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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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26 2 Motivationen für die Nutzung von <strong>Bioenergie</strong><br />

die energetische Nutzung nicht die einzige Nutzungsform<br />

von Biomasse. Die Frage nach einer <strong>nachhaltige</strong>n<br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzung ist daher nur ein Teilaspekt<br />

der weitergehenden Frage, auf welche Weise <strong>und</strong> für<br />

welche Zwecke die zwar erneuerbare, jedoch nicht<br />

unbegrenzt verfügbare globale Biomasse genutzt<br />

werden sollte, um eine global <strong>nachhaltige</strong> Entwicklung<br />

zu ermöglichen.<br />

Die folgenden Abschnitte beleuchten diejenigen<br />

Bereiche der <strong>Bioenergie</strong>nutzung, in denen der<br />

WBGU einen wesentlichen Beitrag zur <strong>nachhaltige</strong>n<br />

Entwicklung für möglich hält <strong>und</strong> die daher den<br />

Schwerpunkt der Analyse des Gutachtens bilden.<br />

2.2.1<br />

<strong>Bioenergie</strong>, Energiewende <strong>und</strong> Klimaschutz<br />

Ein wirksamer Klimaschutz ist eine unbedingte Voraussetzung,<br />

um eine global <strong>nachhaltige</strong> Entwicklung<br />

überhaupt zu ermöglichen (WBGU, 2007). Um einen<br />

gefährlichen Klimawandel noch zu verhindern, muss<br />

innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Trendumkehr<br />

<strong>und</strong> bis 2050 eine Halbierung der globalen<br />

Treib hausgasemissionen gegenüber dem Jahr 1990<br />

erreicht werden. 56,6 % der globalen Treibhausgasemissionen<br />

sind derzeit (2004) CO 2-Emissionen aus<br />

der Verbrennung fossiler Energieträger. Insgesamt<br />

trägt die zentrale Energieerzeugung 25,9 % zu den<br />

globalen THG-Emissionen bei, der Transport 13,1 %<br />

<strong>und</strong> die Industrie 19,4 % (IPCC, 2007c). Ein Umbau<br />

der Energiesysteme ist daher zur Erreichung der Klimaschutzziele<br />

unausweichlich (WBGU, 2003a, b).<br />

Zwei weitere für den Klimaschutz sehr relevante<br />

Sektoren sind der Forstbereich <strong>und</strong> die Landwirtschaft,<br />

die mit 17,4 % bzw. 13,5 % zu den globalen<br />

Treibhausgasemissionen beitragen. Die Emissionen<br />

aus dem Forstbereich sind dabei überwiegend CO 2 -<br />

Emissionen aus der fortschreitenden Entwaldung, die<br />

aus der Landwirtschaft je etwa zur Hälfte Methanemissionen<br />

<strong>und</strong> Lachgasemissionen (IPCC, 2007c).<br />

Ob die Klimaschutzziele erreicht werden können,<br />

hängt daher nicht nur von der Transformation der<br />

Energiesysteme, sondern in erheblichem Maß auch<br />

von der zukünftigen Entwicklung der globalen <strong>Landnutzung</strong><br />

ab.<br />

<strong>Bioenergie</strong>, soweit sie sich nicht auf die Nutzung<br />

von Rest- <strong>und</strong> Abfallstoffen beschränkt, ist direkt an<br />

die <strong>Landnutzung</strong> gekoppelt <strong>und</strong> hat daher das Potenzial,<br />

auch in diesen beiden Sektoren zu einer Veränderung<br />

der Emissionen zu führen. Sie bildet somit<br />

eine Schnittstelle zwischen den beiden größten Treibern<br />

des Klimawandels, den globalen Energiesystemen<br />

<strong>und</strong> der globalen <strong>Landnutzung</strong>.<br />

2.2.2<br />

<strong>Bioenergie</strong>, Energiewende <strong>und</strong> Energiearmut<br />

Ein weiteres Ziel der globalen Energiewende ist die<br />

Überwindung der Energiearmut in Entwicklungsländern.<br />

Energiearmut umfasst den Mangel an ausreichenden<br />

Wahlmöglichkeiten beim Zugang zu<br />

erschwinglichen, zuverlässigen, qualitativ hochwertigen,<br />

sicheren, ges<strong>und</strong>heitlich unbedenklichen <strong>und</strong><br />

umweltschonenden Energiedienstleistungen zur<br />

Deckung der Gr<strong>und</strong>bedürfnisse (WBGU, 2003a).<br />

Der Zugang zu moderner Energie ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Armutsbekämpfung <strong>und</strong> Voraussetzung<br />

für das Erreichen der Milleniumsentwicklungsziele<br />

(WBGU, 2003a). Gegenwärtig sind ca. 2,5<br />

Mrd. Menschen auf Biomasse als primäre Energiequelle<br />

zum Kochen angewiesen. In vielen Ländern,<br />

vor allem in Afrika südlich der Sahara, macht die Biomasse<br />

sogar mehr als 90 % des Energiekonsums der<br />

Haushalte aus (IEA, 2006b). Dabei handelt es sich<br />

überwiegend um traditionelle <strong>Bioenergie</strong>nutzung,<br />

die vielerorts durch hohe ges<strong>und</strong>heitliche Gefahren<br />

<strong>und</strong> ineffiziente Technologien gekennzeichnet<br />

ist (Kap. 8.2). Eine Weiterentwicklung der bestehenden<br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzung oder ihr Ersatz durch emissionsarme<br />

Energieformen ist aus Sicht des WBGU zur<br />

Überwindung der Energiearmut unbedingt geboten.<br />

2.2.3<br />

Spezifische Eigenschaften von Biomasse<br />

Da die in der Biosphäre jährlich erneuerte Biomasse<br />

begrenzt ist <strong>und</strong> ihre energetische Nutzung nur eine<br />

von verschiedenen Nutzungsformen darstellt, ist ein<br />

Ausbau der Energiepflanzenproduktion stets im<br />

Kontext konkurrierender Erfordernisse zu bewerten.<br />

Insbesondere durch die unbedingte Notwendigkeit,<br />

eine ausreichende Produktion von Nahrungsmitteln<br />

zu gewährleisten, ist die für den Energiepflanzenanbau<br />

zur Verfügung stehende Landfläche begrenzt.<br />

Auch ist die pro Fläche erreichbare Energieausbeute<br />

nicht unbegrenzt steigerbar, da der Wirkungsgrad<br />

der Photosynthese bei der Umwandlung der eingestrahlten<br />

Sonnenenergie in Biomasse einer theoretischen<br />

Höchstgrenze unterliegt. Daher ist es umso<br />

wichtiger, die <strong>Bioenergie</strong> nicht als bloßen quantitativen<br />

Beitrag zur Energiemenge zu sehen, sondern allgemein<br />

die qualitativen Eigenschaften von Biomasse<br />

daraufhin zu überprüfen, wie sie zu den Zielen eines<br />

<strong>nachhaltige</strong>n Energiesystems beitragen können.<br />

Eigenschaften von Biomasse als<br />

Energieträger<br />

Pflanzen sind in der Lage, ohne technologischen Aufwand<br />

Solarenergie aufzunehmen <strong>und</strong> zu speichern.

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