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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Ansätze zur Sicherung der Welternährung im Rahmen einer <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>politik 10.4<br />

Flächeninanspruchnahme für den Pro‑Kopf‑<br />

Nahrungsmittelverbrauch<br />

Initiativen zur Beeinflussung der Ernährungsgewohnheiten<br />

können durch internationale Vereinbarungen<br />

über die Flächeninanspruchnahme für den<br />

Pro-Kopf-Verbrauch von Nahrungsmitteln unterstützt<br />

werden, um so indirekt einen wichtigen Beitrag<br />

zur Entschärfung der globalen Flächenkonkurrenzen<br />

zu leisten. Im Rahmen einer zwischenstaatlichen<br />

Koordination würde sich zunächst für den einzelnen<br />

Staat die Aufgabe stellen, die Flächen quantitativ<br />

zu erfassen, die im In- <strong>und</strong> Ausland für die Produktion<br />

der im Inland konsumierten Nahrungsmittel<br />

bislang eingesetzt wurden. Für eine Operationalisierung<br />

der Flächen inanspruchnahme kann das<br />

Konzept des ökologischen Fußabdrucks den Ausgangspunkt<br />

bilden (Hails, 2006). Zu berücksichtigen<br />

sind aber die methodische Kritik an diesem Konzept<br />

sowie die Tatsache, dass nicht nur Flächennutzungen<br />

für die Nahrungsmittelproduktion, sondern andere<br />

Flächen- <strong>und</strong> Biomassenutzungen in die Ermittlung<br />

des ökologischen Fußabdrucks eingehen (IMV, 2002;<br />

Venetoulis <strong>und</strong> Talberth, 2008).<br />

Voraussetzung sind demnach eindeutige Anrechnungs-<br />

<strong>und</strong> Inventarisierungsregelungen, um den mit<br />

internationalen Handelsströmen von Nahrungsmitteln<br />

verb<strong>und</strong>enen Flächenverbrauch zuverlässig <strong>und</strong><br />

dauerhaft zu erfassen. Dies erfordert ein sehr hohes<br />

Maß an Erfassungs- <strong>und</strong> Monitoringaufwand sowie<br />

auch die Bereitschaft zu Pauschalierungen. Auf Basis<br />

einer dann geeigneten Datenlage ließen sich Länder<br />

mit einer deutlich überdurchschnittlichen Pro-<br />

Kopf-Inanspruchnahme identifizieren, so wie es bei<br />

der Erfassung von Treibhausgasemissionen unter der<br />

UNFCCC praktiziert wird. Handlungsdruck für die<br />

so identifizierten Länder ließe sich daraus ableiten,<br />

dass global jedem einzelnen Menschen ein Recht an<br />

der gleichen Menge an natürlichen Ressourcen zur<br />

Bedürfnisbefriedigung, d. h. zur ausreichenden Nahrungsmittelversorgung<br />

(sowie zur energetischen<br />

Verwendung) zugestanden wird (von Koerber et al.,<br />

2008). Die darüber liegenden Länder müssten in nationalen<br />

Strategieprogrammen darlegen, mit welchen<br />

Maßnahmen sie ihre Pro-Kopf-Inanspruchnahme<br />

senken wollen. In internationalen Foren könnte dazu<br />

ein Monitoring der Programmerfolge <strong>und</strong> ein Erfahrungsaustausch<br />

über Programmelemente vorgesehen<br />

werden. Letztlich müsste bei der Umsetzung solcher<br />

Strategien der Pro-Kopf-Verbrauch von Nahrungsmitteln,<br />

die flächenintensiv produziert werden,<br />

in den identifizierten Ländern stabilisiert oder<br />

schrittweise zurückgeführt werden.<br />

Zu überlegen ist, inwieweit ein solches Regime,<br />

das zunächst nur für den Flächenverbrauch in der<br />

Nahrungsmittelproduktion ausgelegt ist, als Gr<strong>und</strong>lage<br />

für ein globales <strong>Landnutzung</strong>smanagement<br />

für zusätzliche Biomassenutzungen, vor allem <strong>Bioenergie</strong>,<br />

dienen bzw. dahingehend erweitert werden<br />

könnte. In einem solchen globalen Regime wären<br />

auch Mechanismen zur Flexibilisierung der entsprechenden<br />

Umsetzungsverpflichtungen vorstellbar,<br />

wobei konzeptionell die flexiblen Mechanismen<br />

der Klimapolitik hierfür Modell stehen könnten. So<br />

wäre etwa denkbar, dass die übermäßige Inanspruchnahme<br />

in einem Biomassesektor bzw. in einem Land<br />

durch nicht beanspruchte „Nutzungsreserven“ in<br />

einem anderen Sektor oder in einem anderen Land<br />

(vorübergehend) ausgeglichen werden könnte. Konzeptionell<br />

könnten die flexiblen Mechanismen der<br />

Klimapolitik hierfür Modell stehen.<br />

10.4.3.5<br />

Aufbau von Frühwarn- <strong>und</strong><br />

Risikomanagementsystemen<br />

Frühwarn‑ <strong>und</strong> Monitoringkapazitäten<br />

stärken<br />

Um künftig besser auf Krisenfälle vorbereitet zu sein,<br />

wird ein effektives Frühwarnsystem benötigt. Die vorhandenen<br />

Monitoringkapazitäten, z. B. bei der FAO<br />

<strong>und</strong> dem Welternährungsprogramm (WFP), sollten<br />

in ihrer Effizienz gestärkt <strong>und</strong> vernetzt werden<br />

(Ressortarbeitsgruppe Welternährungslage, 2008).<br />

Der WBGU sieht darüber hinaus einen wachsenden<br />

Bedarf zur rechtzeitigen Erkennung von Risiken für<br />

die Ernährungssicherheit durch Nutzungskonkurrenzen<br />

mit dem Anbau von Energiepflanzen.<br />

Maßnahmen zur Senkung der Volatilität<br />

von Nahrungsmittelpreisen prüfen<br />

Die zu beobachtende Korrelation zwischen (Bio-)<br />

Energie- <strong>und</strong> Nahrungsmittelpreisen dürfte die<br />

Volatilität der Nahrungsmittelpreise weiter erhöhen.<br />

Häufige starke Preisschwankungen nach unten<br />

erhöhen die Investitionsunsicherheit bei landwirtschaftlichen<br />

Produzenten <strong>und</strong> treffen insbesondere<br />

den kleinbäuerlichen Sektor, der kaum über Rücklagen<br />

verfügt <strong>und</strong> gegen Preisrisiken nicht abgesichert<br />

ist. Starke Preisschwankungen nach oben gefährden<br />

wiederum Nettonahrungsmittelkonsumenten<br />

mit niedrigem Einkommen. Hier gilt es zu prüfen,<br />

ob ein international koordinierter Ausbau von Nahrungsmittelreserven<br />

einen gangbaren Weg darstellt,<br />

um bei einem kurzfristig signifikanten Preisanstieg<br />

das Weltmarktangebot zu erhöhen bzw. bei einem<br />

Absturz der Preise Nachfrage zu generieren.<br />

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