Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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Motivationen für die Nutzung von<br />
<strong>Bioenergie</strong><br />
Die verstärkte Produktion <strong>und</strong> Nutzung von Biomasse<br />
für energetische Zwecke <strong>und</strong> die Entstehung<br />
eines Marktes für moderne <strong>Bioenergie</strong> wird weltweit<br />
aus unterschiedlichen Motiven <strong>und</strong> mit unterschiedlichen<br />
Politiken aktiv vorangetrieben (GBEP,<br />
2008). Die teilweise massiven Förderpolitiken- <strong>und</strong><br />
Programme stützen sich auf Argumente wie Klima-<br />
<strong>und</strong> Umweltschutz, Energie- <strong>und</strong> Versorgungssicherheit<br />
sowie ländliche oder nationale Entwicklung. Der<br />
WBGU konzentriert sich in seiner Untersuchung auf<br />
die Rolle der <strong>Bioenergie</strong> in einem <strong>nachhaltige</strong>n globalen<br />
Energiesystem <strong>und</strong> hat damit einen spezifischen<br />
Blick auf die globale <strong>Bioenergie</strong>diskussion.<br />
Um die Potenziale <strong>und</strong> Grenzen der <strong>Bioenergie</strong> <strong>und</strong><br />
die Rahmenbedingungen für politische Gestaltung<br />
sichtbar zu machen, bleibt es wichtig, die Dimensionen<br />
<strong>und</strong> die Dynamik der Gesamtdebatte zu verstehen.<br />
Im Folgenden werden die wichtigsten aktuellen<br />
Diskurse zum Thema <strong>Bioenergie</strong> kurz vorgestellt.<br />
Anhand der im Wesentlichen parallel verlaufenden<br />
unterschiedlichen Diskurse werden Schnittstellen<br />
<strong>und</strong> Widersprüche der gegenwärtigen <strong>Bioenergie</strong>politiken<br />
erkennbar. Außerdem zeigt sich, dass auf einzelstaatlicher<br />
wie auf transnationaler Ebene, in Industrie-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsländern, vielfältige politische<br />
<strong>und</strong> ökonomische Interessen zum Tragen kommen,<br />
deren Kenntnis eine wesentliche Voraussetzung für<br />
ein Verständnis der derzeitigen Debatte <strong>und</strong> der Einschätzung<br />
der Perspektiven einer zukünftigen <strong>nachhaltige</strong>n<br />
Politik ist. Das vorliegende Kapitel stellt<br />
Kasten 2.1-1<br />
Begriffe: <strong>Bioenergie</strong>, Biokraftstoffe, Agro- oder<br />
Agrarkraftstoffe<br />
In der öffentlichen Debatte kursieren viele Begriffe zum<br />
Thema <strong>Bioenergie</strong>, die nicht einheitlich verwendet werden.<br />
<strong>Bioenergie</strong> ist die End- bzw. Nutzenergie, die aus Biomasse<br />
gewandelt <strong>und</strong> bereitgestellt werden kann. Unter Biokraft-<br />
oder Biotreibstoffen versteht man flüssige oder gasförmige<br />
Kraftstoffe biogenen Ursprungs, die im Verkehr als<br />
somit den größeren Kontext dar, in dem der WBGU<br />
seine eigenen Zielsetzungen <strong>und</strong> Prioritäten für eine<br />
<strong>nachhaltige</strong> globale <strong>Bioenergie</strong>politik begründet.<br />
2.1<br />
Aktuelle Diskurse um <strong>Bioenergie</strong><br />
In der jüngeren Vergangenheit haben sich mindestens<br />
drei unterschiedliche <strong>Bioenergie</strong>diskurse <strong>und</strong><br />
unterschiedliche Begriffe zum Thema entwickelt,<br />
die durch vielfältige Motivationen <strong>und</strong> Akteurskonstellationen<br />
getragen werden (Kasten 2.1-1). Es ist<br />
nicht zuletzt auch der Dynamik dieser unterschiedlichen<br />
Diskurse geschuldet, dass sich bislang noch<br />
keine vorherrschende Bewertung über Nutzen <strong>und</strong><br />
Schaden der <strong>Bioenergie</strong> etablieren konnte.<br />
Als erstes gibt es einen umweltpolitischen Diskurs,<br />
der den Beitrag der <strong>Bioenergie</strong> zum Klimaschutz<br />
<strong>und</strong> zur Ressourcenschonung in den Mittelpunkt<br />
stellt. <strong>Bioenergie</strong> gilt als „grüne“, klimafre<strong>und</strong>liche<br />
Energieform. Insbesondere in den Industrieländern<br />
wird ihr deshalb eine wichtige Rolle für die Erfüllung<br />
der Kioto-Verpflichtungen beigemessen. Langfristig<br />
soll <strong>Bioenergie</strong> so auch zum Umbau der Energiesysteme<br />
in Richtung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft<br />
beitragen. Diesen Diskurs stützen derzeit auch<br />
die Richtlinien des IPCC, denn dort gilt die Nutzung<br />
von <strong>Bioenergie</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich als kohlenstoffneutral<br />
(IPCC, 2006).<br />
Antriebsmittel oder stationär zur Stromproduktion bzw.<br />
auch in der Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt werden.<br />
Weil die Vorsilbe „Bio“ eine positive Konnotation<br />
besitzt, Biokraftstoffe aber auch aus nicht <strong>nachhaltige</strong>m<br />
Energiepflanzenanbau stammen können, wird inzwischen<br />
vielfach von Agro- bzw. Agrarkraftstoffen gesprochen,<br />
allerdings seltener von Agrarethanol, Agroenergie oder<br />
etwa Agrargas. Der WBGU bleibt bei den ursprünglichen<br />
Begriffen, weil <strong>Bioenergie</strong>, Biokraftstoffe oder Biogas die<br />
im deutschen Sprachgebrauch geläufigsten Bezeichnungen<br />
darstellen.<br />
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