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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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152 7 Anbau <strong>und</strong> energetische Nutzung von Biomasse<br />

Schadstoff- <strong>und</strong> Nährstoffmanagements landwirtschaftlicher<br />

Biomasseproduktion auf die THG-Emissionen<br />

<strong>und</strong> ökologische Nachhaltigkeit (Kägi et al.,<br />

2007). Extensive Wiesen produzieren gemäß dieser<br />

Studie durchschnittlich 2,7 t Trockensubstanz (TS)<br />

pro ha, biologisch bewirtschaftete Dauerwiesen 9,9 t<br />

TS pro ha <strong>und</strong> Dauerwiesen mit Bewirtschaftung<br />

nach integrierter Produktion 11,7 t TS pro ha. Integrierte<br />

Produktion ist eine Anbaumethode mit möglichst<br />

geringen Umweltauswirkungen, aber bei weniger<br />

strikten Anforderungen als bei der kontrollierten<br />

biologischen Produktion. Für die <strong>Bioenergie</strong>produktion<br />

durch Gras ist gemäß dieser Studie die intensivere<br />

IP-Bewirtschaftung vorzuziehen, da diese nicht<br />

nur 10–15 % mehr Ertrag erbringt als der Biolandbau,<br />

sondern auch nur geringe Unterschiede in den<br />

Umweltwirkungen feststellbar sind. Der Umrechnungsfaktor<br />

der Ethanolausbeute für Gras (Stärkeäquivalentwerte)<br />

wird mit 0,24 kg pro kg TS angegeben.<br />

Extensiv bewirtschaftete Wiesen haben pro<br />

kg TS insgesamt geringere Umweltlasten als intensiv<br />

bewirtschaftete. Aber sowohl intensiv als auch<br />

extensiv bewirtschaftete Wiesen erbringen pro Produkteinheit<br />

bessere Ergebnisse bezüglich Umweltlast<br />

<strong>und</strong> Ertragsverlust als eine mittlere Bewirtschaftungsintensität<br />

(Kägi et al., 2007). Bei extensivem<br />

Anbau von Gras ergeben sich gemäß der Ökobilanzstudie<br />

zu Energieprodukten der EMPA (Zah et al.,<br />

2007) weniger THG-Emissionen als bei der intensiven<br />

Bewirtschaftung, dafür nimmt die Biomasseproduktion<br />

<strong>und</strong> Ethanolausbeute ab, so dass in der<br />

Studie keine eigentlich bevorzugte Anbaumethode<br />

empfohlen wird.<br />

Im so genannten DOK-Versuch, einem Langzeitexperiment<br />

des Forschungsinstituts für biologischen<br />

Landbau (FibL) in der Schweiz, wurden<br />

seit den 1970er Jahren unterschiedliche Anbausysteme<br />

(biologisch, biologisch-dynamisch, konventionell<br />

also entsprechend der integrierten Produktion)<br />

<strong>und</strong> verschiedene Düngerformen (Hofdünger, Hof-<br />

<strong>und</strong> Mineraldünger, Mineraldünger) <strong>und</strong> -intensitäten<br />

miteinander verglichen (FiBL, 2001; Maeder et<br />

al., 2002). Die Erträge der Kunstwiesen (d. h. Wiesen<br />

in der Ackerrotation) waren bei der ökologischen<br />

Bewirtschaftung in den ersten zwei Rotationsfolgen<br />

(je 7 Jahre) nur um 11–13 % geringer als beim konventionellen<br />

Anbau. Die Ertragsunterschiede vergrößerten<br />

sich geringfügig in der dritten Fruchtfolgeperiode<br />

(FiBL, 2001). Gr<strong>und</strong>sätzlich ist im ökologischen<br />

Landbau ohne Mineraldüngereinsatz <strong>und</strong><br />

ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz mit<br />

einer Ertragseinbuße von ca. 20 % zu rechnen (FiBL,<br />

2001; Maeder et al., 2002). Der Dünger- <strong>und</strong> Energieeinsatz<br />

reduziert sich dafür gegenüber dem konventionellen<br />

Anbau um 34 % resp. 53 % <strong>und</strong> der Pestizideinsatz<br />

um 97 % (Maeder et al. 2002).<br />

Die Kohlenstoffaufnahme in temperatem Grasland<br />

kann durch Stickstoffdüngung beeinflusst werden<br />

(Soussana et al., 2004). Eine moderate Stickstoffzugabe<br />

fördert die Kohlenstoffaufnahme des<br />

Bodens, während durch eine zu hohe Stickstoffdüngung<br />

die Mineralisierung von organischem Kohlenstoff<br />

angeregt wird (Soussana et al., 2004). Um also<br />

möglichst viel Kohlenstoff in Grasböden zu speichern,<br />

empfehlen die Autoren auf stark gedüngten<br />

Grasflächen den Nährstoffinput zu reduzieren <strong>und</strong><br />

auf extensiv bewirtschafteten Grasländern moderat<br />

zu düngen (Soussana et al., 2004). Ausgeschlossen<br />

von dieser Empfehlung sind Berg- <strong>und</strong> Feuchtwiesen,<br />

die schon natürlicherweise große Kohlenstoffspeicher<br />

aufweisen.<br />

7.1.5<br />

Wälder als Biomasselieferanten<br />

7.1.5.1<br />

Biomassenutzung in tropischen Wäldern<br />

Der Anteil tropischer Wälder an der globalen Waldfläche<br />

liegt nach Schätzungen der FAO bei 42 %<br />

(Hakkila <strong>und</strong> Parikka, 2002). Weltweit wurden im<br />

Jahr 2005 insgesamt ungefähr 2,8 Mrd. m 3 Holz aus<br />

Wäldern genutzt (FAO, 2006c). Der Anteil der direkten<br />

Holzverwertung als Brennholz (vor allem durch<br />

Entwicklungsländer) liegt global gemittelt bei ungefähr<br />

40 % (Afrika 88 %, Nord- <strong>und</strong> Zentralamerika<br />

13 %), der Rest wird industriell verarbeitet (FAO,<br />

2006c). Illegale Holzentnahmen <strong>und</strong> das Sammeln<br />

von Feuerholz durch Privatpersonen fließen nur in<br />

die Resultate der FAO-Waldstatistik ein, wenn dazu<br />

Zahlen von einzelnen Staaten gemeldet werden<br />

(FAO, 2006c).<br />

Die Ausweitung des Straßennetzes in Tropenwaldgebieten<br />

führt mittelfristig fast unweigerlich zur Entwaldung<br />

(Asner et al., 2006; Fearnside, 2008). Regenwald<br />

im brasilianischen Amazonasgebiet mit einem<br />

Abstand von weniger als 25 km zu einer Straße<br />

unterliegt einem viermal größeren Risiko abgeholzt<br />

zu werden als Waldflächen außerhalb dieses Radius<br />

(Asner et al., 2006). Unangemessene selektive Holzernten,<br />

unerlaubter Holzeinschlag <strong>und</strong> durch Menschen<br />

verursachte Feuer greifen weiter negativ in<br />

die Kohlenstoffbilanz der tropischen Wälder ein<br />

<strong>und</strong> bedrängen die biologische Vielfalt (z. B. WBGU,<br />

1998; Cochrane, 2003; Nepstad et al., 2008; Fearnside,<br />

2008). Nach dem Holzeinschlag nimmt nicht<br />

nur der Artenreichtum der nachwachsenden Pflanzen<br />

ab, auch invasive Arten breiten sich viel schneller<br />

aus als im naturbelassenen Wald (Baret et al., 2007).<br />

Weiter zeigte eine statistische Studie zu den Vogel-

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