14.04.2013 Aufrufe

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ansätze zur Sicherung der Welternährung im Rahmen einer <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>politik 10.4<br />

Reform der Nahrungsmittelhilfekonvention<br />

Die Maßnahmen müssen begleitet werden durch<br />

eine Reform der im Jahr 1999 abgeschlossenen internationalen<br />

Konvention über Nahrungsmittelhilfe.<br />

Insbesondere sollten im Rahmen dieser Konvention<br />

die Steuerungsmöglichkeiten verbessert,<br />

Bedarfsanalysen eingeführt <strong>und</strong> die Nahrungsmittelnothilfe<br />

in Strategien zur Ernährungssicherung integriert<br />

werden. In diesem Zusammenhang geht der<br />

parteiübergreifende Antrag im Deutschen B<strong>und</strong>estag<br />

(März 2008) für eine Neuverhandlung der Nahrungsmittelhilfekonvention<br />

in die richtige Richtung.<br />

Bislang war es das wichtigste Ziel der Konvention,<br />

dass jeder der 23 beteiligten Industriestaaten pro<br />

Jahr eine bestimmte Quote an Nahrungsmitteln u. a.<br />

für akut Hungernde zur Verfügung stellt. Bei der<br />

Neuverhandlung der Konvention sollten Vorkehrungen<br />

getroffen werden, um künftig zu verhindern, dass<br />

subventionierte Produktionsüberschüsse der Industrieländer<br />

zu Dumpingpreisen in Entwicklungsländer<br />

geliefert <strong>und</strong> dadurch die dort ansässigen Nahrungsmittelproduzenten<br />

geschädigt oder verdrängt werden.<br />

Bei akuten Hungerkrisen müssen aus Sicht des<br />

WBGU verschiedene Instrumente zum Tragen kommen.<br />

Dazu gehören beispielsweise Geldzahlungen,<br />

falls auf den lokalen Märkten ausreichend Lebensmittel<br />

verfügbar sind. Weiterhin ist es notwendig,<br />

dass die Soforthilfe in langfristige Ernährungssicherung<br />

mündet. Die Nahrungsmittelhilfe sollte im<br />

Wesentlichen auf akute Notlagen beschränkt bleiben.<br />

Bei diesen Maßnahmen sind vor allem die FAO,<br />

IFAD <strong>und</strong> das WFP einzubeziehen (Ressortarbeitsgruppe<br />

Welternährungslage, 2008).<br />

10.4.3<br />

Mittel- <strong>und</strong> langfristig wirkende Maßnahmen<br />

Weil die Faktoren, die zu den Preissteigerungen bei<br />

Nahrungsmitteln beigetragen haben, auf Dauer wirksam<br />

sein werden (Bevölkerungswachstum, Änderung<br />

von Ernährungsweisen, Energiepreise, wachsende<br />

Nutzungskonkurrenzen usw.), muss heute auch mit<br />

Maßnahmen zur mittel- <strong>und</strong> langfristigen Verbesserung<br />

der globalen Ernährungslage begonnen werden.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> stehen dabei Instrumente zur<br />

Stärkung des landwirtschaftlichen Produktionspotenzials,<br />

Reformen des Weltagrarhandels <strong>und</strong> eine<br />

verstärkte Förderung der Agrarforschung.<br />

10.4.3.1<br />

<strong>Bioenergie</strong>strategien <strong>und</strong> Vermeidung von<br />

Nutzungskonkurrenzen<br />

Der weltweit zunehmende Anbau von Energiepflanzen<br />

kann <strong>Landnutzung</strong>skonkurrenzen insbesondere<br />

mit der Nahrungsmittelproduktion verschärfen<br />

(Kap. 5.2). Gleichzeitig bietet er aber vielen Ländern<br />

eine Möglichkeit zur Minderung der Ausgaben für<br />

den Import fossiler Energieträger. Eine große Zahl<br />

von Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungsländern hat aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> bereits nationale Strategien zur verstärkten<br />

Nutzung von <strong>Bioenergie</strong>, vor allem Biokraftstoffen,<br />

beschlossen (Kap. 4.1.2). Darunter befinden sich<br />

auch Länder, die zu den LIFDC zählen (z. B. Senegal,<br />

Mali, Ghana, Nigeria, Burkina Faso, Kenia, Tansania,<br />

Malawi, Mosambik, Simbabwe). Ob negative Folgen<br />

für die Ernährungssicherheit eintreten, hängt letztlich<br />

von Art <strong>und</strong> Umfang der <strong>Bioenergie</strong>nutzung ab<br />

sowie von den Möglichkeiten einer <strong>nachhaltige</strong>n Biomasseproduktion.<br />

Kritisch wird dabei vor allem der<br />

Anbau von Energiepflanzen auf Ackerflächen gesehen.<br />

Die knappen Flächenreserven <strong>und</strong> die Notwendigkeit,<br />

die globale Nahrungsmittelproduktion bis<br />

2030 um r<strong>und</strong> 50 % zu steigern, machen es notwendig,<br />

dass der Anbau von Energiepflanzen begrenzt<br />

wird. Vor allem aber muss parallel eine Steigerung<br />

der Nahrungsmittelproduktion, insbesondere durch<br />

eine Erhöhung der Flächenproduktivität, stattfinden.<br />

Der Anbau von Energiepflanzen setzt aus Sicht<br />

des WBGU eine integrierte <strong>Bioenergie</strong>- <strong>und</strong> Ernährungssicherungsstrategie<br />

voraus, bei der die Ernährungssicherheit<br />

Vorrang haben muss.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich kann der Anbau von Energiepflanzen<br />

im Kontext der dezentralen ländlichen Energieversorgung<br />

seinen Platz haben, wenn der Anbau<br />

vorwiegend auf marginalen bzw. degradierten Flächen,<br />

in Agroforstsystemen oder in einer Mischkultur<br />

erfolgt (Kap. 9). Zwar kann letztlich nur regional-<br />

<strong>und</strong> kontextspezifisch <strong>und</strong> unter Einbeziehung<br />

aller beteiligten Akteure abgewogen werden, wo<br />

der Anbau von Energiepflanzen nachhaltig erfolgen<br />

kann. Der Anbau in ärmeren Entwicklungsländern,<br />

vor allem den LIFDC, sollte jedoch besonders kritisch<br />

geprüft werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich bedarf es angepasster<br />

nationaler <strong>Bioenergie</strong>strategien <strong>und</strong> der Einhaltung<br />

entsprechender Standards für eine <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzung (Kap. 10.3). Dabei können<br />

die regionalen Entwicklungsbanken eine wichtige<br />

Rolle übernehmen.<br />

Ein kontrollierter Ausbau der <strong>Bioenergie</strong> muss<br />

aus Sicht des WBGU mit weltweiten Anstrengungen<br />

zur Stärkung der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern<br />

einhergehen. Wird dies versäumt <strong>und</strong><br />

die Landwirtschaft in Entwicklungsländern weiterhin<br />

vernachlässigt, so ist davon auszugehen, dass die<br />

267

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!