Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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322 11 Forschungsempfehlungen<br />
künftig zuverlässigere Ergebnisse generiert werden<br />
können.<br />
11.2.3<br />
Soziale Nachhaltigkeit<br />
Vorliegende Fallstudien (Altenburg et al., 2008; van<br />
Eijck <strong>und</strong> Romijn, 2008; UNEP, 2007b) legen nahe,<br />
dass das wirtschaftlich <strong>und</strong> insbesondere das sozial<br />
<strong>nachhaltige</strong> Entwicklungspotenzial nicht nur von<br />
naturräumlichen Bedingungen, der jeweiligen Energiepflanze<br />
<strong>und</strong> Anbaumethoden abhängt, sondern<br />
insbesondere beim großskaligen Anbau auch von<br />
den politischen <strong>und</strong> sozioökonomischen Bedingungen<br />
sowie den Partizipations möglichkeiten der lokalen<br />
Bevölkerung.<br />
Der Anbau von Energiepflanzen (z. B. Jatropha)<br />
auf marginalen <strong>und</strong> degradierten Böden in Entwicklungsländern<br />
ist zunächst eine attraktive Option,<br />
um Konkurrenzen mit der Nahrungsmittelproduktion<br />
zu reduzieren. Oft werden diese marginalen<br />
Flächen jedoch bereits genutzt (meist von Bevölkerungsgruppen<br />
ohne Eigentumstitel), so dass Nutzungskonflikte<br />
entstehen. Daher ist Forschung zu<br />
den Fragen notwendig, welche Maßnahmen ergriffen<br />
werden müssen <strong>und</strong> welche Entscheidungsstrukturen<br />
geeignet sind, um marginales oder degradiertes<br />
Land für den Anbau von Energiepflanzen zu nutzen,<br />
ohne dass ländliche, arme Bevölkerungsgruppen<br />
ihre Wirtschaftsgr<strong>und</strong>lage verlieren bzw. wie sie<br />
in die Verwertungskette einbezogen werden können.<br />
Dabei geht es um die Konzipierung von Anreizmechanismen<br />
ebenso wie um institutionelle Voraussetzungen<br />
(u. a. Fragen der Zuständigkeiten zwischen<br />
Gebietskörper schaften <strong>und</strong> zu Landeigentumsverhältnissen).<br />
11.3<br />
<strong>Bioenergie</strong> <strong>und</strong> Energiesysteme<br />
Aus den Ergebnissen der Bewertung verschiedener<br />
<strong>Bioenergie</strong>nutzungspfade können wesentliche<br />
Schlüsse gezogen werden. Die Nutzung von Reststoffen<br />
<strong>und</strong> biogenen Abfällen, der Einsatz der Kraft-<br />
Wärme-Kopplung (KWK) <strong>und</strong> die Herstellung von<br />
Biomethan mit Speicherung des abgetrennten CO 2<br />
sind aus Sicht des Klimaschutzes attraktive Optionen,<br />
die weiter entwickelt werden sollten. Zudem<br />
muss die strategische Einbindung von <strong>Bioenergie</strong> in<br />
die künftigen Energiesysteme vor allem im Hinblick<br />
auf die stabilisierende Wirkung von Biomasse in<br />
elektrischen Netzen untersucht werden. Weiter kann<br />
Forschung helfen, die traditionelle Biomassenutzung<br />
vor allem in Entwicklungsländern wesentlich effizienter<br />
zu gestalten.<br />
11.3.1<br />
Technologien der <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />
Bessere Integration von <strong>Bioenergie</strong> in<br />
Energieversorgungsstrukturen<br />
Bei steigenden Anteilen von erneuerbaren Energien<br />
wie Wind- <strong>und</strong> Solarstrom bekommt ein effektives<br />
Energiemanagement zur Bereitstellung von Regelenergie<br />
eine immer größere Bedeutung. <strong>Bioenergie</strong><br />
ist wie fossile Energie zeitlich flexibel einsetzbar <strong>und</strong><br />
nimmt daher eine Sonderrolle unter den erneuerbaren<br />
Energien ein. Die optimale Einbindung von <strong>Bioenergie</strong>systemen<br />
in Versorgungsnetze sollte deshalb<br />
ein Schwerpunkt zukünftiger Forschungsanstrengungen<br />
sein. Ein viel versprechender Ansatz ist die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Verbreitung von kleinen mit Biomethan<br />
betriebenen KWK-Anlagen für Haushalte,<br />
die flexibel auf den aktuellen Strombedarf reagieren<br />
<strong>und</strong> in Form von virtuellen Kraftwerken das elektrische<br />
Netz mit hoher Dynamik stabilisieren können.<br />
Die Entwicklung dynamischer Systemanalysen<br />
des Stromsystems mit verschiedenen <strong>Bioenergie</strong>varianten<br />
zum Ausgleich fluktuierender Einspeisung<br />
ist notwendig, um den besten Platz für <strong>Bioenergie</strong><br />
in ihrer stabilisierenden Rolle im Energiesystem zu<br />
finden. Dazu gehören auch Bedarfsprognosen für<br />
Biostrom <strong>und</strong> Prognosen für die jahreszeitabhängige<br />
Verfügbarkeit von <strong>Bioenergie</strong>.<br />
Höhere Brennstoffnutzungsgrade durch<br />
KWK oder das Polygenerationkonzept<br />
Technische Systeme mit Kraft-Wärme- oder Kraft-<br />
Wärme-Kälte-Kopplung (Polygeneration) erlauben<br />
die höchsten Brennstoffnutzungsgrade. Besonders<br />
die gleichzeitige Erzeugung von Strom, Wärme<br />
<strong>und</strong> Kälte über thermochemische oder biochemische<br />
Wandlungsverfahren ist viel versprechend <strong>und</strong> sollte<br />
weiter vorangetrieben werden.<br />
Ein Schwachpunkt in der bisherigen Technologieentwicklung<br />
sind dezentrale KWK-Anlagen kleiner<br />
Leistung für feste, holzartige Biomasse. Besonders<br />
in der Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft fallen große Mengen<br />
an holzartigen Reststoffen an, die bislang dezentral<br />
nur zur Wärmeerzeugung genutzt werden können.<br />
In Zukunft erhöht sich jedoch der Anteil von<br />
dezentralen regenerativen Anlagen (z. B. Windturbinen<br />
<strong>und</strong> Photovoltaikanlagen), wodurch der Bedarf<br />
an Regelenergie in den Verteilnetzen steigt. Biogasanlagen<br />
können auch Verbrennungsanlagen in Verbindung<br />
mit einem Dampfkraftprozess (z. B. Organic<br />
Rankine-Cycle-Anlagen) als kleine KWK-Anlagen<br />
zur Bereitstellung von Regelenergie eingesetzt wer