Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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Kasten 12.2-1<br />
WBGU-Mindeststandard für die<br />
<strong>Bioenergie</strong>produktion<br />
Standards <strong>und</strong> Zertifizierung für <strong>Bioenergie</strong> <strong>und</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Landnutzung</strong> einführen 12.2<br />
• Treibhausgasemissionen durch Einsatz von <strong>Bioenergie</strong>trägern<br />
reduzieren: Reduktion der Lebenszyklustreibhausgasemissionen<br />
im Vergleich zu fossilen Energieträgern<br />
um mindestens 30 t CO 2 eq pro TJ eingesetzter<br />
Rohbiomasse unter Berücksichtigung direkter <strong>und</strong> indirekter<br />
<strong>Landnutzung</strong>sänderungen. Die durch den Anbau<br />
von Biomasserohstoffen ab einem Stichtag verursachten<br />
Treibhausgasemissionen aus direkten <strong>und</strong> indirekten<br />
<strong>Landnutzung</strong>sänderungen (inklusive der entgangenen<br />
Senkenwirkung) sollten die CO 2 -Menge nicht überschreiten,<br />
die auf der entsprechenden Fläche innerhalb<br />
von 10 Jahren durch den Energiepflanzenanbau wieder<br />
fixiert werden kann („<strong>Landnutzung</strong>sstandard“).<br />
• Indirekte <strong>Landnutzung</strong>sänderungen vermeiden: Vermeidung<br />
der Verdrängung von produktiven <strong>Landnutzung</strong>en<br />
durch den Anbau von Energiepflanzen.<br />
• Schutzgebiete, natürliche Ökosysteme <strong>und</strong> Gebiete<br />
mit hohem Naturschutzwert erhalten: kein Anbau von<br />
Energiepflanzen in identifizierten Ausschlussflächen<br />
(Schutzgebiete, Gebiete mit hohem Naturschutzwert);<br />
Schaffung ausreichender Pufferzonen; Einbetten von<br />
keine originäre Zertifizierungspflicht für Rohstoffe,<br />
die auch für andere Zwecke als die energetische Nutzung<br />
verwendet werden können, wie etwa Raps, Soja<br />
oder Palmöl. Damit auch Vorprodukte <strong>und</strong> Rohstoffe<br />
zertifiziert werden können, bietet sich die Einführung<br />
eines „<strong>Landnutzung</strong>sstandards“ an, der den<br />
THG-Ausstoß beim Anbau von Rohstoffen inklusive<br />
direkter <strong>und</strong> indirekter <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />
nach oben begrenzt. Mit der Einführung eines<br />
solchen <strong>Landnutzung</strong>sstandards für <strong>Bioenergie</strong>rohstoffe<br />
kann die spätere Ausweitung auf alle Arten<br />
von Biomasse vorbereitet werden.<br />
Während die Entwicklung von Zertifizierungssystemen<br />
<strong>und</strong> die Durchführung der Zertifizierung<br />
Marktakteuren überlassen werden können, muss der<br />
Staat die tatsächliche Einhaltung der Standards im<br />
Anschluss an die Zertifizierung kontrollieren, um<br />
die Legitimität der Standards zu erhöhen <strong>und</strong> Missbrauch<br />
zu verhindern. Hierzu müssen von staatlicher<br />
Seite Kontrollorgane geschaffen werden, die in der<br />
Lage sind, die Nichteinhaltung der geforderten Mindeststandards<br />
sowie das missbräuchliche Ausstellen<br />
<strong>und</strong> Führen von Zertifikaten zu sanktionieren.<br />
Entwicklungs‑ <strong>und</strong> Schwellenländer bei<br />
der Einhaltung von Mindeststandards<br />
unterstützen<br />
Für die Einhaltung der vom WBGU geforderten<br />
Leitplanken <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsanforderungen<br />
ist auch von Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungsländern,<br />
unter Einschluss der am wenigsten entwickelten Länder<br />
(Least Developed Countries, LDC), die Einhal-<br />
Anbausystemen für Energiepflanzen in die Landschaft;<br />
Prüfung ökologischer Risiken vor der Nutzung potenziell<br />
invasiver gebietsfremder Arten.<br />
• Bodenqualität erhalten: keine langfristige Schwächung<br />
der Bodenfunktionen <strong>und</strong> der Bodenfruchtbarkeit<br />
durch den Anbau von energetisch genutzter Biomasse;<br />
Erfüllung der Anforderungen der guten landwirtschaftlichen<br />
Praxis; Erhalt der Nährstoffkreisläufe bei Reststoffnutzung.<br />
• Waldreststoffe nachhaltig nutzen: Erhaltung der Nährstoffkreisläufe<br />
<strong>und</strong> der biologischen Vielfalt von Waldökosystemen<br />
bei der Nutzung von Waldreststoffen.<br />
• Wasser nachhaltig managen: keine wesentliche Verschlechterung<br />
der Wasserqualität <strong>und</strong> des Wasserhaushalts;<br />
keine Übernutzung der Gr<strong>und</strong>wasserressourcen.<br />
• Einfluss gentechnisch veränderter Organismen (GVO)<br />
kontrollieren: Ausschluss der Ausbreitung veränderter<br />
Gene in wildlebende Pflanzen; Ausschluss von Einträgen<br />
in die Lebens- <strong>und</strong> Futtermittelkette; Einhaltung<br />
der nationalen <strong>und</strong> internationalen Biosicherheitsstandards.<br />
• Gr<strong>und</strong>legende Sozialstandards beachten: Einhaltung einzelner<br />
elementarer ILO-Kernarbeitsnormen: Gewährleistung<br />
von ausreichendem Ges<strong>und</strong>heitsschutz am<br />
Arbeitsplatz.<br />
tung von Mindeststandards bei der Produktion von<br />
<strong>Bioenergie</strong>trägern zu fordern. Allerdings muss dabei<br />
berücksichtigt werden, dass für diese Länder die Einhaltung<br />
von Nachhaltigkeitskriterien <strong>und</strong> die erforderliche<br />
Zertifizierung eine große Belastung darstellen<br />
können. Deshalb sollten vor allem für LDC technische<br />
<strong>und</strong> finanzielle Hilfen zum Aufbau nationaler<br />
Zertifizierungssysteme <strong>und</strong> Kontrollstellen sowie<br />
für die Durchführung der Zertifizierung in einzelnen<br />
Produktionsbetrieben gegeben werden. Weiter können<br />
für eine Anfangsphase Erleichterungen bei der<br />
Verifizierung der einzelnen Nachhaltigkeitskriterien<br />
vorgesehen werden. Die Möglichkeit zu Gruppenzertifizierung<br />
kann die Zertifizierungskosten für kleine<br />
landwirtschaftliche Betriebe gering halten, gleichermaßen<br />
in Entwicklungs- <strong>und</strong> Industrieländern.<br />
Bilaterale Standardsetzung als effektives<br />
Instrument nutzen<br />
Bis ein global abgestimmter Biomassestandard<br />
geschaffen ist, sind auch bilaterale Standards ein<br />
effektives Instrument zur Verbesserung der Nachhaltigkeit<br />
der Produktion von <strong>Bioenergie</strong>trägern. Die<br />
bisher abgeschlossenen bilateralen Abkommen zwischen<br />
Hersteller- <strong>und</strong> Importländern von <strong>Bioenergie</strong><br />
beziehen Umwelt- <strong>und</strong> Sozialkriterien bisher nur in<br />
geringem Ausmaß ein. Dies gilt beispielsweise auch<br />
für das im Mai 2008 zwischen Deutschland <strong>und</strong> Brasilien<br />
unterzeichnete Abkommen zur Zusammenarbeit<br />
im Bereich der erneuerbaren Energien <strong>und</strong> der<br />
Energieeffizienz. Der WBGU empfiehlt, in ähnlichen<br />
künftigen Abkommen konkrete <strong>und</strong> verbindli-<br />
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