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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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eziehen zu können. Auf diese Weise werden sowohl<br />

die Mehrkosten als auch die besseren Wirkungsgrade<br />

der entsprechenden Elektro- <strong>und</strong> Brennstoffzellenfahrzeuge<br />

in die Bilanz einbezogen, so dass ein<br />

vollständiger Vergleich zwischen allen untersuchten<br />

Mobilitätspfaden möglich ist.<br />

Ergibt sich für die THG-Vermeidungskosten ein<br />

negativer Wert, ist die Energiebereitstellung aus Biomasse<br />

günstiger als der fossile Referenzfall. Für <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade,<br />

bei denen keine Emissionsminderung<br />

gegenüber dem Referenzfall erzielt wird,<br />

oder sogar eine Steigerung der Emissionen erfolgt,<br />

lassen sich keine THG-Vermeidungskosten definieren.<br />

Diese Pfade sind mit „keine Minderung“<br />

gekennzeichnet.<br />

Zur Einordnung dieser Kosten können zunächst<br />

exemplarische Vermeidungskosten anderer Klimaschutzoption<br />

betrachtet werden. Kosten für Emissionsminderung<br />

durch Aufforstung werden heute mit<br />

ca. 22 US-$ pro t CO 2 angegeben (Kap. 5.5). Andere<br />

erneuerbare Energien sind auch geeignete Klimaschutzoptionen<br />

mit teilweise deutlich geringern Vermeidungskosten.<br />

Windenergie kann in Deutschland<br />

im Durchschnitt zu 8 €ct pro kWh, an günstigen<br />

Standorten zu 5 €ct po kWh, bereitgestellt werden<br />

<strong>und</strong> verursacht im Durchschnitt Emissionen von nur<br />

25 g CO 2eq pro kWh (Durstewitz et al., 2008; Wagner<br />

et al., 2008). Daraus ergeben sich im Vergleich zum<br />

Referenzsystem (6,16 €ct pro kWh bei 935 g CO 2 eq<br />

pro kWh) Vermeidungskosten der Windenergie von<br />

22 € pro t CO 2 eq im Durchschnitt <strong>und</strong> sogar ein<br />

Gewinn, d. h. negative Vermeidungskosten von -11 €<br />

pro t CO 2eq an sehr guten Standorten. Die Photovoltaik<br />

kann in Deutschland im Mittel zu 42 €ct pro<br />

kWh <strong>und</strong> in südlichen sonnenreichen Ländern bei ca.<br />

25 €ct pro kWh bei Emissionen von 75 g CO 2 eq pro<br />

kWh Strom bereitstellen (Wagner et al., 2008; EPIA,<br />

2008). Damit liegen die Vermeidungskosten der Photovoltaik<br />

bei ca. 420 € pro t CO 2 eq bzw. 220 € pro<br />

Treibhausgasbilanzen 7.3<br />

Tabelle 7.3-5<br />

Gestehungskosten der fossilen Referenzsysteme sowie Referenzwerte für die spezifischen Emissionen, die vom WBGU zur<br />

Ableitung der Treibhausgasvermeidungskosten der einzelnen <strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade herangezogen werden. Fzg-km =<br />

Fahrzeugkilometer.<br />

Quelle: Müller-Langer et al., 2008<br />

Fossiler<br />

Referenzfall<br />

Gestehungskosten pro<br />

End- bzw. Nutzenergie<br />

Strom Steinkohle-KW 5,20 €ct / kWhel 80<br />

Erdgas-GuD 10,0 €ct / kWhel 20<br />

Wärme Heizöl-Heizung 10,8 €ct / kWhth 40<br />

Erdgas-Heizung 11,6 €ct / kWhth 60<br />

Mobilität Benzin-PKW 2,68 €ct / Fzg-km 60<br />

Diesel-PKW 2,58 €ct / Fzg-km 40<br />

Anteil am Mix<br />

[%]<br />

Referenzwert für die<br />

spezifischen Emissionen<br />

6,2 g CO 2- eq / kWh el<br />

11,3 g CO 2- eq / kWh th<br />

2,6 g CO 2- eq / Fzg-km<br />

K THG,S = K S – K Re f = ∆K mit ∆eTHG > 0<br />

e REF – e S<br />

∆e THG<br />

Gleichung 7.3-1<br />

K THG,S spezifische THG-Vermeidungskosten eines<br />

Nutzungspfads [€/t THG ]; K S spezifische Gestehungskosten<br />

eines Nutzungspfads [€/GJ EE ]; K REF spezifische Kosten<br />

des Referenzpfads (jeweils unter Berücksichtigung der<br />

Grenzkosten für fossile Energieträger) [€/GJ EE ]; ∆K<br />

Differenzkosten des Nutzungspfads gegenüber einem<br />

Referenzpfad [€/GJ EE ]; e S spezifische THG-Emissionen<br />

eines Nutzungspfads [kg THG/GJ EE ]; e REF spezifische THG-<br />

Emissionen des Referenzpfads [kg THG/GJ EE ]; ∆e THG<br />

spezifische THG-Vermeidung des Nutzungspfads gegenüber<br />

einem Referenzpfad [kg THG/GJ EE ].<br />

t CO 2eq. Die Wasserkraft verursacht Gestehungskosten<br />

von ca. 6 €ct pro kWh in Deutschland <strong>und</strong> global<br />

gesehen liegen diese Kosten für die große Wasserkraft<br />

bei ca. 4 €ct pro kWh (Fichtner, 2003). Die<br />

Emissionen der Wasserkraft liegen wie die der Windenergie<br />

bei ca. 25 g CO 2 eq pro kWh (Wagner et al.,<br />

2007). Strom aus Wasserkraft spart also Kosten ein,<br />

d. h. hat sogar negative Vermeidungskosten von bis<br />

zu -24 € pro t CO 2 eq. Die Treibhausgasbilanz der<br />

Wasserkraft ist allerdings insbesondere bei Stauseen<br />

aufgr<strong>und</strong> möglicher Methanemissionen mit großen<br />

Unsicherheiten behaftet, so dass sich in Einzelfällen<br />

deutlich andere Werte ergeben können.<br />

Für die gr<strong>und</strong>sätzliche Bewertung der dargestellten<br />

Vermeidungskosten greift der WBGU auf Studien<br />

zurück, in denen Grenzschadenskosten des Klimawandels,<br />

d. h. aggregierte volkswirtschaftliche<br />

Nettokosten, die durch Schäden aufgr<strong>und</strong> von Klimaänderungen<br />

weltweit entstehen (social cost of carbon),<br />

ermittelt werden sowie auf Studien der Grenzvermeidungskosten,<br />

bei denen sich global ausreichend<br />

Emissionsminderungen realisieren lassen,<br />

um die CO 2 -Konzentration in der Atmosphäre bei<br />

400 ppm zu stabilisieren. Auf Basis der Zahlen in Stu-<br />

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