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Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung

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56 4 <strong>Bioenergie</strong>, <strong>Landnutzung</strong> <strong>und</strong> Energiesysteme: Status Quo <strong>und</strong> Trends<br />

Organisches Material [t/ha]<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 >170<br />

Jahre nach Kahlschlag<br />

Abbildung 4.2-5<br />

Veränderung der Menge organischen Materials auf dem<br />

Waldboden nach Kahlschlag nordischer Laubholzwaldbestände.<br />

Die Punkte sind Durchschnittswerte von 30 Proben<br />

pro Waldbestand mit 95 % Vertrauensintervallen.<br />

Quelle: Bormann <strong>und</strong> Likens, 1979<br />

beträgt in europäischen Wäldern der Anteil des im<br />

Boden gespeicherten Kohlenstoffs r<strong>und</strong> zwei Drittel<br />

(FAO, 2006c).<br />

In den letzten 20 Jahren dominierten die Kohlenstoffverluste<br />

als Folge von <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />

durch die Rodung von Tropenwäldern für die Weide-<br />

<strong>und</strong> Ackernutzung (IPCC, 2007b). So fällt z. B. in<br />

Brasilien der Tropenwald weitflächig dem Anbau<br />

von Soja zum Opfer (Tollefson, 2008). Kritisch sind<br />

diese Kohlenstoffverluste durch Rodung vor allem<br />

deswegen, weil nicht nur große, sondern auch sehr<br />

alte Kohlenstoffspeicher vernichtet werden. Besonders<br />

die Kohlenstoffspeicher im Holz <strong>und</strong> Totholz<br />

können mehrere Jahrzehnte bis Jahrh<strong>und</strong>erte, im<br />

Humus auch Jahrh<strong>und</strong>erte bis Jahrtausende, geb<strong>und</strong>en<br />

sein (Vieira et al., 2005). Da sich die Kohlenstoffspeicher<br />

in ständiger Wechselwirkung mit der Umgebung<br />

befinden, sind die Auswirkungen einer Rodung<br />

von Wäldern für die <strong>Bioenergie</strong>nutzung regional<br />

sehr unterschiedlich. Beispielsweise hängt die Veränderung<br />

der Kohlenstoffspeicher im Boden gerodeter<br />

tropischer Wälder, die zu Weiden konvertiert<br />

werden, stark vom jeweiligen Bodentyp ab (Abb.<br />

4.2-5; Bormann <strong>und</strong> Likens, 1979; López-Ulloa et al.,<br />

2005). So verlor eine Weidefläche auf ehemaligem<br />

Regenwaldboden nach 25 Jahren bei einem lehmigen<br />

Untergr<strong>und</strong> netto fast fünfzehnmal soviel organischen<br />

Kohlenstoff pro Fläche wie unter einem<br />

Sandboden, wo der Kohlenstoffspeicher in diesem<br />

Zeitraum fast konstant blieb (van Dam et al., 1997).<br />

Zudem hängt es stark von Art <strong>und</strong> Intensität der<br />

<strong>Landnutzung</strong>sänderung im Rahmen einer <strong>Bioenergie</strong>nutzung<br />

ab, wie viel Kohlenstoff das Ökosystem<br />

verliert. Ob nur der jährliche Zuwachs für die traditionelle<br />

<strong>Bioenergie</strong>nutzung verwendet wird, ob ganze<br />

Bäume oder große Flächen für eine <strong>Bioenergie</strong>plantage<br />

gerodet werden oder ob der Boden durch Erntemaschinen<br />

oder Feuer in Mitleidenschaft gezogen<br />

oder gar erodiert wird, bestimmt maßgeblich, welche<br />

direkten Auswirkungen die Konversion auf die Kohlenstoffverluste<br />

hat.<br />

Darüber hinaus hat der verbleibende Kohlenstoffspeicher,<br />

sei es im Boden oder in der zurückbleibenden<br />

Vegetation, einen deutlichen Einfluss<br />

auf den weiteren Verlauf der Kohlenstoffverluste.<br />

Bleibt viel tote Biomasse nach der Rodung auf der<br />

Fläche zurück oder sind die Böden reich an organischer<br />

Substanz, dann wird diese von Mikroorganismen<br />

abgebaut, solange keine neue Vegetation den<br />

Boden beschattet (Bormann <strong>und</strong> Likens, 1979). So<br />

können junge Baumplantagen je nach Baumart <strong>und</strong><br />

Region durch eine erhöhte Bodenatmung mehrere<br />

Jahre bis Jahrzehnte noch Kohlenstoffquellen sein,<br />

trotz Wachstums der Bäume (Abb. 4.2-6; Harcombe<br />

et al., 1990; Buchmann <strong>und</strong> Schulze, 1999; Baldocchi,<br />

2008).<br />

Auch der Stickstoffhaushalt ist von <strong>Landnutzung</strong>sänderungen<br />

betroffen. Durch Rodung tropischer<br />

Wälder erhöhen sich die Lachgas- <strong>und</strong> Stickoxidemissionen<br />

in Abhängigkeit des Stickstoffeintrags,<br />

der Temperatur <strong>und</strong> der Feuchtigkeit um 30–350 %<br />

(IPCC, 2007b). Wird die Fläche nicht gerodet, sondern<br />

abgebrannt, dann entweicht der Kohlenstoff aus<br />

Biomasse <strong>und</strong> Boden während des Verbrennungsprozesses<br />

sofort als CO 2, bei unvollständiger Verbrennung<br />

auch als CO <strong>und</strong> Methan (CH 4 ) in die Atmosphäre.<br />

Wald- <strong>und</strong> Buschbrände (ohne Brandrodungen)<br />

setzten jährlich 1,7–4,1 Gt C frei, was etwa<br />

3–8 % der gesamten terrestrischen Nettoprimärproduktion<br />

entspricht (IPCC, 2007b). Ungefähr 14 %<br />

der anthropogenen CH 4-Emissionen werden auf das<br />

Verbrennen von Biomasse zurückgeführt (Wuebbles<br />

<strong>und</strong> Hayhoe, 2002). Die Kohlenstoffverluste sind<br />

auch hier regional in Abhängigkeit von der Landbedeckung<br />

sehr unterschiedlich <strong>und</strong> hängen zudem von<br />

Nettokohlenstofffluss [g C/m 2 <strong>und</strong> Jahr]<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

-400<br />

-600<br />

1 10<br />

100 1.000<br />

Bestandsalter nach Störung [Jahre]<br />

Abbildung 4.2-6<br />

Die Beziehung zwischen dem Nettokohlenstofffluss <strong>und</strong> dem<br />

Waldbestandsalter nach einer Störung. Die Daten stammen<br />

aus mehreren Chronosequenzstudien über Nadelbäume aus<br />

Zentral- <strong>und</strong> Westkanada <strong>und</strong> der pazifischen Nordwestküste<br />

der USA.<br />

Quelle: Baldocchi, 2008

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