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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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148 7 Anbau <strong>und</strong> energetische Nutzung von Biomasse<br />

Kasten 7.1-9<br />

Algen als Lieferanten von <strong>Bioenergie</strong><br />

Algen zur Wasserstoffproduktion<br />

Die einzellige Algenart Chlamydomonas reinhardtii hat<br />

die Eigenschaft, dass ihre Photosynthese unter Stressbedingungen<br />

als Nebenprodukt Wasserstoff erzeugt (Hydrogenese).<br />

Da hierdurch keine Treibhausgase freigesetzt werden,<br />

kann die Algenart zur klimafre<strong>und</strong>lichen Produktion<br />

von Energie verwendet werden. In Laborversuchen wurde<br />

ermittelt, dass die Algen vor allem bei einem vorübergehenden<br />

Entzug des Spurenelements Schwefel Wasserstoff<br />

produzieren. Des Weiteren gelang es mit Hilfe gentechnischer<br />

Veränderungen, die Wasserstoffproduktion deutlich<br />

zu erhöhen, so dass bei der Umwandlung von Sonnenlicht<br />

in Wasserstoff der Wirkungsgrad von 0,1 auf 2,5 % gesteigert<br />

werden konnte.<br />

Trotz dieser Fortschritte sind einige hemmende Faktoren<br />

noch nicht überw<strong>und</strong>en: Die Algen müssen weiterhin<br />

unter Stressbedingungen gehalten werden, um Wasserstoff<br />

zu erzeugen. Längere Stresssituationen können allerdings<br />

massive Schädigungen der Organismen hervorrufen, weshalb<br />

periodische Regenerationsphasen ermöglicht werden<br />

müssen, in denen kein Wasserstoff produziert wird. Des<br />

Weiteren benötigen die Algen sehr viel Sonnenlicht, so<br />

dass jeweils nur in einer sehr dünnen Oberflächenschicht<br />

einer mit Chlamydomonas durchsetzten wässrigen Lösung<br />

Wasserstoff produziert wird. Selbst wenn es gelänge, die<br />

Algen auf lichtleitenden Fasern zu kultivieren, würden für<br />

die industrielle Nutzung sehr große Flächen benötigt.<br />

Weitere Forschungsansätze zielen darauf ab, die<br />

Enzyme zur Hydrogenese aus der Algenart zu isolieren,<br />

so dass unabhängig von lebenden Zellkulturen Wasserstoff<br />

erzeugt werden kann. Dieser Ansatz befindet sich aber in<br />

der Entwicklungsphase <strong>und</strong> ist noch weit von Pilotanwendungen<br />

entfernt (Melis <strong>und</strong> Happe, 2001).<br />

lenstoffsequestrierungspotenzial auf (Al-Kaisi <strong>und</strong><br />

Grote, 2007).<br />

7.1.2<br />

Kurzumtriebsplantagen<br />

Bei einer Kurzumtriebsplantage (KUP; Kasten<br />

7.1-10) steht die stoffliche <strong>und</strong> energetische Nutzung<br />

des Holzes im Vordergr<strong>und</strong>. Dazu werden schnellwüchsige<br />

Arten – z. B. Pappel <strong>und</strong> Weide in den<br />

gemäßigten <strong>und</strong> Eukalyptus oder Pinus radiata in<br />

den subtropischen <strong>und</strong> tropischen Breiten – angebaut.<br />

In tropischen Böden sind der Nährstoffverlust<br />

<strong>und</strong> die Belastung des lokalen Wasserhaushalts<br />

bereits nach wenigen Umtriebszeiten sehr groß.<br />

Zudem kann der Streufall einzelner Eukalyptusarten<br />

phytotoxisch wirken <strong>und</strong> somit einen erosionsverhindernden<br />

Unterwuchs unterdrücken (Poore <strong>und</strong> Fries,<br />

1985). Allgemeine Vor- <strong>und</strong> Nachteile von KUP sind<br />

in Tabelle 7.1-2 dargestellt. Die Baumpflanzungen<br />

erfolgen auf landwirtschaftlichen Flächen <strong>und</strong><br />

Biomasse‑ <strong>und</strong> Dieselproduktion aus Abgasen<br />

Getrocknete Algenbiomasse kann gr<strong>und</strong>sätzlich zu Biodiesel,<br />

Bioethanol oder Biogas umgewandelt werden. Der<br />

Ölanteil verschiedener Algenarten erreicht bis zu 40–50<br />

Gewichtsprozente, was sie zu potenten Biodiesellieferanten<br />

macht (FAO, 2007c). Im kürzlich gestarteten Pilotprojekt<br />

„Technologien zur Erschließung der Ressource<br />

Mikroalgen“ (TERM) in Hamburg werden Abgase aus<br />

einem Blockheizkraftwerk in ein Wasserbecken mit Algenkulturen<br />

geleitet. Die Algen können einen Teil des CO 2<br />

aufnehmen <strong>und</strong> in Biomasse umwandeln. Laut Angaben<br />

des Projektes können in solchen Algenbädern pro ha <strong>und</strong><br />

Jahr bis zu 450 t CO 2 sequestriert werden, was einer Biomassemenge<br />

von etwa 150 t entspricht. Damit wäre die<br />

Flächenproduktivität um den Faktor 10 höher als bei der<br />

landwirtschaftlichen Biomasseproduktion. Im Pilotprojekt<br />

ist geplant, die Algen in Biodiesel umzuwandeln <strong>und</strong><br />

energetisch zu nutzen. Somit ergäbe sich zwar kein direkter<br />

Senkeneffekt, im Gesamtsystem würde sich das emittierte<br />

CO 2 aber auf zwei Energieprodukte verteilen, wodurch die<br />

Treibhausgasintensität pro Energieeinheit sinken würde.<br />

In Hinblick auf eine großindustrielle Anwendung<br />

erscheint das Konzept aber nur von begrenzter Anwendbarkeit:<br />

Um die CO 2 -Emissionen eines Steinkohlekraftwerks<br />

mit einer Leistung von 800 MW zu sequestrieren,<br />

müsste in der Nachbarschaft der Anlage ein Algenbad mit<br />

100 km 2 Fläche bereitgestellt werden. Vorteile könnte das<br />

System allerdings auf versiegelten <strong>und</strong> kontaminierten<br />

Flächen (Industriebrachen) entfalten, die kaum anderweitig<br />

genutzt werden können. Hier erscheint eine Kopplung<br />

mit kleineren Anlagen durchaus viel versprechend. Bis<br />

jetzt wurde allerdings noch kein Nachweis erbracht, dass<br />

eine großskalige Algenproduktion mit der dazu benötigten<br />

aufwändigen Infrastruktur <strong>und</strong> die anschließende Aufbereitung<br />

des Treibstoffs insgesamt eine positive CO 2 -Bilanz<br />

aufweist (Ullrich, 2008). Auch die Produktion von Biodiesel<br />

aus Algen gestaltet sich heute noch sehr kostenintensiv<br />

(Ackermann, 2007; FAO, 2007c).<br />

unterstehen in Europa rechtlich der landwirtschaftlichen<br />

Gesetzgebung <strong>und</strong> nicht dem Waldgesetz, d. h.<br />

es bestehen keine gesetzlichen Einschränkungen<br />

bezüglich Kahlschlag <strong>und</strong> Rodungen.<br />

KUP eignen sich für die Bepflanzung von stillgelegten<br />

Flächen (Brachen, Altlastenböden). In<br />

Deutschland werden für die Anlage auf einer stillgelegten<br />

Fläche im Rahmen des Anbaus für nachwachsende<br />

Rohstoffe Beihilfen geleistet. Das Holz kann<br />

sowohl stofflich als auch energetisch verwertet werden.<br />

Falls intensiv genutztes Grünland umgebrochen<br />

wird, um Energiepflanzen anzubauen, sind in<br />

Deutschland Pappel-KUP zur Gewinnung von Hackschnitzeln<br />

<strong>nachhaltige</strong>r als der Maisanbau für die<br />

Ethanolproduktion, wie eine Studie des Forschungszentrums<br />

Karlsruhe aufzeigt (Rösch et al., 2007). Der<br />

Umbruch von Grasland zur Produktion von Biomasse<br />

für Energiezwecke sollte allerdings vermieden<br />

werden (EU-Kommission, 2005d). Der SRU fordert<br />

in seinem Sondergutachten zu Biomasse <strong>und</strong> Klimaschutz<br />

ein generelles Verbot für die Umwandlung

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