14.04.2013 Aufrufe

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

164 7 Anbau <strong>und</strong> energetische Nutzung von Biomasse<br />

Kasten 7.2-2<br />

Biomethan: ein viel versprechender<br />

<strong>Bioenergie</strong>träger<br />

Die Herstellung von Biomethan ist aus vielen Gründen ein<br />

besonders interessanter Pfad. Ausgangsstoff ist entweder<br />

Biogas, das aus der Vergärung feuchter Biomasse in Biogasanlagen<br />

entsteht, oder Synthesegas aus der Vergasung<br />

überwiegend fester Biomasse.<br />

Biogas setzt sich aus den Hauptbestandteilen Methan<br />

(CH 4 ) <strong>und</strong> Kohlendioxid (CO 2 ) <strong>und</strong> zu sehr geringen Anteilen<br />

aus den Verbindungen H 2 O, H 2 S, NH 3 , N 2 <strong>und</strong> O 2 zusammen.<br />

Für die Abtrennung der unerwünschten Bestandteile<br />

stehen verschiedene Prozesse wie die Druckwechselabsorption<br />

<strong>und</strong> die Aminwäsche zur Verfügung. Membrantrennverfahren<br />

versprechen zwar eine Erhöhung der Effizienz,<br />

befinden sich jedoch im Entwicklungsstadium. In Europa<br />

sind heute ca. 80 Anlagen zur Aufbereitung von Biogas für<br />

die Einspeisung in Erdgasnetze oder für den Einsatz als<br />

Erdgassubstitut in Betrieb. Je nach Verfahren werden dabei<br />

Reinheiten im Bereich von 96–99 % Methan erreicht.<br />

Synthesegas setzt sich aus anderen Bestandteilen<br />

zusammen. Je nach verwendetem Vergasungsprozess bilden<br />

dabei Kohlenmonoxid (CO) <strong>und</strong> Wasserstoff (H 2 ) die<br />

Hauptbestandteile, während CH 4 <strong>und</strong> Wasserdampf nur in<br />

geringen Konzentrationen vorkommen. Dieses Gemisch<br />

wird in Synthesereaktoren zu CH 4 <strong>und</strong> CO 2 konvertiert <strong>und</strong><br />

das CO 2 wird abgetrennt. Der Prozess der Konversion von<br />

Synthesegas zu CH 4 <strong>und</strong> der Prozess der CO 2 -Abtrennung<br />

wird großtechnisch beherrscht <strong>und</strong> beide Prozesse werden<br />

Motoren, die Ottokraftstoffmischungen mit bis zu<br />

85 % Ethanol verbrennen können <strong>und</strong> von immer<br />

mehr Automobilherstellern serienmäßig gebaut werden<br />

(FNR, 2005). Eine synthetische Ethanolherstellung<br />

aus lignozellulosehaltigen Stoffen über einen<br />

mikrobiologischen Fermentationsprozess ist bislang<br />

nicht über den Pilotmaßstab hinausgekommen (Igelspacher<br />

et al., 2006). Eine Ethanolherstellung basierend<br />

auf Lignozellulose über den Weg der Vergasung<br />

ist theoretisch auch möglich (Abengoa, 2006; Sterner,<br />

2007).<br />

7.2.3<br />

Effizienz verschiedener moderner<br />

Konversionsverfahren<br />

Im Folgenden werden die beschriebenen Verfahren<br />

eingebettet in ausgewählte <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade<br />

nach technischen <strong>und</strong> ökonomischen Parametern<br />

bewertet. Das robusteste <strong>und</strong> wichtigste technische<br />

Kriterium in der Technologiebewertung allgemein<br />

<strong>und</strong> zur Bewertung eines Nutzungspfades ist<br />

der Wirkungsgrad. Für das vorliegende WBGU-Gutachten<br />

wurden Expertisen beim deutschen Biomasseforschungszentrum<br />

Leipzig (Müller-Langer et al.,<br />

2008) <strong>und</strong> beim Öko-Institut (Fritsche <strong>und</strong> Wiegmann,<br />

2008) in Auftrag gegeben, in denen Daten für<br />

seit über 20 Jahren erfolgreich eingesetzt (IPCC, 2005). Im<br />

Gegensatz zur direkten Nutzung des Bio- bzw. Synthesegases<br />

in dezentralen Stromerzeugungsanlagen, mit denen nur<br />

teilweise eine sinnvolle Abwärmenutzung möglich ist, kann<br />

durch die Einspeisung des Biomethans in Erdgasnetze eine<br />

flexiblere Nutzung erreicht werden. Dadurch lässt sich<br />

Biomethan den Nutzern zuführen, denen eine optimale<br />

Abwärmenutzung bei der Kraft-Wärme-Kopplung möglich<br />

ist. Andererseits kann das Erdgasnetz auch eine Sammelfunktion<br />

ausüben <strong>und</strong> die Biomethanproduktion vieler<br />

Anlagen der höchsteffi zienten Nutzung in großen GuD-<br />

Anlagen zuführen.<br />

Generell kann bei Verwendung von Biomethan die<br />

gesamte für Erdgas entwickelte Infrastruktur (Gasnetz,<br />

Gas- <strong>und</strong> Dampfkraftwerke, Gasmotoren, Gasturbinen,<br />

Erdgasfahrzeuge) verwendet werden.<br />

Das in jedem Fall bei der Gasaufbereitung anfallende<br />

CO 2 kann zumindest bei größeren Anlagen aufgefangen<br />

<strong>und</strong> deponiert werden. Dadurch verbessert sich die Klimaschutzwirkung<br />

der <strong>Bioenergie</strong>nutzung um ca. 20 %. Die<br />

Technologie zur Deponierung des CO 2 befindet sich derzeit<br />

in der Entwicklung. Der WBGU hat an anderer Stelle<br />

zu den Anforderungen an die Nachhaltigkeit von CO 2 -<br />

Sequestrierung Stellung genommen (WBGU, 2006).<br />

Kritisch sind die bei der Gasaufbereitung entstehenden<br />

Emissionen von CH 4 zu sehen. Diese liegen zwar im<br />

Bereich weniger Prozentanteile, führen jedoch wegen der<br />

hohen Klimaschädlichkeit des CH 4 zu spürbaren Reduktionen<br />

der Klimaschutzwirkung bei der Biomethanerzeugung<br />

<strong>und</strong> -nutzung. Es muss das Ziel zukünftiger Entwicklung<br />

sein, diese Leckagen drastisch zu reduzieren.<br />

ausgewählte Konversionspfade zusammengestellt<br />

wurden. Auf Basis dieser Daten wurde der Wirkungsgrad<br />

nach der VDI Norm 4661 berechnet. Zunächst<br />

wird eine Übersicht über die untersuchten <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade<br />

gegeben.<br />

7.2.3.1<br />

Übersicht der untersuchten<br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade<br />

Bei der Auswahl der <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade wurden<br />

derzeit marktwirtschaftlich relevante Pfade einbezogen<br />

<strong>und</strong> zusätzlich solche Pfade aufgenommen,<br />

die der WBGU aus ökologischer <strong>und</strong> technischer<br />

Sicht vom Anbau bzw. von der Gewinnung bis zur<br />

Endenergienutzung zukünftig als besonders bedeutsam<br />

erachtet. Ein wesentliches Selektionskriterium<br />

war die Datenverfügbarkeit. Aus über 120 Pfaden<br />

wurden unter diesen Kriterien insgesamt 66 ausgewählt<br />

<strong>und</strong> analysiert, davon 25 im Bereich Mobilität<br />

(Biokraftstoffe <strong>und</strong> Elektromobilität), vier Wärmepfade<br />

<strong>und</strong> 37 Nutzungspfade im Bereich Strom-<br />

<strong>und</strong> Wärmeerzeugung (überwiegend Kraft-Wärme-<br />

Kopplung, KWK). In allen Pfaden ist der Bezugspunkt<br />

die <strong>Bioenergie</strong>nutzung in Deutschland, ebenso bei<br />

der Gewinnung der Reststoffe <strong>und</strong> dem Anbau der<br />

temperaten Energiepflanzen. Als Ursprungsländer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!