und</strong> in Bezug auf<br />

ärmere Haushalte gehen muss (Kap. 10.8.2).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!