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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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212 8 Optimale Einbindung <strong>und</strong> Nutzung der <strong>Bioenergie</strong> in Energiesystemen<br />

Kasten 8.2-2<br />

Länderstudie Uganda – Überwindung<br />

traditioneller <strong>Bioenergie</strong>nutzung durch aktive<br />

<strong>Bioenergie</strong>politik<br />

Uganda ist ein kleiner, relativ dicht besiedelter Binnenstaat<br />

in Ostafrika, der mit einem stark von traditioneller Biomassenutzung<br />

geprägten Energiesystem repräsentativ für<br />

Afrika südlich der Sahara ist. 93 % des Primärenergiebedarfs<br />

werden durch traditionelle Biomassenutzung gedeckt.<br />

Feuerholz leistet dabei mit 82,4 % den größten Beitrag im<br />

Energiehaushalt, gefolgt von Holzkohle mit 5,8 % <strong>und</strong> biogenen<br />

Reststoffen (vorwiegend Zuckerrohrbagasse) mit<br />

5,0 %. Fast 80 % der genutzten Biomasse wird im Haushalt<br />

zum Kochen <strong>und</strong> zur Wassererwärmung eingesetzt.<br />

Biomasse ist <strong>und</strong> bleibt auf absehbare Zeit der wichtigste<br />

Energieträger in Uganda (Turyareeba <strong>und</strong> Drichi, 2001).<br />

In ländlichen Gebieten, wo fast 85 % der Bevölkerung<br />

leben, wird fast ausschließlich der Drei-Steine Herd eingesetzt.<br />

In größeren Siedlungen <strong>und</strong> Städten kommen aber<br />

auch Holzkohleherde aus Metall zum Einsatz, die zumindest<br />

doppelt so effizient sind wie die Drei-Steine-Herde<br />

(Pesambili et al., 2003). In weiten Teilen des Landes existieren<br />

keine Energie versorgungsstrukturen wie beispielsweise<br />

ein Stromnetz (World Bank, 2008f). In der Industrie<br />

werden geringe Mengen landwirtschaftlicher Reststoffe<br />

wie Bagasse <strong>und</strong> Feuerholz zur Deckung des Eigenbedarfs<br />

an Strom <strong>und</strong> Wärme eingesetzt. Strom wird in Uganda<br />

hauptsächlich aus Wasserkraft gewonnen, überschüssige<br />

Stromproduktion aber auch z. B. nach Westkenia exportiert.<br />

Biostrom wird hingegen fast ausschließlich national in<br />

KWK-Anlagen hergestellt <strong>und</strong> genutzt.<br />

Die Anteile erdölbasierter Kraftstoffe wie Diesel, Benzin<br />

<strong>und</strong> Kerosin am nationalen Energiehaushalt sind mit<br />

6,0 % <strong>und</strong> für die Stromerzeugung mit 0,8 % sehr gering.<br />

Fossile Kraftstoffe werden zu 100 % importiert, da es bislang<br />

keine Erdölraffinerie in Uganda gibt (MEMD, 2004).<br />

Die Regierung hat kürzlich das Programm Oil and Gas<br />

Policy verabschiedet, das die Erschließung der Erdölressourcen<br />

des Landes regelt. Ab 2009 ist eine Förderung von<br />

4.000 Barrel pro Tag geplant, die zu gut einem Drittel den<br />

nationalen Bedarf decken kann. Neben der Versorgung des<br />

Verkehrs sollen die gewonnenen Mineralölprodukte auch<br />

zur Stromproduktion eingesetzt werden (Olaki, 2008).<br />

Für die Regierung Ugandas ist der Zugang zu <strong>nachhaltige</strong>n<br />

modernen Energiedienstleistungen Teil ihrer Armutsbekämpfungsstrategie.<br />

Dazu wurden zwei Strategiepapiere<br />

Pflanzenöl zur lokalen Bereitstellung von<br />

Strom <strong>und</strong> mechanischen Antrieben<br />

In weiten Teilen der Entwicklungsländer kommen<br />

Dieselgeneratoren zum Einsatz. Diese Generatoren<br />

können mit geringem technischen Aufwand für<br />

die Verwendung von Pflanzenöl umgerüstet werden,<br />

welches vor Ort hergestellt wird. Ölpflanzen<br />

wie Jatropha können dazu auf marginalen Flächen<br />

angebaut <strong>und</strong> die Früchte manuell gepresst werden.<br />

Ein solcher Nutzungspfad ist einfach anzuwenden,<br />

weil mechanische Pressen oder ein Motor leichter<br />

zu reparieren sind als eine Photovoltaikanlage oder<br />

ein Holzvergaser. Die umgerüsteten Pflanzenölmotoren<br />

können dann mechanische Energie für Wasser-<br />

vorgelegt, Uganda Energy Policy (2002) <strong>und</strong> Renewable<br />

Energy Policy (MEMD, 2007). Das Hauptziel der Uganda<br />

Energy Policy ist es, den für eine soziale <strong>und</strong> ökonomische<br />

Entwicklung notwendigen Energiebedarf auf eine<br />

umweltfre<strong>und</strong>liche Weise zu decken (MEMD, 2002). Eine<br />

Zielsetzung der Renewable Energy Policy ist es, durch Entwicklungsstrategien<br />

für erneuerbare Energien vor allem<br />

die sozioökonomische Situation von Frauen <strong>und</strong> Armen zu<br />

verbessern (MEMD, 2007). Wie in anderen Entwicklungsländern<br />

auch, wird in Uganda den Zielen Entwicklung,<br />

Versorgungssicherheit <strong>und</strong> Versorgungsunabhängigkeit<br />

gr<strong>und</strong> sätzlich mehr Bedeutung beigemessen als dem Klimaschutz.<br />

Biomasse wäre außer zur Versorgung ländlicher<br />

Haushalte vor allem für den Kraftstoffsektor interessant,<br />

weil Strom auch aus anderen Energieträgern erzeugt werden<br />

kann <strong>und</strong> Wärme mehr oder weniger nur zum Kochen<br />

gebraucht wird. Da künftig ein Drittel des Kraftstoffbedarfs<br />

durch eigene Erdölquellen gedeckt werden kann, steht ein<br />

Biokraftstoffprogramm aber nicht im Vordergr<strong>und</strong> der<br />

staatlichen Planungen.<br />

Die Regierung hat in den letzten Jahren Anstrengungen<br />

in Richtung Energieeffizienz unternommen <strong>und</strong> ein<br />

Programm zur Einführung verbesserter Holzherde umgesetzt.<br />

Das Energy Advisory Project (EAP) des ugandischen<br />

Ministeriums für Energie <strong>und</strong> Mineralien zielt auf die Ablösung<br />

des Drei-Steine-Herds durch verbesserte Holzherde.<br />

Dabei ist die Verbreitung dieser Holzherde mit der Aus-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung von Handwerkern <strong>und</strong> der Schulung<br />

von Anwendern verb<strong>und</strong>en. Zu Beginn des Jahrtausends<br />

waren ca. 125.000 Haushalte mit verbesserter Technologie<br />

ausgestattet, was 2,7 % aller Haushalte entsprach (Turyareeba<br />

<strong>und</strong> Drichi, 2001). Dieser Anteil konnte bis heute im<br />

Rahmen des EAP, das von der GTZ unterstützt wird, trotz<br />

stetig steigenden Einwohnerzahlen auf 357.500 Haushalte<br />

bzw. 8 % gesteigert werden (GTZ-EAP, 2007). Uganda<br />

hat sich 2007 das Ziel gesetzt, die Anzahl der verbesserten<br />

Herde bis 2017 auf 4 Mio. zu erhöhen (REN21, 2008).<br />

Die EU-Energieinitiative für Armutsbekämpfung <strong>und</strong><br />

<strong>nachhaltige</strong> Entwicklung (EUIE) <strong>und</strong> die GTZ bewerten<br />

die Anstrengungen Ugandas im Bereich <strong>Bioenergie</strong> sehr<br />

positiv: Es wurden eine kohärente <strong>und</strong> sektorübergreifende<br />

Biomassestrategie entwickelt <strong>und</strong> bei der Umsetzung erhebliche<br />

Fortschritte erzielt (Teplitz-Sembitzky, 2006). Ob das<br />

potenzielle Interesse an der Produktion von Biokraftstoffen<br />

von der ugandischen Regierung auf <strong>nachhaltige</strong> Weise<br />

umgesetzt werden kann, bleibt aufgr<strong>und</strong> der Governanceprobleme<br />

im Bereich Naturschutz fraglich (Biryetega, 2006;<br />

NFA, 2006; ABN, 2007).<br />

pumpen oder Getreidemühlen liefern oder an einen<br />

Stromgenerator angeschlossen werden. In dörflichen<br />

Ladestationen können so tragbare Batterien aufgeladen<br />

werden, mit deren Hilfe Häuser <strong>und</strong> Hütten<br />

beleuchtet oder Kleingeräte wie Mobiltelefone oder<br />

Radiogeräte dezentral betrieben werden können.

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