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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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276 10 Globale <strong>Bioenergie</strong>politik<br />

kolls ermöglichen (WBGU, 2006). Ein solches Protokoll<br />

sollte die ganze Bandbreite von Land-, Süßwasser-<br />

<strong>und</strong> Meeresschutzgebieten umfassen <strong>und</strong> das<br />

Spektrum von strengem Schutz bis zur Verknüpfung<br />

mit <strong>nachhaltige</strong>r Nutzung abdecken. Die Vertragsparteien<br />

eines solchen Protokolls würden sich zum<br />

Aufbau eines Schutzgebietssystems gemäß quantitativer<br />

Vorgaben verpflichten. Zu den konkreten<br />

Berichtspflichten sollte die Meldung der bestehenden<br />

Schutzgebiete (geografische Daten, geschützte<br />

Ökosystemtypen <strong>und</strong> Arten, Schutzgebietskategorien,<br />

Angaben zu Management, Finanzierung, Fortschritte<br />

<strong>und</strong> Hindernisse usw.) <strong>und</strong> noch auszuweisender<br />

Kandidaten an die globale Datenbank des<br />

UNEP-WCMC gehören. Auf dieser Datenbasis<br />

könnte ein wissenschaftlicher Beirat – etwa ein in der<br />

internationalen Diskussion befindliches IPCC-ähnliches<br />

Gremium zur Politikberatung im Bereich Biodiversität<br />

(Intergovernmental Panel on Biodiversity,<br />

IPBD: WBGU, 2000) – in regelmäßigen Abständen<br />

Statusberichte zum Schutzgebietsystem erarbeiten,<br />

die auch auf Repräsentativität, Effektivität sowie<br />

die Finanzierungs- <strong>und</strong> Umsetzungshindernisse eingehen.<br />

Damit verb<strong>und</strong>ene Eingriffe in die staatliche<br />

Souveränität sollten möglichst gering gehalten werden.<br />

Ein Erfolg wird nur zu erreichen sein, wenn sich<br />

die Industrieländer im Gegenzug dazu verpflichten,<br />

ausreichende Finanzierungsmittel sowie Hilfen bei<br />

der Umsetzung bereitzustellen.<br />

10.5.2<br />

Finanzierung von Schutzgebietssystemen durch<br />

Kompensationszahlungen<br />

Besonders biodiversitätsreiche Gebiete befinden sich<br />

vor allem auf dem Hoheitsgebiet von Entwicklungs-<br />

<strong>und</strong> Schwellenländern. Ohne zusätzliche Anreize<br />

werden diese Länder nicht bereit sein, Schutzverpflichtungen<br />

in einem Ausmaß einzugehen, das zum<br />

Erhalt globaler Biodiversität ausreicht. Durch derartige<br />

Verpflichtungen sehen sie ihre Souveränität<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Entwicklungschancen eingeschränkt.<br />

Zudem würden sie dann einen erheblichen<br />

Anteil der Kosten des Erhalts biologischer Vielfalt<br />

tragen, von dessen Nutzen die gesamte Staatengemeinschaft<br />

profitiert. Zusätzliche finanzielle Anreize,<br />

z. B. durch Kompensationszahlungen, sind daher notwendig.<br />

Sie würden vor allem Einkommensausfälle<br />

ausgleichen, die infolge des Verzichts auf ertragreichere,<br />

aber nicht <strong>nachhaltige</strong> <strong>Landnutzung</strong>en entstehen<br />

(Endres, 1995; WBGU, 2001, 2002). So gesehen<br />

zielen Kompensationszahlungen auf den Erhalt<br />

wertvoller Ökosystemleistungen ab, die durch verschärfte<br />

<strong>Landnutzung</strong>skonkurrenzen etwa infolge<br />

des Anbaus von Energiepflanzen bedroht sind (Kap.<br />

5.4).<br />

Der Finanzierungsbedarf für Kompensationen<br />

wird in erster Linie von den Nutzungsalternativen<br />

bestimmt. Die Opportunitätskosten des Schutzes<br />

in z. B. Naturparks <strong>und</strong> Landschaftsschutzgebieten<br />

sind dabei oft höher als in unbewohnten, abgelegenen<br />

Reservaten, in denen rentable Alternativnutzungen,<br />

wie z. B. der Anbau von Energiepflanzen, bisher<br />

kaum möglich sind (James et al., 1999). Pearce (2007)<br />

berechnet auf Basis von James et al. (1999) Opportunitätskosten<br />

der Erhaltung in Entwicklungsländern<br />

von unter 9 US-$ pro ha <strong>und</strong> Jahr. Das wäre deutlich<br />

weniger als die in einer internen Weltbankstudie<br />

genannten Kosten von über 93 US-$ (zitiert in<br />

Pearce, 2007). Chomitz et al. (2004) gehen davon aus,<br />

dass die Opportunitätskosten vom landwirtschaftlichen<br />

Potenzial der Fläche bestimmt werden; in Entwicklungsländern<br />

lägen diese Kosten bei H<strong>und</strong>erten<br />

US-$ pro ha, wenn die Alternative extensive Weidewirtschaft<br />

wäre, <strong>und</strong> Tausenden US-$ pro ha, wenn<br />

alternativ der Anbau hochwertiger, mehrjähriger<br />

Pflanzen möglich wäre. Auf nationaler Ebene gibt es<br />

bereits Systeme zur Regelung von Kompensationszahlungen<br />

(FAO, 2007b; W<strong>und</strong>er, 2005). Ein Beispiel<br />

ist das 1997 etablierte Programm Pagos por Servicios<br />

Ambientales (PSA) in Costa Rica (Kasten 10.5-1).<br />

Unternehmen leisten Kompensationen im Zusammenhang<br />

mit nationalen Auflagen zur Schaffung von<br />

Ausgleichsflächen. In mehreren Staaten (u. a. Australien,<br />

USA, Kanada, Brasilien) sind Unternehmen, die<br />

eine intensive Landentwicklung beabsichtigen, dazu<br />

verpflichtet, andernorts für Ausgleichsflächen zu sorgen,<br />

indem sie z. B. Landbesitzer für den Verzicht auf<br />

alternative, profitablere <strong>Landnutzung</strong>en in biodiversitätsreichen<br />

Ökosystemen kompensieren. Nach<br />

derzeitigen nationalen Regelungen können die Verpflichtungen<br />

nur durch Ausgleichsflächen im Inland<br />

erfüllt werden (ten Kate et al., 2004; Carroll et al.<br />

2007). Daneben gibt es Unternehmens initiativen, die<br />

mit freiwilligen Zahlungen für Ausgleichsflächen im<br />

In- <strong>und</strong> Ausland werben (ten Kate et al., 2004; Bishop,<br />

2007). Kompensationszahlungen <strong>und</strong> die Einrichtung<br />

von Ausgleichsflächen sind aus Sicht der Unternehmen<br />

mit signifikanten Transaktionskosten verb<strong>und</strong>en.<br />

Mit den marktbasierten In stitutionen eines<br />

„Habitat Banking“ lassen sich diese Kosten reduzieren.<br />

Akteure sind hierbei Unternehmen, die zertifizierte<br />

Ausgleichsflächen schaffen <strong>und</strong> die Zertifikate<br />

anschließend an solche Unternehmen verkaufen, die<br />

naturnahe Landflächen erschließen wollen. Dieser<br />

Ansatz wurde zuerst in den USA in den 1990er bei<br />

Feuchtgebieten als Wetland Banking etabliert (Sulzman<br />

<strong>und</strong> Ruhl, 2002) <strong>und</strong> wird mittlerweile von der<br />

EU-Kommission zur Umsetzung empfohlen (EU-<br />

Kommission, 2007a, b). Auch in Malaysia sind hierzu

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