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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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fen wurden, in die Arbeit der G8+5 Task Force on<br />

Sustain ability (Kasten 10.3-4) eingebracht werden.<br />

Mit der politischen Unterstützung der G8 könnte<br />

erreicht werden, dass die Entscheidungen in politikrelevante<br />

Foren, Institutionen <strong>und</strong> Prozesse eingehen.<br />

Allerdings wäre dabei darauf hinzuwirken, dass<br />

betroffene zivilgesellschaftliche Akteure verstärkt<br />

am Dialog beteiligt werden, so dass der Diskurs<br />

unter Einbeziehung aller Interessenvertreter (Staaten,<br />

Industrie, Handel, NRO usw.) erfolgt.<br />

Anregungen für einen institutionellen Ausbau<br />

des Gremiums <strong>und</strong> dessen Tätigkeit könnte etwa<br />

die World Commission on Dams (WCD) bieten. Die<br />

Kommission, bestehend aus Regierungsvertretern,<br />

Internationalen Organisationen, NRO, dem industriellen<br />

Sektor etc., wurde Ende der 1990er Jahre eingerichtet,<br />

um in dem ebenfalls hoch umstrittenen<br />

Bereich der Nutzung von Staudämmen globale Standards<br />

<strong>und</strong> Kriterien zu erarbeiten. Auch hier gab es<br />

trotz vielfältiger politischer, ökologischer <strong>und</strong> wirtschaftlicher<br />

Interessen einen Konsens darüber, dass<br />

eine internationale Übereinkunft in diesem Gebiet<br />

notwendig sei. Die Prinzipien, welche durch die Kommission<br />

erarbeitet wurden, sind zwar rechtlich nicht<br />

verpflichtend, haben aber als so genanntes soft law<br />

trotzdem eine wichtige Referenzfunktion, indem sie<br />

Richtlinien ökologischer <strong>und</strong> sozialer Stoßrichtung<br />

formulieren, die in vielen Entscheidungsprozessen<br />

eine wichtige Basis bilden (Thürer, 2000). Idealerweise<br />

würde ein solcher Katalog an Nachhaltigkeitsprinzipien<br />

für die <strong>Bioenergie</strong>produktion verpflichtenden<br />

Charakter annehmen <strong>und</strong> von den beteiligten<br />

Staaten in entsprechende Vorschriften umgesetzt<br />

werden. Während bei der WCD die Weltbank <strong>und</strong><br />

die IUCN initiierend wirkten, müsste im Hinblick<br />

auf einen ähnlichen Ansatz zur <strong>Bioenergie</strong> der FAO<br />

eine wichtige Rolle zukommen.<br />

Das Ziel einer <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Bioenergie</strong>nutzung ist<br />

jedoch letztendlich durch entsprechende Standards<br />

im <strong>Bioenergie</strong>sektor allein nicht erreichbar. Standards<br />

für die energetische Nutzung von Biomasse<br />

können immer nur Teilmärkte der agrarischen Produktion<br />

erfassen <strong>und</strong> lösen das Schlüsselproblem der<br />

Verdrängungseffekte nur unzureichend. <strong>Bioenergie</strong><br />

muss in eine <strong>nachhaltige</strong>, sektorübergreifende <strong>Landnutzung</strong><br />

eingebettet sein, die sich an den vom WBGU<br />

entwickelten Leitplanken <strong>und</strong> Nachhaltigkeitsregeln<br />

orientiert (Kap. 3). Ein solches globales, sektorübergreifendes<br />

<strong>Landnutzung</strong>smanagement könnte etwa<br />

von einer – noch zu gründenden – globalen Kommission<br />

für <strong>nachhaltige</strong> <strong>Landnutzung</strong> getragen sein<br />

(Kasten 10.3-5).<br />

Standards für die Produktion von <strong>Bioenergie</strong>trägern 10.3<br />

10.3.3<br />

Implikationen von Standards für den Handel mit<br />

<strong>Bioenergie</strong>trägern<br />

Sobald innerhalb der EU gesetzlich ein verpflichtender<br />

<strong>Bioenergie</strong>standard eingeführt wird, sind auch<br />

ausländische Produzenten gezwungen, ihre Produkte<br />

bezüglich der Einhaltung des Standards zertifizieren<br />

zu lassen, wenn sie diese in der EU in Verkehr bringen<br />

möchten. <strong>Bioenergie</strong>standards können dann zu<br />

faktischen Handelsbarrieren werden, falls die geforderten<br />

Standards in den Produzentenländern nicht<br />

ebenfalls gelten. Im Gegenzug kann die EU jedoch<br />

ihren Handelspartnern bei Einhaltung der Standards<br />

präferenzielle Einfuhrbedingungen gewähren.<br />

10.3.3.1<br />

Standards als Handelshemmnis<br />

Ein einzelnes Land oder eine supranationale Organisation<br />

wie die EU kann die verpflichtende Standardsetzung<br />

bewusst einsetzen, um auf die Produktionsweise<br />

von <strong>Bioenergie</strong>trägern in den Exportländern<br />

Einfluss zu nehmen. Es besteht dabei die Gefahr,<br />

dass die Exportländer die durch Standardsetzung<br />

verursachte Handelsbeschränkung als protektionistische<br />

Maßnahme wahrnehmen <strong>und</strong> ein unilaterales<br />

Vorgehen auf wenig Akzeptanz bei den Handelspartnern<br />

stößt. Tatsache ist, dass sich die unilaterale<br />

Festsetzung von verpflichtenden Nachhaltigkeitsstandards<br />

im Ergebnis wie ein Importverbot auf<br />

nicht nachhaltig produzierte <strong>Bioenergie</strong>produkte<br />

auswirkt <strong>und</strong> deshalb der WTO-Kompatibilitätsprüfung<br />

bedarf (Kap. 10.3.4).<br />

Um die Akzeptanz der Mindeststandards zu erhöhen,<br />

sollten spürbare Marktzugangserleichterungen<br />

(z. B. deutliche Zollerleichterungen) für diejenigen<br />

Handelspartner vorgesehen werden, die die Mindeststandards<br />

einhalten. Zudem sollten generell die<br />

Zölle <strong>und</strong> Exportsubventionen im Agrarsektor weiter<br />

abgebaut werden.<br />

Eine weit striktere Handelsbeschränkung wäre<br />

die Einführung eines generellen Importverbotes bzw.<br />

eines zeitlich beschränkten Importmoratoriums für<br />

<strong>Bioenergie</strong>träger. Alternativ könnte ebenso erwogen<br />

werden, nur Biomasse bzw. <strong>Bioenergie</strong> aus bestimmten<br />

Produktionsländern zum Import zuzulassen, wie<br />

es derzeit teilweise im Bereich der Lebensmittel- <strong>und</strong><br />

Produktsicherheit praktiziert wird. Letztendlich würden<br />

solche im Vergleich zu Mindeststandards <strong>und</strong>ifferenzierte<br />

Einfuhrbeschränkungen die Exportchancen<br />

für die Produzenten in den Herkunftsländern<br />

erheblich stärker mindern <strong>und</strong> voraussichtlich bei<br />

den Handelspartnern auf weitaus geringere Akzeptanz<br />

stoßen.<br />

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