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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Kasten 4.1-2<br />

Aktuelle <strong>Bioenergie</strong>nutzung <strong>und</strong> -förderpolitik<br />

in den USA<br />

<strong>Bioenergie</strong> spielt in der Politik der USA eine immer wichtigere<br />

Rolle. Dabei beschränkt sich die <strong>Bioenergie</strong>förderpolitik<br />

der USA bisher hauptsächlich auf Kraftstoffe für<br />

den Verkehr, während Wärme <strong>und</strong> Elektrizität bei der<br />

Förderung im Hintergr<strong>und</strong> stehen. Durch den Ausbau der<br />

Ethanolproduktion wollen die USA primär ihre Abhängigkeit<br />

von Erdölimporten reduzieren. Umwelt- <strong>und</strong> Klimaschutzaspekte<br />

werden ebenfalls berücksichtigt, sind jedoch<br />

nachrangig. Momentan hat <strong>Bioenergie</strong> einen Anteil von ca.<br />

3 % an der Primärenergienutzung der USA, wovon Biokraftstoffe<br />

etwa 25 % ausmachen. Die verbleibenden 75 %<br />

werden zur Wärme- <strong>und</strong> Elektrizitätsgewinnung genutzt<br />

<strong>und</strong> aus Holz <strong>und</strong> Holzabfällen gewonnen. Die USA rangieren<br />

beim <strong>Bioenergie</strong>konsum nach China <strong>und</strong> Indien auf<br />

dem dritten Platz (Zarrilli, 2006; GBEP, 2008).<br />

Die kontinuierliche Förderpolitik der letzten Jahre führte<br />

dazu, dass die USA heute der weltweit führende Ethanolproduzent<br />

sind, dicht gefolgt von Brasilien (Kap. 4.1.1). In<br />

den USA wird Ethanol hauptsächlich aus Mais gewonnen.<br />

Während im Jahr 2005 14,6 % der amerikanischen Maisproduktion<br />

zu Ethanol verarbeitet wurden, waren es im Jahr<br />

2007 bereits mehr als 17 % (Zarrilli, 2006; GBEP, 2008). Im<br />

Jahr 2007 importierten die USA zudem aus Brasilien, Costa<br />

Rica, El Salvador <strong>und</strong> einzelnen Ländern der Caribbean<br />

Basin Initiative (CBI) zusätzlich ca. 1,6 Mrd. l Ethanol,<br />

davon etwa 714 Mio. l aus Brasilien (RFA, 2008). Die Biodieselproduktion<br />

findet in den USA in weitaus geringerem<br />

Umfang statt. Im Jahr 2006 wurden 1,7 Mrd. l Biodiesel –<br />

zumeist aus Sojabohnen – produziert, was einem Anteil von<br />

16,5 % an der weltweiten Produktion entsprach. Damit sind<br />

die USA nach der EU der zweitgrößte Biodieselproduzent<br />

weltweit (Licht zitiert in OECD, 2008).<br />

Die Regierung hat für die Zukunft ambitionierte Ziele<br />

für die Biokraftstoffproduktion vorgegeben. Gemäß des<br />

im Jahr 2007 durch den Energy Independence and Security<br />

Act (EISA) erhöhten Renewable Fuel Standard sollen<br />

den fossilen Kraftstoffen im Jahr 2012 bereits 56 Mrd. l <strong>und</strong><br />

weitere 10 Jahre später 136 Mrd. l nicht fossile Kraftstoffe<br />

verpflichtend beigemischt werden. Dies entspräche im Jahr<br />

2022 einem Anteil am gesamten US-Kraftstoffverbrauch<br />

USA mit 0,14 US-$ pro Liter beigemischtem Ethanol<br />

bis 2010 <strong>und</strong> 0,12 US-$ pro Liter beigemischtem Biodiesel<br />

bis 2008 (REN21, 2008). Hohe Einfuhrzölle<br />

auf <strong>Bioenergie</strong>träger finden sich vermehrt in Industrieländern<br />

(z. B. EU, USA). Auf diese Weise sollen<br />

Wettbewerbsnachteile einheimischer Produzenten<br />

durch höhere Produktionskosten bei Biokraftstoffen<br />

gegenüber Anbietern aus Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländern<br />

ausgeglichen werden.<br />

Bei den Biokraftstoffen ist festzustellen, dass die<br />

Nachfrage nach Biodiesel <strong>und</strong> Bioethanol bei einem<br />

Wegfall der Förderung signifikant geringer ausfallen<br />

würde als mit Förderung. So würde beispielsweise<br />

die Biodieselnachfrage in der Europäischen Union<br />

schätzungsweise um 87 % <strong>und</strong> in den USA um 55 %<br />

reduziert. Global gesehen würde sich die Biodiesel-<br />

<strong>Bioenergie</strong> in den globalen Energiesystemen 4.1<br />

von ca. 20 % (REN21, 2008; EERE, 2008). Die Gesamtvorgaben<br />

unterteilen sich in jährlich ansteigende Zielwerte<br />

für Biokraftstoffe der 1. Generation sowie ansteigende<br />

Zielwerte für Biokraftstoffe der 2. Generation („advanced<br />

biofuels“) <strong>und</strong> für Biokraftstoffe aus Zellulose („cellulosic<br />

biofuels“). Dabei sollen auch Anforderungen an das Treibhausgasreduktionspotenzial<br />

der Biokraftstoffe über den<br />

gesamten Lebenszyklus gestellt werden. So sollen Anlagen<br />

zur Erzeugung von Ethanol aus Getreide, die nach in Kraft<br />

treten des EISA den Betrieb aufnahmen, eine Reduktion<br />

der Lebenszyklustreibhausgasemissionen von mindestens<br />

20 % im Vergleich zu den THG-Emissionen der fossilen<br />

Referenz im Basisjahr 2005 erreichen. Biokraftstoffe, die<br />

als „advanced biofuel“ bzw. „cellulosic biofuel“ einzustufen<br />

sind, sollen eine Reduktion von mindestens 50 % respektive<br />

60 % vorweisen müssen (EIA, 2008; GBEP, 2008; EERE,<br />

2008). Die Biodieselproduktion wird nach Schätzungen des<br />

US-Landwirtschaftsministeriums aufgr<strong>und</strong> der verschiedenen<br />

staatlichen Fördermaßnahmen (Tab. 4.1-5) bis 2010 auf<br />

jährlich 7,5 Mrd. l <strong>und</strong> bis 2015 auf 12,6 Mrd. l ansteigen.<br />

Künftig wird die Regierung vermehrt auf Biokraftstoffe<br />

der 2. Generation setzen, insbesondere auf Kraftstoffe aus<br />

Abfällen <strong>und</strong> Reststoffen (NGA, 2008; GBEP, 2008).<br />

Bei der Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung aus Biomasse gibt<br />

es keine Zielvorgaben seitens der Regierung (GBEP, 2008).<br />

Dennoch werden durch Regulierungen teilweise Anreize<br />

zur Nutzung von Strom <strong>und</strong> Wärme aus Biomasse gesetzt.<br />

So haben einzelne B<strong>und</strong>esstaaten für die Einspeisung von<br />

Strom Renewable Portfolio Standards festgesetzt (REN21,<br />

2008). Darüber hinaus kommen Anlagen, die seit dem 1.<br />

Januar 2008 Strom aus Biomasse produzieren, in den Vorteil<br />

eines Renewable Electricity Production Tax Credit, der<br />

Strom aus Biomasse aus einem geschlossenen Kreislauf mit<br />

1,9 US-$ct pro kWh <strong>und</strong> Strom aus einem offenem Kreislauf<br />

mit 1 US-$ct pro kWh unterstützt. Über die Renewable<br />

Energy Production Incentive wird Strom aus erneuerbaren<br />

Energien mit 1,5 US-$ct pro kWh über die ersten 10 Jahre<br />

zusätzlich vergütet. Weiterhin werden von der Regierung<br />

<strong>und</strong> Elektrizitätsunternehmen so genannte „Clean Renewable<br />

Energy Bonds“ ausgegeben, welche Projekte im<br />

Bereich der regenerativen Stromerzeugung unterstützen.<br />

Biokraftstoffe bleiben jedoch der Schwerpunkt der <strong>Bioenergie</strong>förderung<br />

in den USA. Als Herausforderung wird<br />

insbesondere die wettbewerbsfähige Erzeugung von Bioethanol<br />

aus Zellulose angesehen (GBEP, 2008).<br />

nachfrage etwa halbieren. Die Ethanolnachfrage ist<br />

dagegen weniger abhängig von Fördermitteln. Hier<br />

wäre bei Einstellung aller Fördermaßnahmen weltweit<br />

nur mit einem Nachfragerückgang von 14 %<br />

zu rechnen, da die Ethanolproduktion in Brasilien,<br />

einem der wichtigsten Produzentenländer, weitgehend<br />

ohne Förderung wettbewerbsfähig ist (OECD,<br />

2008).<br />

Die begrenzte privatwirtschaftliche Rentabilität<br />

der Biokraftstoffproduktion in einigen Ländern<br />

erfordert entsprechend hohe finanzielle Anreize für<br />

die Marktteilnehmer, um die Produktion <strong>und</strong> Nachfrage<br />

auszuweiten. So beliefen sich die geschätzten<br />

Ausgaben für staatliche Fördermaßnahmen für Biokraftstoffe<br />

in den USA, der EU <strong>und</strong> Kanada im Jahr<br />

2006 insgesamt auf r<strong>und</strong> 11 Mrd. US-$. Bei einer<br />

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