Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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werden <strong>und</strong> vor allem, dass durch die Bestimmungen<br />
zum CDM keine Anreize für eine verstärkte nicht<br />
<strong>nachhaltige</strong> Produktion <strong>und</strong> Nutzung von <strong>Bioenergie</strong><br />
ausgehen.<br />
Mit dem CDM ist es zwar einerseits gelungen,<br />
einen internationalen Markt für Vermeidungsaktivitäten<br />
zu entwickeln. Andererseits wird hinterfragt,<br />
inwieweit der CDM sein Ziel, <strong>nachhaltige</strong> Entwicklung<br />
in Entwicklungsländern zu fördern, erreicht hat,<br />
<strong>und</strong> ob tatsächlich ein ökologisch <strong>nachhaltige</strong>r Klimaschutz<br />
unterstützt wird (Schneider, 2007). Diese<br />
gr<strong>und</strong>sätzlichen Probleme des CDM lassen sich auch<br />
anhand der Möglichkeiten von <strong>Bioenergie</strong>projekten<br />
darstellen:<br />
Im Bezug auf das Ziel der Förderung einer <strong>nachhaltige</strong>n<br />
Entwicklung fällt auf, dass für <strong>Bioenergie</strong><br />
wie auch für andere Sektoren gilt, dass ärmere<br />
Entwicklungsländer, in denen Formen traditioneller<br />
<strong>Bioenergie</strong> dominieren (Kap. 4.1 <strong>und</strong> 10.8), bisher<br />
kaum Ziel von Projektaktivitäten waren (Jürgens<br />
et al., 2006; JIKO, 2007). Gerade in diesen Regionen<br />
könnte jedoch der CDM einen Beitrag zur<br />
<strong>nachhaltige</strong>n Entwicklung leisten: Durch eine angepasste<br />
<strong>Bioenergie</strong>nutzung lassen sich lokale Luftverschmutzung<br />
<strong>und</strong> Innenraumverschmutzung reduzieren,<br />
die ländliche Energieversorgung kann verbessert<br />
sowie die armutsbedingte Abholzung <strong>und</strong> Bodendegradation<br />
gemindert werden. Entsprechend rät der<br />
WBGU dazu, im Zuge der Diskussion in den CDM-<br />
Gremien zu so genannter nicht erneuerbarer Biomasse<br />
darauf hinzuwirken, dass Projekte zur Substitution<br />
ineffizienter traditioneller <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />
leichter zum Zuge kommen. Dabei gilt es durchaus<br />
strenge, jedoch erfüllbare Maßstäbe an den Erfolg<br />
<strong>und</strong> vor allem die Dauerhaftigkeit der Effizienzsteigerung<br />
<strong>und</strong> der modernen Biomassenutzung anzulegen.<br />
Andernfalls würde eine zentrale Begründung<br />
für eine Integration in den CDM hinfällig, dass nämlich<br />
moderne Biomassenutzung langfristig den Einsatz<br />
fossiler Energieträger mindert. Im noch stärkeren<br />
Maße gelten diese Anforderungen für Projekte<br />
zur Substitution fossiler Kraftstoffe durch Biokraftstoffe.<br />
Im Übrigen bleibt das Ergebnis des REDD-<br />
Prozesses abzuwarten (Kasten 10.2-2). Sollte sich ein<br />
geeignetes Regime zur Honorierung für vermiedene<br />
Entwaldung <strong>und</strong> Degradation durchsetzen, könnte<br />
die Förderung von Projekten zur Emissionsminderung<br />
bei traditioneller Biomassenutzung gegebenenfalls<br />
hier ihren Raum finden.<br />
Allerdings bergen CDM-Projekte zur Substitution<br />
fossiler Energie durch <strong>Bioenergie</strong> – wie die zunehmende<br />
<strong>Bioenergie</strong>nutzung insgesamt – auch Risiken<br />
für den Klimaschutz. Viele <strong>Bioenergie</strong>projekte gehen<br />
nicht mit einem sinkenden, sondern, möglicherweise<br />
mit Ausnahme der Reststoffverwertung, mit einem<br />
steigenden Bedarf an Biomasse einher. Damit ver-<br />
Internationale Klimapolitik 10.2<br />
stärkt sich direkt die Entnahme von Biomasse aus<br />
der Natur bzw. es steigt der Druck zur Konversion<br />
von Wald <strong>und</strong> Grasland für den Anbau von Energiepflanzen.<br />
Hinzu kommt die Gefahr, dass insbesondere<br />
in angrenzenden Regionen die Konversion<br />
von weitestgehend intaktem Wald oder Grasland<br />
für die übrigen agrarischen Nutzungen (z. B. Beweidung,<br />
Nahrungsmittelproduktion) zunimmt, nämlich<br />
in mittelbarer Folge des verstärkten Anbaus von<br />
Energiepflanzen <strong>und</strong> der Verdrängung dieser übrigen<br />
Nutzungsformen auf andere Flächen. Im Ergebnis<br />
werden damit außerhalb des etwaigen CDM-Projekts<br />
Treibhausgas emissionen durch <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />
verursacht, die nicht oder nur unzureichend<br />
von den zertifizierten Emissionsreduktionen<br />
abgezogen werden. Es wird daher diskutiert, ob<br />
Leakage-Effekte, die durch die CDM-geförderte<br />
<strong>Bioenergie</strong>nutzung entstehen, dadurch abgemildert<br />
werden können, indem CDM-Projekte zur <strong>Bioenergie</strong><br />
mit Aufforstungsmaßnahmen kombiniert werden<br />
(Dutschke et al., 2006; Schlamadinger et al., 2006).<br />
10.2.3.2<br />
Möglichkeiten einer Weiterentwicklung der<br />
Regelungen<br />
Die Ausgestaltung der CDM-Projekte hat derzeit<br />
nur sehr begrenzten Einfluss auf die <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />
in Entwicklungsländern. Solange nicht sichergestellt<br />
werden kann, dass es in Folge des Anbaus von<br />
Energiepflanzen als <strong>Landnutzung</strong>sform, wie z. B. der<br />
Bepflanzung von vorher anders genutzten Anbauflächen,<br />
zu Leakage-Effekten kommt <strong>und</strong> andernorts<br />
terrestrisch gespeicherter Kohlenstoff freigesetzt<br />
wird, muss einer Ausweitung derartiger CDM-Projekte<br />
mit Skepsis begegnet werden. Da es praktisch<br />
nicht möglich ist, umfassende Treibhausgasbilanzen<br />
solcher Projekte zu erstellen, die alle Neben-<br />
<strong>und</strong> Fernwirkungen einschließlich Leakage-Effekte<br />
weitestgehend präzise beziffern, könnten Hilfskriterien<br />
angelegt werden. So könnte etwa jede zertifizierte<br />
<strong>und</strong> gutgeschriebene Emissionsreduktion<br />
durch einen durchschnittlichen oder landestypischen<br />
Leakage-Abzug gemindert werden.<br />
Der alternative Ansatz, Projekte zum verstärkten<br />
Einsatz von <strong>Bioenergie</strong> an (Wieder-)Aufforstungsmaßnahmen<br />
zu koppeln, könnte hingegen im Extrem<br />
Leakage-Effekte nicht mindern, sondern sogar erhöhen,<br />
da es nun wiederum zur Verdrängung der Aktivitäten<br />
auf der aufzuforstenden Fläche in andere<br />
Regionen kommen könnte. Letztlich ist hierfür weniger<br />
die <strong>Bioenergie</strong>politik im Speziellen, sondern die<br />
Behandlung von <strong>Landnutzung</strong> <strong>und</strong> <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />
entscheidend. So ist mit Anpassungen im<br />
CDM an Neuregelungen zum LULUCF-Sektor im<br />
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