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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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Jahr 2075 modelliert <strong>und</strong> dabei in zwei Szenarien<br />

zwischen Regenfeldbau <strong>und</strong> Bewässerungsfeldbau<br />

unterschieden (Abb. 5.6-1). Dabei zeigt sich, dass bei<br />

den getroffenen Modellannahmen durch den Ausbau<br />

von Energiepflanzen in Kanada, Brasilien, Russland<br />

<strong>und</strong> Indonesien sowie einigen Ländern in Afrika südlich<br />

der Sahara keine kritischen Entwicklungen im<br />

Wassersektor zu erwarten sind. In einer Reihe von<br />

Ländern, die bereits heute von Wasserknappheit<br />

betroffen sind, ist jedoch eine Verschärfung der Lage<br />

absehbar, selbst wenn die Kultivierung von Energiepflanzen<br />

nur im Regenfeldbau erfolgt (z. B. Südafrika,<br />

Polen, Türkei, China <strong>und</strong> Indien). Schließlich<br />

gibt es eine Gruppe von Ländern, die durch den<br />

Energiepflanzenanbau die kritische Schwelle einer<br />

Wasserentnahme von mehr als 25 % des verfügbaren<br />

Wassers überschreitet (USA, Argentinien).<br />

Die Integration von Energiepflanzen in <strong>Landnutzung</strong>sstrategien<br />

ist eine Herausforderung, bei der<br />

es vor allem um die Berücksichtigung der lokalen<br />

Effekte <strong>und</strong> Zielkonflikte geht: so kann eine Plantage<br />

mit schnellwachsenden Bäumen (KUP) aufgr<strong>und</strong><br />

der hohen Evapotranspiration nicht nur die Wasserknappheit<br />

in einer Region vergrößern, sondern auch<br />

die Wasserversorgung von Anrainern verschlechtern<br />

<strong>und</strong> benachbarte Ökosysteme beeinträchtigen (Calder,<br />

1999; Perrot-Maître <strong>und</strong> Davis, 2001; Berndes,<br />

2008). Umgekehrt ist die verstärkte Nutzung marginaler<br />

Flächen (z. B. Weideland) für den <strong>nachhaltige</strong>n<br />

Anbau von Energiepflanzen eine Option zur Vermeidung<br />

von Nutzungskonkurrenzen um Wasser <strong>und</strong><br />

bietet die Möglichkeit einer effizienteren Nutzung<br />

von Wasser, das den Pflanzen als Bodenfeuchte zur<br />

Verfügung steht („grünes Wasser“). Wenn mehrjährige<br />

Energiepflanzen auf marginalen Flächen kultiviert<br />

werden, dann könnte die wachsende Nachfrage<br />

nach <strong>Bioenergie</strong> auch ein Motor zur Verbreitung von<br />

<strong>Landnutzung</strong>ssystemen mit einer verbesserten Wassernutzungseffizienz<br />

sein (Berndes, 2008). Da eine<br />

Reihe von Energiepflanzen dürreresistent <strong>und</strong> relativ<br />

wassereffizient sind, eröffnet dies Optionen zur<br />

Minderung der Nutzungskonkurrenz um Wasser zwischen<br />

Nahrungs- <strong>und</strong> Energiepflanzen. Pflanzen, die<br />

das ganze Jahr eine Fläche bedecken, nutzen nicht<br />

nur jeden Niederschlag, sie schützen auch die Böden<br />

vor Erosion <strong>und</strong> sorgen für Beschattung. So können<br />

beispielsweise agroforstwirtschaftliche Systeme die<br />

Wasserproduktivität erhöhen, weil der Anteil unproduktiver<br />

Niederschlagsverluste gesenkt wird, der<br />

sonst durch Abfluss oder durch Verdunstung verloren<br />

ginge (Ong et al., 2006). Um den Einfluss von<br />

<strong>Landnutzung</strong>spraktiken auf die Wasserverfügbarkeit<br />

in seiner Gesamtheit zu erfassen, sollte daher<br />

vor einem großflächigen Anbau von Energiepflanzen<br />

eine integrierte Analyse des Wassereinzugsge-<br />

Nutzungskonkurrenz um Boden <strong>und</strong> Wasser 5.6<br />

bietes durchgeführt werden, was jedoch bisher kaum<br />

geschieht (Rockström et al., 2007).<br />

5.6.3<br />

Folgerungen: Energiepflanzenanbau in<br />

<strong>nachhaltige</strong>s Boden- <strong>und</strong> Wassermanagement<br />

integrieren<br />

Eine ambitionierte Ausweitung des Energiepflanzenanbaus<br />

<strong>und</strong> nicht angepasste Anbausysteme<br />

(Kap. 7.1) können den Nutzungsdruck auf die verfügbaren<br />

Ressourcen stark erhöhen. Dabei kann es zu<br />

Konkurrenzen zwischen dem Anbau von Nahrungs-<br />

<strong>und</strong> Energiepflanzen kommen, nicht nur um das verfügbare<br />

Land, sondern auch um das verfügbare Wasser.<br />

Derzeit stellt sich dies zwar noch nicht als großes<br />

Problem dar, aber bei einer anhaltenden Förderung<br />

nicht angepasster Anbausysteme kann sich dies in<br />

kritischen Regionen in kurzer Zeit zu einem erheblichen<br />

Problem entwickeln. Der Anbau von Energiepflanzen<br />

sollte nicht dazu führen, dass eine Region<br />

unter Wasserstress gerät oder dass die Bodendegradation<br />

die Bodenschutzleitplanke überschreitet<br />

(Kap. 3). Dann wäre der zu erwartende gesellschaftliche<br />

Nutzen aus Energiepflanzen kleiner als der Schaden<br />

durch erhöhte Bodendegradation <strong>und</strong> zu geringe<br />

Wasserfügbarkeit.<br />

Das Comprehensive Assessment of Water Management<br />

in Agriculture (IWMI, 2007), die SIWI-Studie<br />

(L<strong>und</strong>qvist et al., 2008) <strong>und</strong> die GLASOD-Studie<br />

(Oldeman et al., 1991; Oldeman, 1992) machen deutlich:<br />

Die aktuellen Trends der globalen Wasser- <strong>und</strong><br />

Bodennutzung zeigen in die falsche Richtung. Ohne<br />

Politikwandel wird der Weg in vielen Regionen in<br />

eine verschärfte Wasserkrise <strong>und</strong> zu erhöhter Bodendegradation<br />

führen. In bereits von Wasserstress oder<br />

Bodendegradation stark betroffenen Regionen darf<br />

der Anbau von Energiepflanzen diese negativen<br />

Umweltwirkungen nicht verstärken. Allerdings kann<br />

bei richtiger Technik der Anbau angepasster Energiepflanzen<br />

sogar zu einer Verbesserung der Lage<br />

führen. Langfristig bietet der Anbau von Energiepflanzen<br />

auf marginalen <strong>und</strong> degradierten Flächen<br />

eine strategische Option, weil restaurierte Flächen<br />

künftig für die Nahrungsproduktion zur Verfügung<br />

stehen. Die Auswahl des Anbausystems ist dabei von<br />

entscheidender Bedeutung, weil sie sich die Anbausysteme<br />

im Wasserbedarf <strong>und</strong> ihren Ansprüchen an<br />

die Bodenqualität teilweise erheblich unterscheiden<br />

(Kap. 7.1). Energiepflanzen ebenso wie Aufforstungen<br />

zur CO 2 -Speicherung sind neue Triebkräfte<br />

im <strong>Landnutzung</strong>ssektor, die möglicherweise große,<br />

derzeit aber kaum untersuchte Auswirkungen auf<br />

die Wassernutzung haben können (Berndes, 2002;<br />

Jackson et al., 2005). Bislang ist die Diskussion um<br />

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