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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Kasten 10.5-1<br />

Zahlungen für Ökosystemleistungen in Costa<br />

Rica<br />

In dem 1997 etablierten Programm Pagos por Servicios<br />

Ambientales in Costa Rica erhalten Landbesitzer Vergütungen<br />

für die Bereitstellung von Ökosystemleistungen aus<br />

Wäldern. Dabei leisten neben dem Staat auch private Nutznießer<br />

der Ökosystemleistungen, z. B. Wasserkraftwerke,<br />

freiwillige Zahlungen. Potenzielle Teilnehmer des Systems<br />

müssen zunächst einen Bewirtschaftungsplan vorlegen,<br />

der u. a. die Eigenschaften des betreffenden Waldstücks,<br />

die geplante Bewirtschaftungsmethode sowie die geplan-<br />

erste Ansätze entwickelt worden (Hawn, 2008). Nach<br />

Angaben von Carroll et al. (2007) tätigen allein die<br />

400 Wetland Banks in den USA Transaktionen in<br />

Höhe von mehr als 1 Mrd. US-$ im Jahr. Im privaten<br />

Sektor leisten darüber hinaus zivilgesellschaftliche<br />

Organisationen (NRO, Stiftungen usw.) finanzielle<br />

Beiträge für Schutzgebiete <strong>und</strong> der Erhaltung biologischer<br />

Vielfalt allgemein. Nach vorsichtigen Schätzungen<br />

werden Zahlungen von bis zu 1 Mrd. US-$<br />

pro Jahr für den internationalen Biodiversitätsschutz<br />

geleistet (OECD, 2003; Gutman <strong>und</strong> Davidson, 2007).<br />

Hinzu kommen Marktzahlungen für bestimmte privatisierbare<br />

Ökosystem leistungen wie Kohlenstoffzertifikate<br />

(Kasten 10.2-3), Bioprospektierung oder<br />

Ökotourismus (WBGU, 2000; 2004a). Dieses Segment<br />

hat derzeit eine Umfang von 1–2 Mrd. US-$<br />

<strong>und</strong> wird als sehr dynamisch eingeschätzt (Gutman<br />

<strong>und</strong> Davidson, 2007). Es bleibt abzuwarten, ob derartige<br />

Marktzahlungen künftig weiter zunehmen <strong>und</strong>,<br />

vor allem, ob sie als Kompensationen im internationalen<br />

Kontext eingesetzt werden.<br />

Internationale Kompensationszahlungen sind<br />

ge recht fertigt, weil lokal <strong>und</strong> national bereitgestellte<br />

biologische Vielfalt oftmals grenzüberschreitenden<br />

Nutzen stiftet (WBGU, 2000; MA, 2005a; Perrings<br />

<strong>und</strong> Gadgil, 2005). Die Verfügungsrechte der hierfür<br />

relevanten Ressourcen sind einzelnen Nationalstaaten<br />

zugewiesen, die so über das Angebot biologischer<br />

Vielfalt <strong>und</strong> daraus resultierender Ökosystemleistungen<br />

entscheiden. Drohen diese global wertvollen<br />

Leistungen zurückzugehen, können andere Länder<br />

konditionale Zahlungen anbieten, die die Nutzen-<br />

Kostenrelationen alternativer <strong>Landnutzung</strong>en im<br />

Standortland des Schutzguts zugunsten <strong>nachhaltige</strong>r<br />

Nutzungen verändern. Diese Zusammenhänge gelten<br />

vor allem in tropischen Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungsländern<br />

mit ihren global bedeutenden Ausstattungen<br />

an biologischer Vielfalt. Viele dieser Länder<br />

erwägen, die <strong>Bioenergie</strong>produktion erheblich auszubauen<br />

oder haben hierzu bereits Maßnahmen ergriffen<br />

(Kap. 4.1.2). Damit steigt direkt oder indirekt die<br />

Internationale Biodiversitätspolitik <strong>und</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Bioenergie</strong> 10.5<br />

ten Maßnahmen z. B. zur Verhinderung von Degradation<br />

durch Waldbrände oder illegalem Holzeinschlag enthält.<br />

Die Waldbesitzer erhalten zunächst über fünf Jahre regelmäßige<br />

Zahlungen aus dem speziell dafür eingerichteten<br />

Fonds Fondo Nacional de Financiamiento Forestal (Pagiola,<br />

2002). Im Anfangsjahr 1997 wurden ca. 14 Mio. US-$ für<br />

den Schutz von 79.000 ha bezahlt (Pearce, 2004). In Costa<br />

Rica, wie auch in Mexiko <strong>und</strong> in anderen Ländern, beteiligen<br />

sich internationale Geber an der Finanzierung, etwa die<br />

Weltbank <strong>und</strong> die Globale Umweltfazilität (GEF). In Costa<br />

Rica gab die Weltbank z. B. einen Kredit von 32,6 Mio. US-$<br />

<strong>und</strong> die GEF einen Zuschuss von 8 Mio. US-$ (World Bank,<br />

2002, 2008c).<br />

Gefahr degradierender Nutzungen von Landressourcen<br />

(Kap. 5.4), wodurch wiederum Implikationen für<br />

einen wirksamen Einsatz internationaler Zahlungen<br />

entstehen.<br />

10.5.2.1<br />

Finanzierung des globalen Schutzgebietsnetzes<br />

durch internationale Zahlungen<br />

Schätzungen für den Finanzierungsbedarf eines globalen<br />

Schutzgebietsnetzes einschließlich Meeresschutzgebiete<br />

variieren je nach Abgrenzungen <strong>und</strong><br />

Annahmen über den Schutzgrad (Gutman <strong>und</strong><br />

Davidson, 2007; Schmitt et al., 2007). So unterstellen<br />

Balmford et al. (2002) Kosten pro Jahr von 45 Mrd.<br />

US-$ 2000 . James et al. (1999) gehen von 27,5 Mrd.<br />

US-$ 1996 aus. Die gesamten Ausgaben für Schutzgebiete<br />

werden auf weltweit 6–10 Mrd. US-$ pro Jahr<br />

geschätzt, davon bringen Entwicklungsländer 1,3–2,5<br />

Mrd. US-$ auf (James et al., 1999; Molnar et al. 2004;<br />

Gutman <strong>und</strong> Davidson, 2007). Dabei kommen verschiedene<br />

Finanzierungsmechanismen zur Anwendung<br />

(Gutman <strong>und</strong> Davidson, 2007). Die Zahlungen<br />

schließen Ausgaben für das Schutzgebietsmanagement<br />

mit ein, nur ein geringer Teil stellt also Kompensationszahlungen<br />

dar. Die Höhe der derzeitigen<br />

internationalen Zahlungen für den gesamten Biodiversitätsschutz<br />

wird mit 4–5 Mrd. US-$ jährlich beziffert,<br />

davon 30–50 % für das Schutzgebietsnetz. R<strong>und</strong><br />

2 Mrd. US-$ werden im Rahmen der bi- <strong>und</strong> multilateralen<br />

Entwicklungszusammenarbeit der OECD-<br />

Staaten bereitgestellt (OECD, 2002; Gutman <strong>und</strong><br />

Davidson, 2007). Hierbei dominiert die bilaterale<br />

Entwicklungszusammenarbeit. Von Seiten Deutschlands<br />

ist vor allem das Tropenwaldschutzprogramm<br />

zu nennen, für das in 2007 Ausgaben in Höhe von<br />

über 100 Mio. € veranschlagt wurden (BMZ, 2008a,<br />

b). Hinzu kommen Debt-for-Nature Swaps, bei denen<br />

Auslandsschulden gegen Naturschutz getauscht werden<br />

(WBGU, 2000, 2002). Zwischen 1987 <strong>und</strong> 2003<br />

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