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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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186 7 Anbau <strong>und</strong> energetische Nutzung von Biomasse<br />

Die Treibhausgasminderung wird dabei als prozentuale<br />

Minderung bei konstanter Energiedienstleistung<br />

angegeben. Dieser oft gewählte Parameter ist<br />

allerdings nur bedingt aussagekräftig. Zwar können<br />

damit besonders schlechte Optionen ausgeschlossen<br />

werden, aber der Parameter eignet sich, wie unten<br />

diskutiert, nicht zum Vergleich zwischen unterschiedlichen<br />

Anwendungsbereichen (Strom, Wärme, Mobilität)<br />

von <strong>Bioenergie</strong>. Auch kann man aus diesem<br />

Parameter nicht auf die jeweils eingesetzte Menge<br />

an Biomasse oder die eingesetzte Fläche zum Anbau<br />

der Biomasse schließen.<br />

Da bei der Nutzung von Reststoffen angenommen<br />

wird, dass diese nicht zu <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />

<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Emissionen führt,<br />

ist ihre Klimaschutzwirkung in allen Fällen positiv.<br />

Die relative Klimaschutzwirkung der Nutzung von<br />

Energiepflanzen hängt dagegen sehr stark von den<br />

Emissionen aus den direkten wie indirekten <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />

ab. Bei denjenigen Pfaden, bei<br />

denen indirekte <strong>Landnutzung</strong>sänderungen zu erwarten<br />

sind, führt die Berücksichtigung der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Emissionen in der Regel mindestens zu<br />

einer Halbierung des Treibhausgasminderungspotenzials.<br />

Da die indirekten <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />

aber auf jeden Fall mit berücksichtigt werden sollten,<br />

kann nicht generell von einer zufriedenstellenden<br />

Klimaschutzwirkung von Energiepflanzen ausgegangen<br />

werden. Bei ungünstigen Gegebenheiten<br />

können einzelne Pfade unter Einbeziehung der indirekten<br />

<strong>Landnutzung</strong>sänderungen in der Bilanz sogar<br />

negative Werte zeigen, d. h. höhere Emissionen als<br />

das Referenzsystem aufweisen. <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />

können die Klimabilanz sowohl positiv als<br />

auch negativ beeinflussen. Deutlich wird dies beispielsweise<br />

beim Anbau von Ölpalmen. Wird für den<br />

Anbau tropischer Regenwald umgebrochen, können<br />

bis zu vier Mal mehr Treibhausgase freigesetzt werden<br />

als im fossilen Referenzsystem (Hooijer et al.,<br />

2006). Werden hingegen Ölpalmen auf marginalem,<br />

derzeit wenig genutztem Land angebaut, kann eine<br />

besonders hohe Klimaschutzwirkung erzielt wer-<br />

Kasten 7.3-3<br />

Treibhausgasreduktionen durch<br />

Effizienzverbesserungen bei der traditionellen<br />

Biomassenutzung<br />

Werden traditionelle Holzherde durch effiziente Holzherde<br />

ersetzt, kann nach Bhattacharya <strong>und</strong> Salam (2002)<br />

der Treibhausgasausstoß bei gleicher Nutzenergie um ca.<br />

60 % reduziert werden, beim Ersatz durch Biogas-Herde<br />

sogar um 95 %. Dabei geht es nicht um die CO 2 -Emissionen:<br />

Bei der Biomassenutzung anfallende CO 2 -Emissionen<br />

werden allgemein (z. B. auch in den oben gezeigten Treib-<br />

den. Die Emissionsreduktion gegenüber dem fossilen<br />

Referenzsystem kann dann 200 % <strong>und</strong> mehr<br />

betragen, so dass der Nutzungspfad eine reale Kohlenstoffsenke<br />

darstellt. Unabhängig vom technischen<br />

Nutzungspfad lassen sich besonders hohe relative<br />

Emissionsminderungen durch den Anbau tropischer,<br />

mehrjähriger Pflanzen (Ölpalme, Jatropha, Zuckerrohr)<br />

auf marginalen Flächen erzielen.<br />

Emissionsminderungen um mehr als 100 % kommen<br />

dadurch zustande, dass durch den Energiepflanzenanbau<br />

so viel Kohlenstoff auf der Fläche (d. h. in<br />

der Regel im Boden) aufgenommen wird, dass die<br />

bei Anbau <strong>und</strong> Nutzung der Biomasse entstehenden<br />

Treibhausgasemissionen überkompensiert werden.<br />

Dies kann bei entsprechend gutem Management<br />

vor allem auf marginalen Flächen erreicht werden.<br />

Auch einige Pfade, die den Anbau von KUP betreffen,<br />

zeigen Emissionsminderungen von über 100 %,<br />

wenn die indirekten <strong>Landnutzung</strong>sänderungen nicht<br />

berücksichtigt werden. Dies liegt daran, dass die<br />

gezeigten Pfade den Anbau von KUP auf Ackerflächen<br />

voraussetzen, was zu einer Akkumulation von<br />

Kohlenstoff im Boden führt. Allerdings ist bei einer<br />

solchen Umnutzung wie dargestellt mit indirekten<br />

<strong>Landnutzung</strong>sänderungen zu rechnen. Wird für den<br />

Anbau von KUP Grasland umgenutzt, ist mit einer<br />

schlechteren Klimabilanz zu rechnen, da die Emissionen<br />

ca. 20 % höher sind als beim direkten Anbau<br />

auf Acker ohne Grünlandumbruch (Abb. 7.3-1; Fritsche<br />

<strong>und</strong> Wiegmann, 2008).<br />

Die in Abbildung 7.3-2 gezeigte prozentuale<br />

THG-Minderung entspricht bei der Mobilität konzeptionell<br />

dem Parameter, der in der deutschen<br />

Nachhaltigkeitsverordnung für Biokraftstoffe <strong>und</strong><br />

im Richtlinienentwurf der Europäischen Kommission<br />

mit Bezug auf Biokraftstoffe in der Diskussion<br />

ist, wobei hier allerdings andere Referenzsysteme<br />

verwendet werden (BMU, 2007b). Dort wird vorgeschlagen,<br />

dass Biokraftstoff mindestens zu 35 %<br />

bzw. 50 % Treibhausgasminderung gegenüber der<br />

vergleichbaren Menge an fossilem Kraftstoff führen<br />

muss, um dem Standard zu genügen (Kap. 10.3). Die<br />

hausgasbilanzen) nicht als Emission angesehen, da nur so<br />

viel CO 2 emittiert wird, wie von der Pflanze beim Aufwuchs<br />

aufgenommen wurde. Dies gilt für traditionelle Biomassenutzung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich ebenso wie für moderne. Traditionelle<br />

Holzherde emittieren aber aufgr<strong>und</strong> unvollständiger<br />

Verbrennungsprozesse größere Mengen an anderen Treibhausgasen<br />

wie CH 4 <strong>und</strong> N 2 O. Diese Emissionen werden<br />

durch die Einführung effizienter Holzherde gesenkt. Wenn<br />

das Holz darüber hinaus nicht nachhaltig geerntet wurde,<br />

d. h. zu einem Rückgang des Kohlenstoffspeichers in der<br />

Biosphäre führt (z. B. Entwaldung), kann auch dies vermindert<br />

<strong>und</strong> damit netto Emissionen vermieden werden.

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