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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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estrische Biosphäre durch Photosynthese jährlich<br />

pro ha 0–55 t CO 2 (0–15 t C), die so genannte Nettoprimärproduktion<br />

(Abb. 5.5-2). Jährlich werden so<br />

weltweit durch Photosynthese insgesamt etwa 217 Gt<br />

CO 2 (entsprechend 59 Gt C) in der Biomasse fixiert,<br />

wovon der Mensch durch Ernte etwa 14 % (30 Gt<br />

CO 2 bzw. 8 Gt C) wieder entnimmt (Haberl et al.,<br />

2007). Dieser Kohlenstofffixierung durch die Photosynthese<br />

steht allerdings eine fast ebenso hohe CO 2 -<br />

Emission aus dem Abbau von Biomasse gegenüber,<br />

womit die Netto CO 2 -Speicherung der terrestrischen<br />

Biosphäre nur etwa 3,7 Gt CO 2 beträgt (entsprechend<br />

1 Gt C), allerdings mit großen zwischenjährlichen<br />

Schwankungen (WBGU, 2003b). Die Emissionen<br />

aus der Nutzung fossiler Energieträger <strong>und</strong><br />

der Zementindustrie lagen im Jahr 2006 bei 8,4 Gt C<br />

(Canadell et al., 2007). Der Vergleich dieser Zahlen<br />

macht deutlich, dass eine veränderte durchschnittliche<br />

Lebensdauer der Ernteprodukte durchaus einen<br />

Einfluss auf den Kohlenstoffkreislauf <strong>und</strong> damit die<br />

CO 2 -Konzentration der Atmosphäre haben kann.<br />

Bei Biomasse, die zur Energieerzeugung genutzt<br />

wird, wird der gespeicherte Kohlenstoff in der Regel<br />

relativ zügig <strong>und</strong> unmittelbar wieder an die Atmosphäre<br />

abgegeben – hier besteht der erhoffte Klimaschutz<br />

also in der Substitution emissionsintensiverer<br />

Energieträger (Kap. 7). Dagegen bleibt bei der<br />

stofflichen Nutzung von Biomasse der Kohlenstoff<br />

zunächst fixiert. Insbesondere Holzprodukte <strong>und</strong><br />

langlebige Bio-Kunststoffe sind hier zu erwähnen.<br />

Ein Spezialfall der langfristigen Fixierung von Kohlenstoff<br />

in Biomasse ist die „Black Carbon Sequestration“<br />

(Kasten 5.5-2).<br />

Nach Berechnungen von Pingoud (Pingoud, 2003,<br />

zitiert in UNFCCC, 2003) nahm der global in Holz-<br />

Kasten 5.5-2<br />

Black Carbon Sequestration als<br />

Klimaschutzoption<br />

Seit einiger Zeit wird die Sequestrierung von Holzkohle<br />

(„Black Carbon Sequestration“) als möglicher Beitrag<br />

zum Klimaschutz diskutiert (z. B. Marris, 2006; Lehmann,<br />

2007). Ausgangspunkt ist die Leistung der Photosynthese,<br />

der Atmosphäre CO 2 zu entziehen <strong>und</strong> als Kohlenstoff<br />

in der Biomasse zu speichern. Für die Biosequestrierung<br />

wird zunächst Biomasse unter Ausschluss von Sauerstoff<br />

erhitzt („Niedrigtemperaturpyrolyse“), wobei sowohl<br />

Holzkohle als auch flüchtige organische Substanzen produziert<br />

werden. Die flüchtigen Substanzen können aufbereitet<br />

als Synthesegas zur Energiegewinnung genutzt werden,<br />

während die Holzkohle zur Kohlenstoffsequestrierung in<br />

Agrarböden eingebracht werden kann. Dort hat sie eine<br />

relative hohe Lebensdauer, wie hoch genau, ist allerdings<br />

Gegenstand der Forschung – Schätzungen rangieren zwischen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten <strong>und</strong> Jahrtausenden (Lehmann, 2007).<br />

Neben der langfristigen Speicherung des von den Pflanzen<br />

<strong>Landnutzung</strong>soptionen für den Klimaschutz 5.5<br />

produkten gespeicherte Kohlenstoff zwischen 1960<br />

<strong>und</strong> 2000 im Durchschnitt um 0,04 Gt C (entsprechend<br />

0,15 Gt CO 2) pro Jahr zu, <strong>und</strong> stieg in diesem<br />

Zeitraum von 1,5 Gt C (5,5 Gt CO 2 ) auf mehr als<br />

3 Gt C (11 Gt CO 2 ). Allerdings entspricht dies weniger<br />

als 1 % der kumulativen anthropogenen CO 2 -<br />

Emissionen von ca. 264 GtC in diesem Zeitraum<br />

(WRI, 2008).<br />

Neben der direkten temporären Speicherung<br />

von Kohlenstoff können Biomasseprodukte zusätzlich<br />

emissionsintensive Materialien wie Beton, Stahl,<br />

Aluminium <strong>und</strong> Kunststoffe ersetzen. Nach Na buurs<br />

et al. (2007) kann etwa ein besonders hoher Klimaschutzeffekt<br />

durch Holz erreicht werden, indem es<br />

zunächst stofflich genutzt wird <strong>und</strong> dabei die Nutzung<br />

von Beton substituiert, <strong>und</strong> nach Beendigung<br />

dieser Nutzung energetisch verwandt wird. Eine Studie<br />

von Reinhardt et al. (2007) untersucht die Auswirkungen<br />

der Biomassenutzung in der chemischen<br />

Industrie <strong>und</strong> kommt zu dem Schluss, dass die Substitution<br />

fossiler Gr<strong>und</strong>stoffe durch Biomasse bezogen<br />

auf die Anbaufläche ähnlich viel Treibhausgasemissionen<br />

vermeiden kann wie die energetische Nutzung<br />

im Verkehr.<br />

Die Diskussion macht deutlich, dass auch bei der<br />

stofflichen Nutzung von Biomasse ernstzunehmende<br />

Klimaschutzoptionen bestehen, die aber nicht immer<br />

in Konkurrenz zur energetischen Nutzung stehen,<br />

sondern teilweise im Sinne einer Kaskadennutzung<br />

auch mit ihr kombiniert werden können.<br />

aus der Atmosphäre aufgenommenen Kohlenstoffs im<br />

Boden verbessert zudem die Holzkohle die Struktur <strong>und</strong><br />

die Fruchtbarkeit der Böden. Dieser Effekt ist von den<br />

sehr fruchtbaren Terra-preta-Böden aus dem Amazonasbecken<br />

bekannt (Denevan <strong>und</strong> Woods, 2004; Fowles, 2007).<br />

Bei unterirdischer Deponierung der Holzkohle ließen sich<br />

sogar noch längere Speicherzeiten erreichen, allerdings<br />

ohne den positiven Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit.<br />

Würde man die entstehende Holzkohle selbst energetisch<br />

verwenden, könnten dadurch direkt fossile Energieträger<br />

ersetzt werden. Nach Berechnungen von Lehmann<br />

(2007) führt jedoch die Einbringung der Holzkohle in den<br />

Boden zu einer 12–84 % höheren Emissionsreduktion als<br />

die energetische Nutzung. Der Autor schätzt weiterhin,<br />

dass die Sequestrierung der Holzkohle in Kombination mit<br />

der energetischen Nutzung der bei der Pyrolyse entstehenden<br />

Abgase ab einem CO 2 -Preis von 37 US-$ pro t rentabel<br />

sein könnte. Bei der Bewertung dieser Klimaschutzoption<br />

müssen allerdings mögliche Zielkonflikte berücksichtigt<br />

werden, die sich aus dem steigenden Bedarf nach Energie<br />

<strong>und</strong> organischen Rohstoffen ergeben.<br />

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