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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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156 7 Anbau <strong>und</strong> energetische Nutzung von Biomasse<br />

ger Jahre zur Entwaldung führen. Im Bereich <strong>nachhaltige</strong>r<br />

Forstwirtschaft existieren heute verschiedene<br />

Zertifizierungssysteme (Kap. 10.3.2.1).<br />

7.1.5.2<br />

Biomassenutzung in temperaten Wäldern<br />

Die temperaten Wälder liegen vorwiegend in der<br />

nördlichen Hemisphäre, in Europa, Ostasien <strong>und</strong><br />

dem östlichen Nordamerika. Ihr Anteil an der weltweiten<br />

Waldfläche liegt bei 25 % (Fischlin et al.,<br />

2007). In der EU ist ca. ein Drittel der Gesamtfläche<br />

von Wald bedeckt, wovon 12 % unter Schutz stehen.<br />

Etwa zwei Drittel der europäischen Wälder befinden<br />

sich in Privatbesitz (EU-Kommission, 2005d). In<br />

Deutschland beläuft sich die jährliche Holznutzung<br />

auf schätzungsweise 65 Mio. m 3 (BMELV, 2008).<br />

Neben der stofflichen Nutzung (Bau-, Papier-,<br />

Zellstoffindustrie) gewinnt die Restholznutzung für<br />

Energiezwecke in entwickelten Ländern zunehmend<br />

an Bedeutung. Im Fokus steht der nach dem Fällen<br />

liegen gebliebene Schlagabraum, unbewirtschaftete<br />

Aufwüchse <strong>und</strong> für industrielle Zwecke ungeeignete<br />

Einzelbäume. Je nach Bewirtschaftungsart des Waldes<br />

fallen unterschiedliche Mengen <strong>und</strong> Arten von<br />

Restholz an. Unbewirtschaftete, „überreife“ Wälder,<br />

die im Kahlschlagverfahren geerntet werden, enthalten<br />

mehr Restholz aus toten <strong>und</strong> kranken Bäumen,<br />

während Restholz aus bewirtschafteten Wälder<br />

vorwiegend aus Kronenholz <strong>und</strong> beim Ausdünnen<br />

geschlagenen, zu kleinen Bäumen besteht (Hakkila<br />

<strong>und</strong> Parikka, 2002).<br />

Kriterien für eine <strong>nachhaltige</strong> Waldbewirtschaftung<br />

umfassen neben den sozioökonomischen<br />

Aspekten auch die Waldges<strong>und</strong>heit, die Produktionskapazität,<br />

die Biodiversität, den Wasserhaushalt, die<br />

Bodenqualität sowie die Kohlenstoffbilanz (Raison,<br />

2005). Die Nachhaltigkeitsprinzipien des Forest Stewardship<br />

Council (FSC, 1996) fordern außerdem,<br />

dass einmalige <strong>und</strong> empfindliche Ökosysteme <strong>und</strong><br />

Landschaften trotz Nutzung erhalten bleiben <strong>und</strong><br />

die ökologischen Funktionen <strong>und</strong> die Unversehrtheit<br />

des Waldes gewährleistet werden (BUWAL, 1999).<br />

Baumpflanzungen mit Laubbäumen haben gemäß<br />

einer Metastudie von Guo <strong>und</strong> Gifford (2002) gegenüber<br />

dem temperaten Primärwald keine Einbuße des<br />

Kohlenstoffvorrats im Boden zur Folge. Bei Kiefernplantagen<br />

hingegen nimmt der Kohlenstoffvorrat im<br />

Boden gegenüber dem Primärwald bei Regenmengen<br />

über 1.500 mm pro Jahr ab (Guo <strong>und</strong> Gifford,<br />

2002). Eine Chronosequenz-Studie eines genutzten<br />

Buchenwalds zeigt, dass sich die Menge an gespeichertem<br />

Kohlenstoff im Boden innerhalb der Rotationszyklen<br />

nicht signifikant ändert (Hedde et al.,<br />

2008). Bei der Modellierung der Auswirkung einer<br />

Restholznutzung auf die Kohlenstoffbilanz eines<br />

Waldes fällt das Resultat je nach benutztem Modell<br />

jedoch sehr unterschiedlich aus (Palosuo et al.,<br />

2008).<br />

Eine zukünftige Restholznutzung wird sich<br />

stark auf die Waldflora <strong>und</strong> -fauna auswirken, da<br />

sich mit dem Entfernen von Biomasse das Mikroklima,<br />

die Bodeneigenschaften <strong>und</strong> die Nährstoffverhältnisse<br />

ändern <strong>und</strong> dadurch die Interaktionen<br />

zwischen Arten im Ökosystem beeinflusst werden<br />

(EEA, 2007a). Die Ressourcennutzung in europäischen<br />

Wäldern ist heute regional sehr unterschiedlich.<br />

Während vor allem in Finnland, dem Baltikum<br />

<strong>und</strong> in Belgien die Extraktionsrate von Biomasse<br />

aus Wäldern sehr hoch ist, liegt sie z. B. in Frankreich<br />

bei 56 % <strong>und</strong> in Italien bei lediglich 47 % des Ressourcenpotenzials<br />

(EEA, 2007a). Um eine <strong>nachhaltige</strong><br />

Nutzung von Restholz zu gewährleisten, legt die<br />

Europäische Umweltagentur aufgr<strong>und</strong> von Modelldaten<br />

eine Extraktionsrate von maximal 60 % des<br />

Ressourcenpotenzials in europäischen Wäldern fest,<br />

wobei Parameter wie die Hangneigung, der Wasserhaushalt<br />

<strong>und</strong> die Bodenfruchtbarkeit zu berücksichtigen<br />

sind (EEA, 2007a).<br />

7.1.5.3<br />

Biomassenutzung in borealen Wäldern<br />

Boreale Wälder bilden das nördlichste Biom mit<br />

Baumbewuchs <strong>und</strong> erstrecken sich über Eurasien<br />

<strong>und</strong> Nordamerika ungefähr zwischen 50° nördlicher<br />

Breite <strong>und</strong> dem Polarkreis. Ein Drittel der weltweiten<br />

Waldfläche liegt in der borealen Zone (Fischlin<br />

et al., 2007). Boreale Wälder speichern 26 % der terrestrischen<br />

Kohlenstoffvorräte, was den Kohlenstoffspeichern<br />

von tropischen <strong>und</strong> gemäßigten Wäldern<br />

zusammen entspricht (UNEP, 2002). In russischen<br />

Wäldern führten in den 1990er Jahren neben Kahlschlägen<br />

auch Wildfeuer, Schadinsektenbefall <strong>und</strong><br />

ungünstige Wetterereignisse zu großen Waldverlusten<br />

(UNEP, 2002).<br />

Holz aus Wäldern hat in den nordeuropäischen<br />

Staaten einen Anteil von 10 % an der gesamten<br />

genutzten Biomasse (Lunnan et al., 2008). Finnland<br />

<strong>und</strong> Schweden verfügen über die größten Biomassevorräte<br />

(Röser et al., 2008). In Finnland werden 20 %<br />

des Energiebedarfs über Holzprodukte – größtenteils<br />

Restholz <strong>und</strong> Schlagabraum – gedeckt (Lunnan<br />

et al., 2008). Röser et al. (2008) schätzen das jährliche<br />

Potenzial der Restholznutzung für Energiezwecke in<br />

den baltischen <strong>und</strong> nordeuropäischen Wäldern auf<br />

58 Mio. m 3 , was ungefähr 116 TWh entspricht.Mit<br />

der Restholznutzung wird den Organismen, die vom<br />

Totholz leben, die Nahrungsgr<strong>und</strong>lage entzogen.<br />

Jonsell et al. (2007) fanden auf Schlagabfällen über

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