Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5.1<br />
Einleitung<br />
Die fruchtbaren Landflächen weltweit sind knapp <strong>und</strong><br />
unterliegen sehr unterschiedlichen Nutzungsansprüchen.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer wachsenden Weltbevölkerung<br />
kann es nicht gelingen, allen Nutzungsansprüchen<br />
im gewünschten Ausmaß gerecht zu werden.<br />
Vielmehr müssen bewusste Entscheidungen für<br />
den Vorrang bestimmter Ansprüche <strong>und</strong> gegen die<br />
Dominanz anderer getroffen werden. Der Mensch<br />
nutzt derzeit ca. 34 % der globalen Landfläche für<br />
landwirtschaftliche Zwecke, insbesondere zur Nahrungs-<br />
<strong>und</strong> Futtermittelproduktion (Kap. 4.2.2 <strong>und</strong><br />
5.2). Hinzu kommt die wachsende Bedeutung pflanzlicher<br />
Biomasse für die stoffliche Nutzung in Produkten<br />
(Kap. 5.3). Das agrarwirtschaftliche Flächenpotenzial<br />
wird durch Schutzerfordernisse zum Erhalt<br />
der natürlichen Umwelt, insbesondere dem Erhalt<br />
naturnaher <strong>und</strong> natürlicher Flächen (Kap. 5.4) <strong>und</strong><br />
des Klimaschutzes (Kap. 5.5) eingeschränkt. Weitere<br />
Einschränkungen ergeben sich durch Übernutzung,<br />
insbesondere die voranschreitende Bodendegradation,<br />
sowie die Verknappung <strong>und</strong> Verschmutzung von<br />
Süßwasservorräten (Kap. 5.6). Auch Eingriffe in den<br />
natürlichen Oberflächenabfluss, wie etwa die Anlage<br />
großer Stauseen, tragen zur Verknappung von Flächen<br />
bei, die zum Anbau von Pflanzen geeignet sind.<br />
Daneben spielen auch die global zunehmende Urbanisierung<br />
sowie die Ausweitung der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Infrastruktur eine Rolle. Die Bildung von<br />
Städten, urbanen Agglomerationen <strong>und</strong> ihrer Infrastrukturen<br />
konzentriert sich meist auf die besonders<br />
fruchtbaren Regionen der Erde (z. B. Flussdeltabereiche,<br />
Schwemmfächer, Ufergebiete oder Flussgabelungen<br />
usw.). Dieser Trend geht in erster Linie zu<br />
Lasten von Agrarland. Die weitere Ausbreitung dieser<br />
städtischen Strukturen tritt daher in direkte Konkurrenz<br />
zur landwirtschaftlichen Nutzung von Böden<br />
in Siedlungsnähe. Städte <strong>und</strong> städtische Agglomerationen<br />
bedecken – je nach Art der Berechnung<br />
– derzeit zwischen 1,5 % <strong>und</strong> 2 % der Landoberfläche<br />
(berechnet nach Daten aus Salvatore et al.,<br />
2005; Girardet, 1996). Urbane Strukturen nehmen<br />
Nutzungskonkurrenzen 5<br />
in Deutschland 4,8 % der Landesfläche ein (UBA,<br />
2003a), in der EU-24 sind es etwa 5 % (EEA, 2006).<br />
Die unmittelbaren Wirkungen der Urbanisierung auf<br />
den Flächenverbrauch fallen im Weltmaßstab also<br />
quantitativ wenig ins Gewicht, so dass sie im Folgenden<br />
unberücksichtigt bleiben. Das folgende Kapitel<br />
erläutert Ausgangslage <strong>und</strong> künftige Dynamik dieser<br />
weltweiten Nutzungskonkurrenzen vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
der zunehmenden Bedeutung des Anbaus von<br />
Energiepflanzen.<br />
5.2<br />
Nutzungskonkurrenzen mit der Nahrungs- <strong>und</strong><br />
Futtermittelproduktion<br />
5.2.1<br />
Einleitung<br />
Derzeit sind weltweit über 923 Mio. Menschen von<br />
Ernährungsunsicherheit betroffen, meist in Entwicklungsländern<br />
(FAO, 2006a; FAOSTAT, 2006). Ernährungsunsicherheit<br />
bezeichnet eine Situation, in der<br />
die betroffenen Menschen keinen Zugang zu ausreichender,<br />
unbedenklicher <strong>und</strong> nährstoffreicher Nahrung<br />
haben, die ihren physiologischen Notwendigkeiten<br />
<strong>und</strong> Nahrungsgewohnheiten genügt <strong>und</strong> ein<br />
aktives <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Leben garantiert (FAO, 2001a).<br />
Den von Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen<br />
fehlt überwiegend das Einkommen, um die<br />
notwendigen Lebensmittel ganzjährig <strong>und</strong> verlässlich<br />
zu erwerben (FAO, 2006b). Die Ernährungsunsicherheit<br />
hat zwischen 2006 <strong>und</strong> 2008 durch die weltweit<br />
stark angestiegenen Preise für Nahrungsmittel deutlich<br />
zugenommen (UN, 2008). Das World Food Programme<br />
<strong>und</strong> die Weltbank schätzen, dass bei anhaltend<br />
hohen Lebensmittelpreisen zusätzlich mindestens<br />
100 Mio. Menschen weiter verarmen <strong>und</strong> vom<br />
Hunger bedroht sein werden (UN, 2008), vor allem<br />
in den so genannten einkommensschwachen Ländern,<br />
die Nettoimporteure von Lebensmitteln sind<br />
(Low-Income Food-Deficit Countries; LIFDC). Auf<br />
der anderen Seite könnten steigende Nahrungsmit-