Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
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342 12 Handlungsempfehlungen<br />
Kraft‑Wärme‑Kopplung <strong>und</strong> Gas‑<strong>und</strong>‑<br />
Dampfkraftwerke fördern<br />
Für eine effiziente Nutzung der <strong>Bioenergie</strong> in Energiesystemen<br />
ist die Verbreitung <strong>und</strong> Anwendung<br />
technisch effizienter Konversionsanlagen von hoher<br />
Bedeutung. Dies gilt vor allem für KWK-Anlagen<br />
sowie für GuD-Kraftwerke. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />
dieser Anlagentechniken wird maßgeblich durch<br />
den energie- <strong>und</strong> klimapolitischen Rahmen beeinflusst.<br />
Daher ist es wichtig, dass die Zertifikatszuteilung<br />
in Emissionshandelsystemen nicht kostenlos<br />
erfolgt bzw. kostenlose Zuteilungen wie im Europäischen<br />
Emissionshandelssystem (ETS) entschlossen<br />
zurückgeführt werden. Um die hohe Effizienz<br />
von KWK im ETS anzuerkennen, sollten weiterhin<br />
Freizertifikate zugeteilt bzw. Abschläge bei den Zertifikatspflichten<br />
vorgesehen werden. In Sektoren, die<br />
nicht dem Emissionshandel unterworfen sind, sollten<br />
partielle Steuerbefreiungen fortgeschrieben werden.<br />
In Ländern ohne Emissionshandel oder ohne CO 2 -<br />
Emissionsabgaben können Investitionszulagen oder<br />
Output-Subventionen in Abhängigkeit eines effizienten<br />
Stands der Anlagentechnik geleistet werden.<br />
Wärmebereitstellung durch Biomasse in<br />
Gebäuden nur übergangsweise fördern<br />
Die Wärmebereitstellung in Gebäuden erfolgt am<br />
effizientesten in Kombination mit der Stromerzeugung<br />
über die KWK sowie langfristig mit Wärmepumpen,<br />
die mit regenerativem Strom betrieben werden.<br />
Hohe Infrastrukturinvestitionen in das Fern-<br />
<strong>und</strong> Nahwärmenetz lassen die Nutzung von Holz-,<br />
Hackschnitzel- <strong>und</strong> Pelletheizungen besonders im<br />
ländlichen Raum als Übergangslösung angebracht<br />
erscheinen. Aufgr<strong>und</strong> ausgeprägter Beharrungswiderstände<br />
besonders bei privaten Haushalten selbst<br />
gegenüber technisch effizienten <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />
lohnenden Verbrennungstechnologien kann neben<br />
ordnungsrechtlichen Auflagen eine Förderung durch<br />
vergünstigte Darlehen oder Investitionszulagen bei<br />
der Umstellung auf effiziente Biomasseheizanlagen<br />
sinnvoll sein. Soweit noch keine strengen Auflagen<br />
für Feinstaubemissionen gelten, sind diese parallel<br />
zur Förderung einzuführen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />
Stoffliche Nutzung von Biomasse<br />
strategisch gestalten<br />
Zur Ableitung von Strategien zur stofflichen Nutzung<br />
von Biomasse aus Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />
sollte eine Stoffstromanalyse erstellt werden, die den<br />
Status Quo auf nationaler <strong>und</strong> globaler Ebene erfasst<br />
(Herstellung, Nutzung, Recycling <strong>und</strong> Entsorgung;<br />
jeweils auch Im- <strong>und</strong> Exporte) <strong>und</strong> dabei auch die<br />
globale Flächeninanspruchnahme bilanziert. In Szenarien<br />
sollten absehbare Entwicklungen <strong>und</strong> Handlungsoptionen<br />
beschrieben werden (zunehmende<br />
Konkurrenz zwischen energetischer <strong>und</strong> stofflicher<br />
Nutzung sowie zwischen landwirtschaftlicher <strong>und</strong><br />
forstwirtschaftlicher Ressourcenbasis; Perspektiven<br />
des Ersatzes erdölbasierter Produkte wie Kunststoffe,<br />
Schmierstoffe oder Bitumen; Kohlenstoffbindung<br />
durch langlebige Holzprodukte; Kaskadennutzung<br />
von biogen erzeugten Produkten mit abschließender<br />
energetischer Nutzung). Für zentrale Stoff- <strong>und</strong> Produktkategorien<br />
wie etwa Zellstoff <strong>und</strong> Papierprodukte<br />
sollten vergleichbar wie bei <strong>Bioenergie</strong> Nachhaltigkeitsstandards<br />
für den Anbau <strong>und</strong> die Gewinnung<br />
der Rohstoffe festgelegt <strong>und</strong> Produktstandards<br />
mit hohen Recylingquoten gesetzt werden. Durch<br />
geeignete Maßnahmen sollte der hohe Ressourcen-<br />
<strong>und</strong> Produktverbrauch massiv gesenkt werden.<br />
Internationales Abkommen über<br />
(Bio)Energiesubventionen initiieren<br />
Eine Subventionierung der <strong>Bioenergie</strong> als eine Form<br />
erneuerbarer Energien ist im Kontext mit anderen<br />
Energiesubventionen, insbesondere mit Subventionen<br />
für fossile Energien, zu sehen. Im Hinblick auf<br />
eine <strong>nachhaltige</strong> Energiewende sollten nationale Förderpolitiken<br />
zur Energieproduktion <strong>und</strong> -nutzung<br />
umgebaut werden <strong>und</strong> Nachhaltigkeitskriterien ein<br />
stärkeres Gewicht bekommen. Dies gilt sowohl für<br />
die Förderpolitik der Industrie- als auch der Schwellenländer.<br />
Nach Meinung des WBGU kann ein solcher<br />
Politikwechsel am ehesten dann ohne bedeutende<br />
Wettbewerbseffekte umgesetzt werden, wenn<br />
die Staaten den Abbau nicht <strong>nachhaltige</strong>r Energiesubventionen<br />
gemeinsam angehen <strong>und</strong> auf internationaler<br />
Ebene koordinieren sowie Prinzipien zur<br />
Zulässigkeit von Energiesubventionen vereinbaren,<br />
die sich an Nachhaltigkeitszielen orientieren.<br />
Dies könnte im Rahmen von Verhandlungen über<br />
ein Multilaterales Energiesubventionsabkommen<br />
(MESA) geschehen. Ein solches Abkommen, das<br />
zunächst plurilateralen Charakter hätte <strong>und</strong> zumindest<br />
die wichtigsten Energie produzierenden oder<br />
verbrauchenden Länder erfassen sollte, könnte langfristig<br />
im WTO-Regelwerk verortet werden.<br />
12.5<br />
Nachhaltiges <strong>Bioenergie</strong>potenzial in Entwicklungs-<br />
<strong>und</strong> Schwellenländern nutzen<br />
Die traditionelle Biomassenutzung stellt die Gr<strong>und</strong>lage<br />
zum Kochen <strong>und</strong> zur Wärmeerzeugung für ca.<br />
2,5 Mrd. Menschen dar. Durch den Einsatz kostengünstiger<br />
<strong>und</strong> einfacher Technologien kann die Effizienz<br />
der traditionellen Biomassenutzung signifikant<br />
erhöht <strong>und</strong> die wirtschaftliche <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Situation vieler Menschen verbessert werden.<br />
Zwar sind in der internationalen Entwicklungszu-